Swiss Press PhotoBilder, die die Schweiz bewegen
Vom Verschwinden der Gletscher und Urschweizer Instinkten: eine Auswahl der Schweizer Pressebilder des Jahres.
Im nicht ganz so ewigen Eis
In unseren Breitengraden sind die Folgen des Klimawandels noch nicht überall zu sehen. Eine Ausnahme bilden die Gletscher in den Alpen: Alleine im trockenen, heissen 2022 haben sie in der Schweiz sechs Prozent ihres Volumens verloren. Der Lausanner Fotograf Fabrice Coffrini ist den Sommer über in die Höhe gestiegen, um einen Zerfall zu dokumentieren, der unaufhaltsam scheint. Er gewinnt mit seinen Bildern den ersten Preis in der Kategorie «Aktualität».
Schau dir die Welt von oben an
Was sehen wir hier? Ein sehr schmutziges Fenster? Das Fell eines Pferdes? Ausschliesslich von oben hat der Zuger Fotograf Andreas Busslinger für sein Projekt «Vertikale Sicht» fotografiert. Oft – und gerade das macht den Reiz der Bilder aus – wird erst auf den zweiten Blick klar, was zu sehen ist. Oben sind es übrigens Schneespuren auf dem sommerlichen Gletscher, «verziert» mit Sahara-Staub. «Weil wir uns diese Sicht der Dinge nicht gewohnt sind, irritieren uns die Aufnahmen, lassen uns staunen und rätseln», schreibt der Autor zu seinen Bildern. Er kommt damit auf den zweiten Platz in der Kategorie «Alltag».
Ein Fussballsommer auf der Alp
Diese Walliser Bergdörfer sind weit weg, von der Fifa, der WM, der Champions League. Aber womöglich sind sie der Idee des Fussballs näher als viele der modernen Wettbewerbe. Unterbäch, Gspon oder Guttet-Feschel: 27 Oberwalliser Kleinstdörfer nehmen jedes Jahr an der Bergdorf-Meisterschaft teil. Anpfiff der Liga ist im Frühling, wenn der letzte Schnee geschmolzen ist, um Auf- und Abstieg geht es im Herbst. Dominic Steinmann war für den «Beobachter» mit seiner Kamera dabei. Er gewinnt damit den ersten Preis in der Kategorie «Sport».
Was der Krieg zurückgelassen hat
Dem Vietnamkrieg begegnen jüngere Generationen allenfalls noch in der Popkultur: in Songs oder Büchern, in Spielfilmen. Die Gegenwart gehört den Konflikten in der Ukraine oder im Nahen Osten. Für Tausende Vietnamesinnen und Vietnamesen aber hallt noch immer nach, was die Kriegsparteien dort angerichtet haben. Das US-Militär versprühte über dem Krisengebiet Ende der 60er-Jahre grossflächig ein Entlaubungsmittel, um verdeckte Transportwege des Gegners offen zu legen. «Agent Orange» hiess das Gift, das bis heute verheerende Folgen in Form von Missbildungen zeitigt. Der Basler Fotograf Roland Schmid hat schon vermehrt über die Folgen von «Agent Orange» aus Vietnam berichtet, für seine jüngsten Bilder war er in Heimen, wo Betroffene gepflegt werden. Er steht damit auf dem dritten Rang in der Kategorie «Ausland».
Die Schweiz, ein Land von Abfall-Detektiven
Ein Land, so sauber, dass man vom Boden essen kann. So wird die Schweiz manchmal beschrieben. Natürlich hinterlassen auch wir unsere Abfallberge, nur lassen wir uns die Entsorgung wohl mehr kosten als andere. So viel, dass illegale Deponie verlockend wirkt und viele Städte deswegen Müllkontrolleure beschäftigen, die Hinweise auf die Hinterlassenden suchen, um diese allenfalls büssen zu können. Das hat etwas Urschweizerisches: Sind wir nicht alle ein bisschen Abfalldetektiv? Eleni Kougionis gewinnt mit ihrer Fotoreportage aus Basel den ersten Preis in der Kategorie «Schweizer Geschichten».
Florida liegt am Léman
Der Sehnsuchtsort der Schweizer Rentner ist das Ausland: tiefere Lebenskosten, womöglich freundlicheres Wetter. Aber an den Genfersee? Die Freizeitanlage Genève-Plage in Cologny am äussersten Zipfel der Schweiz ist wohl den wenigsten Seniorinnen und Senioren der Deutschschweiz ein Begriff. Für die Älteren in der Region Genfersee aber ist sie ein kleines Paradies: Es gibt Cabanes für eine ganze Saison, Boccia und Seeanschluss. Karine Bauzin hat das Florida am Lac Léman mit ihrer Kamera besucht – und gewinnt mit ihren Bildern den ersten Preis in der Kategorie «Alltag».
Lasst den Kindern ihren Wald!
Als der Waldkindergarten Troll in Zürich in Konkurs geht, bricht unter Eltern Bestürzung aus: Der Wald – und mit ihm der Dreck – war für ihre Kinder eine Erlebnisbühne. Und weil das so bleiben soll, versucht eine kleine Gruppe, den Kindergarten mit einer Sammelaktion zu retten. Mit Erfolg: 100’000 Franken kommen zusammen, das Betreuungsangebot überlebt. Fotografisch begleitet hat den Kindergarten Urs Jaudas, mit seinen Bildern kommt er in der Kategorie «Alltag» auf den dritten Platz.
Gefühlswelten des Lokalsports
Als Agenturfotograf ist Pablo Gianinazzi seit über 20 Jahren auch viel in der Welt des Sports unterwegs. in seiner Heimat Malcantone rund um Lugano bekam er die Gefühlswelten des Amateursports ebenso mit wie das knallharte Geschäft der Profis: Er pendelte zwischen Bierduschen und Olympiaselektionen, begleitete Feierabend-Akrobaten und Fechttrainings. Entstanden ist eine Serie, die in der Kategorie «Sport» mit dem dritten Rang ausgezeichnet wird.
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