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US-Wahlkampf
Trump bezeichnet «Feind von innen» als gefährlicher als Putin und Xi

«Wir haben einige sehr schlechte Menschen. Wir haben ein paar kranke Leute»: Trump sprach dabei nicht über seine eigenen Anhänger, sondern über «radikale Linke».
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Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump, der älteste Kandidat in der US-Geschichte, bleibt seiner bei Populisten oft genutzten Strategie treu: Ängste schüren und sie für eigene Zwecke missbrauchen. In einem Interview mit seinem Hofsender Fox warnte der 78-Jährige vor möglichem Chaos durch «linksradikale Irre» rund um die US-Wahl.

Er sprach vom «Feind im Inneren», gegen den man allenfalls militärisch vorgehen müsste. Ob er mit Chaos am Wahltag rechne, wurde er gefragt, von seinen Anhängern sei das nicht zu erwarten, so Trump. Auf Nachfrage zu «Agitatoren» aus dem Ausland entgegnete Trump: «Ich denke, das grössere Problem ist der Feind im Inneren.» Dann kam die alte Leier.

Trump klagte: «Wir haben einige sehr schlechte Menschen. Wir haben ein paar kranke Leute, linksradikale Irre. Und ich denke, dass sie das Problem sind.» Der Ex-Präsident plädierte dafür, streng gegen sie vorzugehen, «wenn nötig durch die Nationalgarde, oder wenn wirklich nötig, durch das Militär». 

Als Beispiele für «Feinde im Inneren» nannte er Politiker wie den demokratischen Abgeordneten Adam Schiff, der ein ausgewiesener Kritiker Trumps ist und eine prominente Rolle im Amtsenthebungsverfahren gegen den früheren Präsidenten gespielt hatte. Trump behauptete, «Feinde im Inneren» seien gefährlicher als ausländische Feinde wie China oder Russland.

U.S. Rep. Adam Schiff, D-Calif., a candidate for the U.S. Senate, talks to the media after participating in a U.S. Senate debate with Republican Steve Garvey on Tuesday, Oct. 8, 2024, in Glendale, Calif. (AP Photo/Damian Dovarganes)

Das Wahlkampfteam von Vizepräsidentin Kamala Harris hat in einer Erklärung vom Sonntag auf Trumps Äusserungen reagiert. Es teilte mit, dass Trumps Aussagen «jeden Amerikaner alarmieren» sollten, «dem seine Freiheit und Sicherheit am Herzen liegen».

Erinnerungen an Sturm aufs Capitol

Die politische Stimmung in den USA ist seit langem aufgeheizt. Die Präsidentenwahl in gut drei Wochen, am 5. November, ist die erste seit den dramatischen Verwerfungen rund um die Wahl von 2020, die in einem beispiellosen Gewaltausbruch endeten, nachdem Trump seine Niederlage nicht eingeräumt hatte, sondern seine Unterstützer mit Wahlbetrugsbehauptungen aufwiegelte. Dies endete damals mit einer gewaltsamen Attacke von Trump-Anhängern auf den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington am 6. Januar 2021. 

6. Januar 2021: Trumpanhänger stürmen das US-Parlament.

Es gibt Befürchtungen, dass sich so etwas wiederholen könnte. Auch im laufenden Wahlkampf schürt Trump erneut ohne jeden Beleg Ängste, die Demokraten könnten ihm erneut einen Sieg stehlen.

Psychologe sieht Zeichen für «immense Angst und Hass»

Der Psychologie-Professor John Jost von der Universität New York sieht in Trumps Tiraden im Wahlkampf und in seinem Online-Netzwerk Truth Social ein Zeichen für «immense Angst und Hass», die der Republikaner angesichts einer möglichen Niederlage empfinden könnte. «Trump ist ein verzweifelter Mann. Er ist bereit, alles zu sagen oder zu tun, ungeachtet des Wahrheitsgehalts», sagt Jost.

