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Best of Mamablog: Kinder im Internet
Bildschirmzeit à la Montessori?

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Unsere Autoren feiern Weihnachten. Daher publizieren wir heute einen Beitrag, der besonders viel zu reden gab – und erstmals am 9. November 2020 erschien. Frohe Festtage!

Sinnvolle Inhalte und klare Regeln: Machen Sie das Beste aus der manchmal schier unumgänglichen Bildschirmzeit.

Wie würden Sie es finden, wenn Ihr Partner Ihnen im Restaurant ein iPad in die Hand drückt, um in Ruhe mit seinen Freunden über Themen zu reden, von denen Sie nichts verstehen? Eben. Es wäre eine nicht allzu respektvolle Angelegenheit.

Somit hätten wir auch die Frage geklärt, ob ich meine Kinder im Restaurant an einen iPad lasse. Nebst der Sache mit dem Respekt habe ich, in Sachen Bildschirmzeit, schlicht Angst. Angst davor, meine Kinder zu Bildschirmsüchtigen zu machen. Angst, ihnen zu schaden. Weil ich erstens sehe, dass gewisse Apps so designt sind, um uns nach ihnen süchtig zu machen. Und doch kann ich nicht ohne, weil sie im Arbeitsleben wirklich sehr praktisch sind. Zweitens, weil ich merke, wie schlecht das blaue Licht meinen Augen tut.

Und drittens leuchten mir die bildschirmfreien Argumente sehr ein. Studien zeigen: Kinder lernen (z.B. die Sprache) am besten durch persönliche Beziehung zu Erwachsenen und anderen Kindern; das künstliche Licht stört die Schlaf- und Aufmerksamkeitsqualität der Kinder; Übergewicht sowie andere Krankheiten und Bildschirmzeit hängen kausal zusammen; die Liste geht weiter.

Die beste Evidenz liefern meine Kinder selbst: Austoben an der frischen Luft macht sie zufriedener und ausgeglichener als jeder Bildschirm. Und dann denke ich, als Erwachsene werden sie digital sicher viel achtsamer sein als wir. So wie wir uns heute darüber wundern, dass Eltern oder Grosseltern damals im Wohnzimmer vor Kindern geraucht haben, werden sie sich vielleicht wundern, dass wir damals sehr oft an unseren Smartphones klebten.

Die eigene «digital balance» finden

Am liebsten würde ich also all unsere Geräte zu Hause verbannen. Aber es gibt Momente, in denen ich dankbar bin für die blau leuchtenden Bildschirme. Der Lockdown im Frühling war voller solcher Momente. Wenn ich etwa ein wichtiges Gespräch auf Zoom führen musste. Oder wenn ich in Ruhe Sex haben wollte. Da habe ich –  wie wohl viele andere Eltern – meine Ansprüche punkto bildschirmfreier Kindheit zurückfahren müssen.

Es gibt Momente, in denen Eltern froh sind um einen Bildschirm. Der Lockdown im Frühling war voll davon.

Gleichzeitig schraube ich seither an meiner eigenen «digital balance» rum. Ich habe sämtliche Pushmeldungen und Töne abgestellt. Mein Screen leuchtet immer wieder in Graustufen (iPhone-Einstellungen > Bedingungshilfen > Anzeige und Textgrösse > Farbfilter > ein), weil die bunten Farben nicht nur meine Kinder magisch anziehen. Die erste Stunde am Tag wird möglichst nicht auf das Smartphone geschaut. Und Apps wie Instagram sperren sich automatisch nach 20 Minunten Nutzungsdauer (die drei Striche oben anklicken > Deine Aktivität > Uhrzeit > Richte eine tägliche Erinnerung ein). Denn wie sagt man so schön: Erziehung ist Beispiel und Liebe.

Pädagogisch wertvolle Apps & Co.

Um aus dem Smartphone keine verbotene Frucht zu machen, können die Kinder bei uns auch nach dem Lockdown ab und zu das iPhone benutzen. Hierfür haben wir gemeinsam Tage festgelegt: Es gibt einen Hörbuch-Tag und einen Filmli-Tag. Stellt sich also nur noch die Frage nach wirklich sinnvollen Inhalten. Dazu habe ich meine Montessori-Crowd befragt. Ich wollte wissen, wie Montessori-Pädagogen und Eltern, die nach Montessori erziehen, die Sache mit der Bildschirmzeit handhaben.

Daraus sind spannende und reflektierte Gespräche und vor allem eine ganze Liste digitaler Aktivitäten entstanden. Ausgesucht haben wir dabei nicht nur, aber doch stark nach montessorischen Kriterien (lesen Sie dazu Simone Davies: «Montessori zu Hause», S. 47). Will heissen: Die Inhalte sind möglichst realitätsnah (keine velofahrenden Elefanten), gewaltfrei, divers sowie hochwertig illustriert und produziert. Ein grosser Dank gebührt an dieser Stelle der Montessori-Pädagogin Janet Rausch, die zu einem grossen Teil dieser Liste beigetragen hat.

Wer weiss, ob uns ein zweiter Lockdown bevorsteht. Und wer weiss, vielleicht komme ich ja doch mal in eine Situation, in der ich meinen Kindern im Restaurant ein iPhone in die Hand drücken werde. So oder so: Wir wären jetzt gut gerüstet.

PS: Falls Ihnen noch ein Hör-, Lese- oder App-Tipp fehlt, gerne her damit in den Kommentaren!