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Buch befeuert US-Wahlkampf
Trump soll Putin heimlich Covid-Tests geschenkt haben

Russia's President Vladimir Putin (L) and US President Donald Trump arrive for a group photo at the G20 Summit in Osaka on June 28, 2019. (Photo by Brendan Smialowski / AFP)
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In Kürze:
  • Donald Trump soll Covid-Tests nach Moskau geliefert haben, berichtet Bob Woodward.
  • Trump habe Putins Wunsch akzeptiert, diese Hilfestellung geheim zu halten.
  • Woodwards Schilderungen im neuen Buch basieren auf anonymen Quellen.
  • Kamala Harris kritisiert Trump entschieden in einem aktuellen Wahlkampfinterview.

Donald Trumps politische Karriere ist nicht gerade frei von merkwürdigen Begebenheiten, die das gesamte Spektrum von irre komisch bis überaus besorgniserregend abdecken. Trotzdem fördert dieser Wahlkampf mit schöner Regelmässigkeit weitere Perlen mit Nachrichtenwert zutage. Die jüngste handelt wieder einmal von Trump und Wladimir Putin und gehört eher in die Kategorie der bedenklichen Anekdoten.

Die Bewunderung des früheren US-Präsidenten für den Autokraten in Russland ist bestens dokumentiert. Vor dem Überfall auf die Ukraine etwa pries ihn der Republikaner als «Genie» und gleich danach als «ziemlich klug». Längst spottet der Late-Night-Satiriker Jimmy Kimmel über «KGBFF», eine Zusammensetzung aus dem Kürzel des sowjetischen Geheimdiensts und «BFF», im Internetjargon «beste Freunde für immer». Trump behauptet, er würde den Krieg in der Ukraine innert eines Tages beenden, falls er gewählt werde – was ihm nur gelingen kann, wenn er Putin entgegenkommt und den angegriffenen Ukrainerinnen und Ukrainern in den Rücken fällt.

US-Tests für Putin, Entwurmungsmittel für Amerikaner

Selbst angesichts dieser Vorgeschichte hat die jüngste Enthüllung über Trumps Nähe zu dem russischen Diktator in den USA grosse Aufregung ausgelöst. 2020 habe er als US-Präsident Covid-Tests aus amerikanischer Produktion nach Moskau liefern lassen, weil Putin diese persönlich verwenden wollte. Und das ausgerechnet in den ersten Monaten der Corona-Pandemie, als die kritischen Diagnostikmittel weltweit als Mangelware galten und nicht genug davon zur Verfügung standen, um Ärztinnen und Krankenpfleger zu testen.

Seinen Landsleuten suggerierte Trump derweil, sie könnten sich mit Chlorbleiche und Entwurmungsmitteln heilen (lesen Sie hier mehr über den unwissenschaftlichen Präsidenten Trump), 400’000 Amerikanerinnen und Amerikaner erlagen dem Coronavirus in seiner Amtszeit.

LISBON, PORTUGAL - NOVEMBER 21: Investigative journalist Bob Woodward (L) chats with CNN Portugal correspondent in USA  Luis Costa Ribas (not seen) after having delivered remarks on "New threats for Democracy" during CNN International Summit on November 21, 2022, in Lisbon, Portugal. Under the topic "Embrace the future: The world as we want it to be", the conference celebrates the first anniversary of CNN Portugal. (Photo by Horacio Villalobos#Corbis/Corbis via Getty Images)

Die Anekdote stammt aus dem jüngsten Buch von Reporterlegende Bob Woodward, berühmt geworden zusammen mit Carl Bernstein durch die Berichterstattung über den Watergate-Skandal, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führen sollte. Putin habe in der Pandemie unter panischer Angst gelitten, sich mit dem Coronavirus anzustecken, berichtet Woodward nun.