Dies scheint auch für die immer länger werdenden Wahlkampfreden des Rechtspopulisten zu gelten. Nach einer Computer-Analyse der «New York Times» dauern diese derzeit im Schnitt 82 Minuten – bei seinem ersten Wahlkampf 2016 waren es 45 Minuten. Ferner verwende er jetzt 32 Prozent mehr negative als positive Wörter, verglichen mit 21 Prozent im Jahr 2016, und er benutze Schimpfwörter 69 Prozent häufiger als vor acht Jahren. Zahlen, die laut «NYT» die Frage nach Trumps kognitiven Fähigkeiten aufwerfen.

Trump wie Fidel Castro

Ex-Präsident Barack Obama, der Harris im Wahlkampf unterstützt, machte sich vor kurzem über Trumps lange Ausführungen lustig, indem er sie mit jenen von Fidel Castro verglich. Dessen stundenlange Ansprachen im kommunistischen Kuba sind berüchtigt. Am Wochenende veröffentlichte das Harris-Team dann ein medizinisches Gutachten über die «ausgezeichnete» Gesundheit ihrer Kandidatin, forderte Trump auf, ein Gleiches zu tun, und äusserte den Verdacht, der 78-Jährige verheimliche etwas.

«Es gibt keine Anzeichen, dass dieser Mann an jemand anderen denkt als an sich selbst»: Barack Obama sprach in Pennsylvania über Donald Trump. (10. Oktober 2024)

Trumps Team verwies auf ältere, nicht sehr spezifische Gutachten, die dem Republikaner eine «ausgezeichnete» Gesundheit bescheinigten. Und pries seinen Einsatz: Trump habe einen «extrem vollen» Terminplan und sei im Wahlkampf so «aktiv» wie kein Politiker jemals zuvor.

Im Durchschnitt 30 Posts pro Tag

Allein im September setzte Trump nach einer AFP-Analyse rund tausend Botschaften auf Truth Social ab, also mehr als 30 am Tag, teils noch tief in der Nacht. Mehr als jede dritte bestand aus einer direkten Attacke auf Harris. Zwischen Phantasie-Umfragen, die ihn glorifizieren, und Anzeigen zur Anpreisung von 100’000-Dollar-Uhren ist der Feed des ehemaligen Präsidenten gespickt mit erratischen, oft in Grossbuchstaben geschriebenen Einträgen, die das 1000-Zeichen-Limit seiner eigenen Seite sprengen.

Dabei bedient Trump mit zunehmend rachsüchtigen Kommentaren seine radikalsten Anhänger und bereitet wie schon vor vier Jahren den Boden dafür, das Wahlergebnis mit erfundenen Betrugsvorwürfen zu untergraben: All diejenigen, die 2020 betrogen hätten oder dies 2024 täten, würden «in einem Masse strafrechtlich verfolgt, das es in unserem Land noch nicht gegeben hat», schreibt er.

Über Harris behauptet Trump, die Vizepräsidentin habe sich «Verbrechen» zu schulden kommen lassen und müsse ihres Amtes enthoben werden. Wahlweise bezeichnet er sie als «verrückt», «lügend» oder gar «geistig beeinträchtigt».

Erfundene Botschaften, verdrehte Kommentare

Gerne teilt er auf seinem Kanal auch erfundene Schmähbotschaften wie jene, Harris habe ihre Karriere als Staatsanwältin mit sexuellen Gefälligkeiten befördert. Nachdem der Rapper Sean Combs wegen Sexualverbrechen angeklagt wurde, teilte der Präsidentschaftskandidat einen Beitrag, der Harris auf einem Foto mit dem Rapper zeigte – eine eindeutige Fälschung.

«Selbst für jemanden wie mich, der Trump seit neun Jahren beobachtet, ist das schockierend», beschreibt Larry Sabato von der Universität von Virginia den Hang des 78-Jährigen zu immer drastischeren Formulierungen und Mitteln. «Die meiste Zeit meines Lebens wäre ein Kandidat, der diese Art von verdrehten Kommentaren verbreitet hätte, von seiner Nominierung ausgeschlossen worden.»

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DPA/roy