Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Analyse zur Kritik am Komiker
Cedric Schilds Schleich­werbung ist nur für Naive ein Problem

Schon ist ihm wieder einer ins Netz gegangen: Influencer Cedric Schild.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Nun also könnte man sich empören, dass Cedric Schild in seinem Film über die Enkeltrickbetrüger Schleichwerbung für alkoholische Getränke gemacht hat. Beziehungsweise für eine Firma, die der 32-Jährige selbst mitgegründet hat und die sogenannte Hard Seltzer vertreibt: Mineralwasser, die mit Aromen und Alkohol versetzt sind. Aufgedeckt hat dies das Onlinemagazin «Republik».

Selbstverständlich ist die Schleichwerbung in moralischer Hinsicht nicht unproblematisch: Zu Schilds avisierter Zielgruppe gehören auch Kinder und Jugendliche. Schilds Verantwortung könnte es sein, dass er alles tut, um diesen Teil seiner Zielgruppe vom schädlichen Konsum abzuhalten – und sich dabei nicht nur auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen seiner Alkoholfirma beruft.

Für einen Journalisten ist es ein Tabu, Werbung zu machen. Schleichwerbung erst recht. Doch genau hier wird das Missverständnis der Empörten deutlich: Schild hat zwar eine journalistische Ausbildung absolviert – und er hebt das auch gern hervor. Aber das heisst noch lange nicht, dass er auch so wie ein Journalist arbeitet.

Ein Influencer mit klarem Geschäftskonzept

Einige dachten wohl, Cedric Schild sei einer, der Aufklärung und Entertainment verbinde, der den Jugendlichen journalistische Inhalte näherbringe – und das alles nach den strengen Richtlinien des Schweizer Presserates. Aber diese Sicht ist naiv. Denn Schild hat immer Werbung gemacht. Das war nie ein Geheimnis. Er war also nie Journalist. Sondern Influencer mit einem ganz klaren Geschäftskonzept.

Und Schild ist und bleibt ein Filou. Im konkreten Fall hat er das Medienhaus Ringier für sich genutzt, das die junge Zielgruppe erreichen will – und dabei offenbar in Kauf nahm, dass sein mutmasslich wertvollster Mitarbeiter Schleichwerbung macht. Dass man dies bei Ringier nicht bemerkt hat, ist kaum vorstellbar.

Letztlich ist Schild also kein weisser Ritter, keine durch und durch moralische Figur. Sondern Unternehmer in eigener Sache. Dass dabei schon sehr viel entstand, was für andere interessant und unterhaltsam ist – und er echte Missstände aufdecken konnte, spricht für ihn. Schild war also konsequent – im Unterschied zu all jenen, die ihre eigenen Wünsche in ihn hineinprojizierten oder beim Erreichen der jungen Zielgruppe einfach nur Trittbrettfahrer waren und eigene Prinzipien über Bord warfen.