US-Sender CBS«60 Minutes»-Produzent tritt im Streit um Milliardenklage von Trump zurück
Bill Owens verlässt die amerikanische TV-Sendung. Er sieht seine journalistische Unabhängigkeit gefährdet.

- Der CBS-Produzent Bill Owens tritt wegen eingeschränkter journalistischer Unabhängigkeit zurück.
- Paramount Global, der Mutterkonzern des Senders CBS, soll mit Trump über eine Klage aussergerichtlich verhandeln.
- Owens kritisierte die Einmischung der Unternehmensführung.
- Donald Trump greift vermehrt US-Medien direkt an.
Bill Owens war seit 2019 leitender Produzent der US-Sendung «60 Minutes» auf CBS News. Zuvor betreute er zwölf Jahre lang in leitenden Funktionen die Inhalte der Sendung. Am Dienstag ist er zurückgetreten. Als Begründung gibt Owens an, er sehe sich in seiner journalistischen Unabhängigkeit beschränkt.
Der Journalist hatte gegen die Bemühungen von Paramount Global gekämpft, eine 20-Milliarden-Dollar-Klage von US-Präsident Donald Trump beizulegen. Paramount Global, der Mutterkonzern von CBS, sieht in der Klage laut US-Medien ein Hindernis für die Genehmigung einer Fusion mit Skydance Media. Berichten zufolge soll es aktuell Verhandlungen über einen aussergerichtlichen Vergleich mit Trump geben.
Der US-Präsident hatte die Klage gegen «60 Minutes» eingereicht, weil aus seiner Sicht ein Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris im letzten Oktober so geschnitten wurde, dass sie dabei gut dargestellt wurde. Die Macher von «60 Minutes» bestreiten das. Zunächst klagte Trump auf 10 Milliarden Dollar, dann änderte er sie und erhöhte seine Schadenersatzforderung auf 20 Milliarden Dollar.
«Die Firma ist fertig mit mir»
Anlässlich seines Rücktritts teilte Owens laut der «New York Times» seinen Mitarbeitenden mit: «In den letzten Monaten ist klar geworden, dass es mir nicht erlaubt sein würde, die Sendung so zu leiten, wie ich es immer getan habe, nämlich unabhängige Entscheidungen zu treffen, die darauf basieren, was für ‹60 Minutes› und für die Zuschauer richtig ist.»
«Nachdem ich diese Sendung – und das, wofür wir stehen – aus jedem Blickwinkel und mit allem, was mir möglich war, verteidigt habe, trete ich nun zurück, damit die Sendung weitergeführt werden kann», so Owens. Seine Entscheidung habe er den Mitarbeitenden bei einem emotionalen Treffen am Dienstag mitgeteilt. Laut der «New York Times» sagte er dabei auch: «Es ist klar, dass die Firma mit mir fertig ist.»
Er kündigte an, dass die Sendung auch weiterhin über die neue Trump-Administration berichten werde. «Die Sendung ist zu wichtig für das Land. Sie muss weitergehen, nur nicht mit mir als ausführendem Produzenten», sagte er.
Trump schiesst immer wieder gegen «60 Minutes»
Trump hatte dem Sender und dessen Nachrichtenmagazin «60 Minutes» auch im April vorgeworfen, ihn immer wieder schlechtzumachen. Er kündigte an, dass der Sender für sein «ungesetzliches und illegales Verhalten» einen hohen Preis zahlen solle. Das schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Er forderte den Vorsitzenden der US-Kommunikationsbehörde, Brendan Carr, auf, empfindliche Geldstrafen zu verhängen.
Auslöser für diese Äusserungen war eine «60 Minutes»-Sendung über die Ukraine und Grönland im April. «Fast jede Woche erwähnt ‹60 Minutes› (…) den Namen Trump in einer abfälligen und diffamierenden Weise, aber die Sendung an diesem Wochenende toppt sie alle», schrieb Trump.
Donald Trump sieht Journalisten als «Feinde des Volkes»
Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Donald Trump seine Angriffe auf die amerikanische Medienlandschaft verstärkt. Schon während seiner ersten Amtszeit nannte er Journalisten wiederholt «Feinde des Volkes». Zuletzt beschuldigte er CNN und MSNBC, als «politische Arme» der Demokratischen Partei zu agieren. Trump forderte, die Handlungen der Sender als illegal einzustufen und zu untersuchen.
Das Weisse Haus bemüht sich zudem aktiv darum, die Kontrolle über den Pressepool von der White House Correspondents’ Association zu übernehmen. Gelingt das, können Regierungsmitarbeitende die Journalisten auswählen, die Zugang zu Pressekonferenzen des Weissen Hauses erhalten – und ebenfalls entscheiden, welche Medien unerwünscht sind.
Ein weiterer Konflikt entstand mit der Associated Press, da sie sich weigerte, vom «Gulf of America» zu sprechen anstelle vom «Gulf of Mexico». Die Trump-Regierung versuchte daraufhin, der Agentur den Zugang zu den Pressekonferenzen zu verweigern.
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