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Marktturbulenzen nach russischem Einmarsch
Börsen verzeichnen Verluste, Ökonomen warnen vor Rezession 

Die Krise löst Hektik an den Handelstischen aus. Eine Devisen-Händlerin der koreanischen KEB Hana Bank in Seoul, aufgenommen Donnerstagmorgen. 
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Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine (die aktuellen Entwicklungen) hat an internationalen Finanzmärkten für Turbulenzen gesorgt. Im Laufe des Handelstages beruhigte sich die Lage wieder etwas. So hatte der Schweizer Leitindex SMI zeitweise über drei Prozent verloren, konnte aber zum Handelsschluss die Verluste eingrenzen. Der deutsche Dax dagegen stand mit über 4 Prozent im Minus, schliesslich ist Russland für die deutsche Wirtschaft ein wichtiger Faktor. In den USA eröffneten die Börsen nur leicht schwächer, der S&P 500-Index verlor zu Handelsbeginn weniger als 1 Prozent. 

Anlage-Strategen rechnen auch in den kommenden Tagen mit nervösen Märkten. Die Hauptsorge gilt den steigenden Energiepreise. Sollte die Öl- und Gasversorgung aus Russland aufgrund des Konflikts zurückgehen, erwarten Ökonomen Folgen weniger Wachstum in Europa bei gleichzeitig anziehender Inflation. 

Flucht in Gold

Bis Donnerstag hatten die wenigsten Investoren damit gerechnet, dass Russland tatsächlich eine gross angelegte Invasion wird wagen würden. Entsprechend verunsichert reagieren Anleger nun auf die Ereignisse. Konkret heisst das: Raus aus Aktien und rein in sichere Häfen wie Gold, Staatsanleihen, deren Renditen klar sinken und Währungen wie den Schweizer Franken, den Yen oder US-Dollar.

«Für den heutigen Handel gilt eins: Alles ist möglich», beschreibt ein Börsianer die Stimmung am Markt. «Je nachdem wie heftig die Meldungen aus der Kriegsregion ausfallen, dürften die Börsen mit erratischen Kursbewegungen darauf reagieren.» Gleichzeitig dürften die Anleger aber auch auf die nächste Reihe an Sanktionen gegen Russland schauen und deren Effekte für Rohstoffpreise, Wirtschaft und einzelne Unternehmen versuchen abzuschätzen. «Für langfristig orientierte Anleger gilt in diesen Stunden, trotz der Turbulenzen an der Börse Ruhe zu bewahren.»

Anleger flüchteten in Gold und Öl. Der Goldpreis stieg zeitweise auf fast 1957 Dollar je Feinunze. Dieses Niveau erreichte der Goldpreis zuletzt im Januar 2021. 

Russland ist ein wichtiger Lieferant von Öl und Gas. Daher befeuerte die Krise die Sorge vor Lieferengpässen, denn Russlands Energiesektor könnte Ziel von Sanktionen werden. In Folge dessen stieg der Preis für ein Fass Öl der Sorte Brent zeitweise auf über 103 Dollar. Das ist das erste Mal seit 2014, dass der Ölpreis die Marke von 100 Dollar überstieg.  Gegen Mittag fiel der Ölpreis wieder unter 100 Dollar.

«Ein erheblicher Gaspreisschock oder sogar eine Kürzung der Gaslieferungen könnte leicht zu einer Rezession in Europa führen, ganz zu schweigen von einer höheren Inflation», warnte Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Fondsgesellschaft DWS. «Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, wäre ich nicht überrascht, den Öl- Preis bei 120 Dollar zu sehen», sagte Robert Renni, Strategie-Chef des Finanzdienstleisters Westpac zur «Financial Times». 

Franken wertet auf

Der Konflikt wirbelte auch die Devisenmärkte durcheinander. Der Schweizer Franken war wegen der Krise als Fluchtwährung gesucht und durchbrach am Morgen kurz die Marke von 1,03 Franken je Euro. Zeitweise wertete der Franken zum Euro auf 1,0289 Franken je Euro auf, so billig war der Euro zum Franken nicht mehr seit der Aufhebung der Franken-Mindestkurses im Januar 2015. 

Der Franken-Euro-Kurs erholte sich wieder und notierte über der Marke von 1,03 Franken je Euro. Unklar ist, ob diese Erholung auf eine Intervention der Schweizerischen Nationalbank ist. Da der Konflikt in der Ukraine länger zu gehen droht, wird auch der Aufwertungsdruck auf den Franken weiter hoch bleiben – mit entsprechend negativen Folgen für die Schweizer Exportwirtschaft. 

«Wir gehen davon aus, dass die Märkte noch einige Tage lang sehr volatil bleiben werden, bis Klarheit über den Umfang der westlichen Sanktionen und ein besseres Verständnis darüber herrscht, ob Putin an den ukrainischen Grenzen zu anderen postsowjetischen Staaten Halt machen wird», kommentierte Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Fondsgesellschaft DWS. «Die Risiken einer Rezession in Europa haben zugenommen.»

AFP/SDA/ali