Update folgtMehr als 230 VerletzteBisher 127 Nachbeben in Istanbul
In der Türkei hat die Erde gebebt. Videos zeigen Menschen, die während der Arbeit von den starken Erschütterungen überrascht wurden. Verletzte gab es vor allem bei Versuchen, sich zu retten.
Ein Erdbeben der Stärke 6,2 hat am Mittwoch die türkische Metropole Istanbul und umliegende Regionen erschüttert. Mindestens 236 Menschen seien mit Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden, die sie sich zugezogen hätten, als sie in Panik aus Gebäuden sprangen oder zu klettern versuchten, teilte das Gesundheitsministerium mit. Allein 173 Fälle seien aus Istanbul gemeldet worden.
Nach Angaben des Umweltministerium wurden 378 strukturelle Gebäudeschäden gemeldet. Zwölf Bauwerke wurden vorsichtshalber evakuiert. Nur ein verfallenes und seit Langem leerstehende Gebäude sei eingestürzt, hiess es. Bildungsminister Yusuf Tekin sagte, die Schulen in Istanbul sollten am Donnerstag und Freitag geschlossen bleiben. Berichte über Tote gab es nicht.

Der Katastrophendienst Afad meldete mehrere Beben der Stärken 4 bis 5 – alle mit Epizentren im vor der Stadt gelegenen Marmarameer. Bis 16.55 Uhr MEZ habe es 127 Nachbeben gegeben, «das stärkste davon hatte eine Stärke von 5,9», sagte Innenminister Ali Yerlikaya laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Es wird mit weiteren Nachbeben gerechnet.
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Um 12.49 Uhr hatte ein Erdbeben der Stärke 6,2 Istanbul erschüttert. Menschen in der Stadt verliessen Häuser und Wohnungen nach dem etwa im Zentrum der Stadt deutlich spürbaren Beben. Es gab zunächst keine direkten Berichte von Schäden.
Das erste Beben ist laut US-Erdbebenwarte USGS in einer Tiefe von zehn Kilometern aufgetreten. Das Epizentrum habe etwa 60 Kilometer südwestlich von Istanbul im Marmarameer gelegen.
«Ich spreche unseren Bürgern meine besten Wünsche aus», teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Plattform X mit. «Wir beobachten die Situation genau».
Türkischen Medienberichten zufolge gibt es bislang keine grösseren Schäden. «Bei unseren ersten Untersuchungen wurden keine Schäden oder negativen Zustände an den Strassen, Flughäfen, Zügen und U-Bahnen festgestellt», teilte der türkische Verkehrsminister, Abdulkadir Uraloglu, auf X mit. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu den Innenminister Ali Yerlikaya zitierte, gebe es bisher auch keine Notrufe über eingestürzte Gebäude. Laut dem Istanbuler Gouverneursamt befinde man sich in Alarmbereitschaft. Auf X wird gewarnt, sich von beschädigten Gebäuden fernzuhalten. «Wir bitten unsere Bürgerinnen und Bürger, ruhig zu bleiben und sich nicht Gebäuden zu nähern, die möglicherweise beschädigt wurden», teilten sie auf X mit.
Nach mehreren starken Beben am Mittag hält die Angst vor weiteren starken Erdstössen an. Laut Berichten des Staatssenders TRT holten manche Menschen ihre Angehörigen aus Spitälern, um sie in Sicherheit zu bringen. Ein Mann soll vor Angst aus dem Fenster gesprungen sein und sich verletzt haben. Fernsehbilder zeigten zudem, dass viele Bewohner sich im Freien aufhalten, unter anderem in überfüllten Parks.
Wellen und geschockte Menschen
Videos, die in den sozialen Medien verbreitet werden, zeigen Menschen, die während der Arbeit überrascht wurden. So schwanken Möbel und die Leute scheinen besorgt zu sein. Auf anderen Videos ist zu sehen, wie Menschen in Istanbul Häuser verlassen und in Strassen und Parks ausharren.
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Das Beben löste augenscheinlich auch einen erhöhten Wellengang im Marmarameer vor Istanbul aus, wie ein Video zeigt.
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Beben auch in Griechenland spürbar
Das Erdbeben war auch in Teilen Griechenlands deutlich zu spüren. Vor allem im Nordosten des Landes am Grenzfluss Evros zur Türkei hin wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Zuvor hatten sie aufgrund der ersten, schwächeren Beben bereits eine Warn-SMS des griechischen Katastrophenschutzes erhalten.
Meldungen über die Erdstösse gab es ausserdem von etlichen Ägäisinseln, darunter Chios und Lesbos. Schäden habe es jedoch nicht gegeben, hiess es in den Berichten übereinstimmend.
Auch im nordwestlich angrenzenden Bulgarien wurde das Beben gespürt, am stärksten im südöstlichen Grenzgebiet und in der Region Burgas am Schwarzen Meer, wie das Geophysische Institut in Sofia mitteilte.
Starkes Beben erwartet
Experten gehen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in der Metropole Istanbul mit 16 Millionen Menschen überfällig ist. Laut türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als erdbebengefährdet.
Ein von einem schweren Nachbeben gefolgtes Beben der Stärke 7,8 hatte am 6. Februar 2023 in der Türkei und im benachbarten Syrien Verwüstung angerichtet. Mehr als 53’000 Menschen in der Türkei kamen dabei ums Leben. In elf südlichen und südöstlichen Provinzen wurden Hunderttausende Gebäude zerstört. Weitere 6000 Menschen kamen in den nördlichen Teilen Syriens zu Tode.
Imamoglu: Kann an diesem Tag nicht an eurer Seite sein
Der inhaftierte und abgesetzte Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu bedauert, nicht an der Seite der Einwohner stehen zu können. «Mein grösster Kummer ist, dass ich an diesem schwierigen Tag nicht an eurer Seite sein kann – als jemand, der sein Leben der katastrophenorientierten Stadtplanung Istanbuls gewidmet hat», hiess es in einem Beitrag auf Imamoglus X-Seite.
Der Kampf gegen die Naturkatastrophe sei eine existenzielle Aufgabe für alle Institutionen. Das Thema Erdbeben sei weitaus bedeutender als Wahlsiege oder Machtstreben, deshalb brauche es jetzt dringend «Einheit, Zusammenhalt, Solidarität und gemeinsamen Verstand».
Es sei unerlässlich, ein breit angelegtes Konzept zu erarbeiten, das Istanbul und sein Umland umfasst, so der Oppositionspolitiker. Zudem betonte er seinen Vorschlag für einen «Istanbul-Erdbebenrat» unbedingt in die Tat umzusetzen.
DPA/oli/nic/sme
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