Zweimal Angst vor Keimen

Bei Trump, der sich seinerseits vor Keimen jeglicher Art fürchtet, fand der Russe Verständnis. Er habe den Amerikaner gebeten, die Hilfestellung geheim zu halten, aus Sorge, Trump könnte deswegen politisch unter Druck geraten. «Das ist mir egal. Einverstanden», antwortete Trump laut Woodward. Dessen Schilderung basiert auf anonymen Quellen, unabhängig überprüfen liessen sie sich bisher nicht.

Trumps Stab wies Woodwards Darstellung zurück. Testlieferungen sind jedoch belegt, im Mai 2020, kurz nach einem Telefongespräch zwischen Weissem Haus und Kreml. Der Adressat der Sendungen wurde damals verschwiegen.

Die beiden besten Freunde sollen den Kontakt weitergepflegt haben, als Trump das Weisse Haus 2021 widerwillig geräumt hatte, berichtet Woodward ausserdem – allerdings auf der Basis dürftiger Quellen. Eine Person aus dem Umfeld des Präsidentschaftskandidaten der Republikaner berichtete dem Reporter von einem Telefongespräch Anfang 2024. Bis zu sieben Mal hätten die beiden seit 2021 telefoniert, schreibt Woodward.

Auch das treffe nicht zu, sagte ein Sprecher des Republikaners, und selbst der Kreml dementierte die Unterhaltungen auf Anfrage der «New York Times». Bei einer Reihe von Insidern aus dem Sicherheitsapparat der Vereinigten Staaten fand die Zeitung keine Hinweise auf Gespräche von Trump und Putin, mehrere hielten die These aber für plausibel.

Das Buch über die epischen Kriege

Woodward ist inzwischen 81 Jahre alt, noch immer Mitarbeiter der «Washington Post» und hat nach wie vor den Ruf, vertrauenswürdige Arbeit zu leisten. Er ist mit seinem Werk «War» nun selbst zur Partei geworden in dem Krieg, dem er sein jüngstes von 22 Büchern widmet. Es dreht sich um die epische Auseinandersetzung zwischen dem früheren Präsidenten Donald Trump und dem amtierenden Präsidenten Joe Biden vor dem Hintergrund der Kriege in Afghanistan, der Ukraine und nun dem Nahen Osten. «War» erscheint Mitte Oktober auf Englisch. US-Medien erhielten Vorab-Kopien, auf denen die Berichterstattung nun beruht.

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Im laufenden Wahlkampf, in dem Kamala Harris an Stelle von Joe Biden gegen Trump antritt, wurden Woodwards Schilderungen sofort aufgegriffen. In einem Interview mit Radiomoderator Howard Stern kritisierte die Präsidentschafts­kandidatin der Demokraten den Republikaner hart für seine Nähe zu einem «mörderischen Diktator». Allerdings enthält das Buch auch Szenen, in denen Harris nicht gut wegkommt.

Kamala Harris’ wunden Punkt getroffen

Eben erst zur Kandidatin der Demokraten geworden, hatte Harris den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu im Juli in Washington getroffen. Danach versprach sie, «nicht zu schweigen» über das Leid der palästinensischen Bevölkerung, vor allem in Gaza. Netanyahu habe sich darüber geärgert, weil sie sich ihm gegenüber sehr viel weniger bestimmt geäussert habe, berichtet Woodward. Den israelischen Botschafter in Washington zitiert er mit den Worten: «Sie will hart rüberkommen in der Öffentlichkeit. Aber im privaten Gespräch war sie nicht so hart.»

Damit treffen die Israeli einen wunden Punkt von Harris, die von den Republikanern als zu wenig stark für die harte Welt der internationalen Politik beschrieben wird. Diese Darstellung ist wohl mit Vorsicht zu geniessen. Es ist kein Geheimnis, dass es Netanyahu sehr gelegen käme, wenn nicht die kritische Kamala Harris ins Weisse Haus gewählt würde, sondern Donald Trump, der Israel stets gewähren liess. Und der Männerfreundschaften zu pflegen weiss.

Bob Woodward: War. Simon + Schuster LLC, 15. Oktober 2024. 448 S., ca. 46 Fr.