Bob Woodward im «Spiegel»-Interview«Trump wird von Putin völlig vereinnahmt»
Enthüllungsjournalist Bob Woodward gibt Auskunft über die befremdliche Männerfreundschaft – und sagt, dass Russland in der Ukraine beinahe eine Atomwaffe einsetzte.
- Bob Woodward beschreibt Trump als unfähig für das Präsidentenamt.
- Putin soll Trump gezielt manipulieren, sagt Woodward.
- Ein ehemaliger Geheimdienstchef vermutet Erpressung durch Russland.
- Ein Atomkrieg wurde durch diplomatische Gespräche zwischen den USA, Russland und China abgewendet.
In einem Interview mit der Zeitschrift «Spiegel» gibt Enthüllungsjournalist Bob Woodward ausführlich Auskunft über Donald Trump und seine «seltsame Männerfreundschaft» mit Wladimir Putin. Der 81-Jährige, der in den 1970er-Jahren den Watergate-Skandal enthülle, hat dafür mit vielen hochrangigen ehemaligen und amtierenden Offiziellen der US-Regierung gesprochen und das Buch «War» («Krieg») geschrieben.
Beispielsweise mit General Mark Milley, der Trump als «Faschisten durch und durch» bezeichnet habe. Man müsse Trump stoppen, sagte sein ehemaliger Generalstabschef nachdrücklich, wie Woodward erzählt. Der Republikaner sei schlimmer als Richard Nixon, erklärt der 81-jährige Journalist. Er verstehe nicht, welche Verantwortung mit der Präsidentschaft einhergehe, und denke nur an sich.
Woodward sagt, dass Putin Trump gezielt manipuliere. So kam der russische Präsident während der Corona-Pandemie an Virustestgeräte, die ihm Trump geschickt hatte. Und er bezeichnet Putin unumwunden als «Adolf Hitler unseres Jahrhunderts». Der Russe habe einen Plan mit Trump. Das sei sichtbar. «Trump wird von Putin völlig vereinnahmt», erklärt der Journalist im Interview.
Der ehemalige Geheimdienstchef von Trump, Dan Coats, vermute sogar, dass womöglich Erpressung im Spiel sein könnte, erzählt Woodward. Coats war zweieinhalb Jahre lang Director of National Intelligence während Trumps Amtszeit, und es sei ihm immer noch ein Rätsel, warum Trump Putin so freundlich behandle und nie etwas Schlechtes über den Russen sage.
Sollte Trump die Präsidentschaftswahl vom 5. November gewinnen, wäre das für die Ukraine eine schlechte Nachricht, sagt Woodward. Trump werde den Krieg wohl nicht beenden können, wie er immer wieder prahlt, aber die USA würden den Konflikt wohl aus den Augen verlieren und Russland könnte gewinnen.
Der 81-Jährige erzählt im Interview zudem von einer besonders heiklen Szene im Krieg. Im Herbst 2022 soll der Kreml demnach den Einsatz einer Atomwaffe in der Ukraine erwogen haben. Die US-Geheimdienste fanden das raus, wonach es zu einem denkwürdigen Anruf von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an den damaligen russischen Amtskollegen Sergei Schoigu kam. Austin informierte Schoigu, dass die USA in einem solchen Fall alle Beschränkungen überdenken werde. Schoigu erwiderte, er werde ungern bedroht, woraufhin Austin gesagt haben soll: «Ich bin der Anführer der mächtigsten Armee in der Geschichte, ich drohe nicht.»
Die Russen verzichteten gemäss Woodward dann auf den Einsatz, nachdem US-Präsident Joe Biden noch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping telefoniert hatte und dieser sich öffentlich gegen einen Atomwaffeneinsatz aussprach. Der Enthüllungsjournalist sagt, er habe bei den Recherchen erst erfahren, wie nahe ein Atomkrieg damals war, das sei ein emotionaler Moment gewesen.
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