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Im Buch «Fear: Trump in the White House»
Geheimdienstchef nährt Verdacht, Putin habe Trump in der Hand

Normalerweise kein Mann der weichgespülten Worte: Donald Trump findet auffällig oft Gefallen an der Politik von Wladimir Putin.
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Donald Trumps Beziehung zu Wladimir Putin und die Unterwürfigkeit des US-Präsidenten gegenüber seinem russischen Gegenpart haben seit der Präsidentschaftswahl 2016 immer wieder zu Mutmassungen geführt. Verantwortlich dafür war unter anderem die seltsame Begegnung Trumps mit Putin in Helsinki im Sommer 2018. Entgegen den Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste schlug sich Trump damals auf die Seite des Russen und erklärte, Putin habe eine russische Einmischung in den US-Wahlkampf 2016 glaubhaft dementiert.

Auch sonst spült der Präsident gern weich, was dem Kreml in Berlin, London oder Paris heftige Kritik einträgt. Das Trump-Buch des Star-Journalisten Bob Woodward hat diese Spekulationen jetzt erneut angeheizt. Die einzige Erklärung für Trumps Verhalten sei, dass Putin «etwas über Trump» habe, zitiert Woodward Dan Coats, der von 2017 bis 2019 als Trumps Geheimdienstkoordinator Aufseher über sämtliche US-Geheimdienste war. Beweise für seine Vermutung kann Coats nicht vorlegen, offenbar aber nagte der Verdacht zeit seiner Amtszeit an ihm.

US-Wahlkampfleiter im Dienst des Geheimdienstes

Der Präsident hat solche Vorwürfe stets scharf zurückgewiesen und sämtliche Ermittlungen in der Sache als «Schwindel» oder «politische Hexenjagd» verurteilt. Trotzdem: Sowohl im Report des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller als auch im umfangreichen Abschlussbericht einer mehrjährigen Untersuchung des Geheimdienstausschusses im US-Senat blieben viele Fragen über Trumps Verhältnis zu Russland offen.

Besonders der von Republikanern wie Demokraten unterschriebene Senatsreport schürte den Glauben, es gehe nicht mit rechten Dingen zu. So wies der Senatsreport etwa darauf hin, dass Paul Manafort, der bis zu seiner Entlassung 2016 Trumps Wahlkampf leitete, eng mit einem Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU zusammenarbeitete. Gemäss dem Senatsbericht übergab Manafort dem Russen wertvolle Insiderinformationen aus Trumps Wahlkampf. Um den Präsidenten von derartigen Verdächtigungen freizusprechen, hätte es einer umfassenden «Counterintelligence»-Untersuchung der dafür zuständigen Spionageabwehrabteilung des FBI bedurft. Diese aber untersagte der stellvertretende Justizminister Rod Rosenstein insgeheim dem FBI, wie ein neues Buch des «New York Times»-Journalisten Michael Schmidt enthüllt.

Der Präsident und Justizminister William Barr hoffen unterdessen, dass Sonderermittlungen des Staatsanwalts John Durham bald Licht in die Ursprünge der Russland-Untersuchung bringen und Trump als Opfer von der Obama-Administration und FBI-Machenschaften beschreiben werden. Durham wurde von Barr mit einer Klärung beauftragt und arbeitet an einem Report, der Trump möglichst noch vor der Wahl entlasten könnte.

Der Präsident sei für Putin ein «nützlicher Idiot», weil er sich den Russen zum Vorbild genommen habe, sagt ein Ex-Oberstleutnant.

Gegner des Justizministers argwöhnen, Durham stehe unter enormem Druck, den Präsidenten reinzuwaschen. Auftrieb erhielten diese Befürchtungen nach dem abrupten Abschied der ranghohen Durham-Mitarbeiterin Nora Dannehy in der vergangenen Woche. Anscheinend trat die renommierte Juristin von ihrer Aufgabe zurück, weil sie sich keinem politischen Druck beugen wollte.

Doch so sehr Bob Woodwards Buch die Diskussion über Donald Trumps Affinität für Wladimir Putin wieder angeheizt haben mag: Alternative Erklärungen für das Verhalten des Präsidenten gehen weder von einem Komplott noch einer Erpressung Trumps durch den Kreml aus. So glaubt etwa Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen, der Präsident habe 2016 die Nähe zu Moskau gesucht, weil er sich im Falle einer Wahlniederlage lukrative Geschäfte mit dem Kreml erhoffte.

Andere Erklärungsansätze verweisen auf Trumps Bewunderung für Autokraten und «starke Männer». Der Präsident sei für Putin ein «nützlicher Idiot», weil er sich den Russen zum Vorbild genommen habe, behauptet etwa Ex-Oberstleutnant Alexander Vindman in einem Interview mit der Zeitschrift «The Atlantic». Der Whistleblower hatte als Mitarbeiter in Trumps Nationalem Sicherheitsrat die Ukraine-Affäre ans Licht gebracht und den Militärdienst quittiert, nachdem ihm eine fällige Beförderung verweigert worden war.

Wirklich Licht in Donald Trumps Beziehung zu Moskau könnte vielleicht Einsicht in seine finanziellen Unterlagen und Steuerbescheide bringen. Das aber hat der Präsident bislang mit allen Mitteln verhindert.