Jackpot der PharmaindustrieBiogen gelingt Durchbruch bei Alzheimer
Eine Phase-III-Studie des US-Pharmakonzerns mit einem Antikörper gegen die Demenzkrankheit war erfolgreich. Die Roche-Aktien profitieren mit.
Biogen und Eisai gelingt ein Durchbruch in der Entwicklung eines Alzheimermedikaments. Ihr Antikörper Lecanemab hat in einer Phase-III-Studie mit fast 1800 Teilnehmern das Hauptziel erreicht: Die Probanden, die den Wirkstoff erhielten, haben nach achtzehn Monaten auf einer Skala, die den Grad des geistigen und motorischen Zerfalls von Alzheimerpatienten misst, signifikant besser abgeschnitten als die, die ein Placebo einnahmen.
Auch die wichtigsten weiteren Ziele seien erreicht worden, teilten die beiden Unternehmen am Dienstagabend mit. Darunter waren zusätzliche Tests zu geistigen Fähigkeiten und der Bewältigung des Alltags der Patienten sowie die Reduktion von Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid im Gehirn. Dieses wird als Treiber der Krankheit verdächtigt. Der Antikörper Lecanemab kann es eliminieren.
Kurssprung bei den Aktien
Die Studienresultate dürften viele Fachleute und Anleger positiv überraschen. Die Erwartungen waren gedämpft, zu viele Alzheimerstudien waren in der Vergangenheit gescheitert. Der Aktienkurs von Biogen (plus knapp 40 Prozent) und dem japanischen Partner Eisai (plus 18 Prozent) haben einen Kurssprung vollführt.
Eisai hat bei der Entwicklung die Federführung und will nun in den USA bis Ende des ersten Quartals 2023 einen regulären Zulassungsantrag stellen. Ein Antrag auf beschleunigte Zulassung ist bereits deponiert. Begehren für eine Marktzulassung sollen parallel auch in der EU und in Japan eingereicht werden.
Im Falle einer Zulassung würde die US-Biotechgesellschaft Biogen die Hälfte der Einnahmen erhalten. Sie hat vor einem guten Jahr die erste US-Zulassung eines gegen Beta-Amyloid gerichteten Alzheimermedikaments erhalten, danach aber ein Debakel erlebt. Bis Mitte 2022 konnte sie lediglich knapp 6 Mio. $ mit dem Mittel umsetzen, das den Markennamen Aduhelm trägt.
Der Hauptgrund liegt darin, dass die staatlichen US-Gesundheitsversicherer das Mittel nicht erstatten wollten. Die zuständige Behörde hatte aber angedeutet, dass sie diese Praxis nach einer regulären Zulassung eines Beta-Amyloid-Antikörpers ändern würde.
Roche und Eli Lilly folgen
Biogen und Eisai haben also eine gute Chance auf einen Milliardenmarkt. Wie gross er wird, ist umstritten und hängt einerseits davon ab, an welche Patienten es verschrieben werden darf. Andererseits werden der Preis des Medikaments sowie die Marktdurchdringung eine Rolle spielen. Eine Schätzung von Bloomberg Intelligence hat eine Spannbreite für den Markt in den USA und Europa von 10 bis 70 Mrd. $ ergeben.
Biogen und Eisai könnten aber schon bald Konkurrenz erhalten. Roche erwartet Ergebnisse zweier Phase-III-Studien zu ihrem Wirkstoff Gantenerumab. Er ist wie Lecanemab gegen Ablagerungen von Beta-Amyloid gerichtet. Die Resultate sollten noch vor dem 30. November kommen. An dem Tag will der Basler Konzern die Details an der Konferenz Clinical Trials on Alzheimer's Disease dem Fachpublikum vorstellen. Der Lecanemab-Erfolg beflügelt auch die Roche-Aktien, die zeitweise über 6 Prozent zugelegt haben, sowie die Valoren von Eli Lilly (plus 8 Prozent). Der US-Konzern sollte Mitte kommenden Jahres ebenfalls Studienergebnisse vorlegen.
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