Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Analyse zur Grossbank im Sturm
Bei der Credit Suisse regiert eine doppelte Notlösung

War ursprünglich nicht als Präsident vorgesehen: Axel Lehmann.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Verantwortlichen der Credit Suisse haben nur einen Wunsch: Endlich Ruhe in die Bank zu bringen. Der Wunsch wird aber allein deshalb nicht in Erfüllung gehen, weil die Aufarbeitung der jüngsten Skandalserie wie Greensill oder Archegos noch lange nicht zu Ende ist.

Auch die jüngste Personalentscheidung, Ex-UBS-Manager Axel Lehmann an die Spitze der Bank zu katapultieren, wird nicht die ersehnte Ruhe bringen. Sicher, Axel Lehmann ist ein integrer Mann mit langer Erfahrung im Finanzgeschäft. Aber seiner Blitzberufung haftet der Nimbus einer Notlösung an.

Damit sind aber gleich beide Spitzenposten der Bank mit Männern besetzt, die ursprünglich nicht für diesen Job vorgesehen waren. Thomas Gottstein wurde als CEO berufen, nachdem sein Vorgänger Tidjane Thiam im Zuge der diversen Beschattungsaffären jegliches Vertrauen im Verwaltungsrat und in der Öffentlichkeit verloren hatte und gehen musste.

Gottstein ist ein Urgestein der Credit Suisse und kennt die Bank in allen Einzelheiten. Diese Qualitäten waren indes auch bekannt, als sich der damalige Verwaltungsratspräsident Urs Rohner entschied, mit Thiam einen externen Manager zu holen, um der Bank eine neue Strategie zu verpassen.

Dasselbe Muster wiederholt sich nun bei der Besetzung der Spitze des Verwaltungsrats. Wegen seiner Quarantänebrüche musste der von aussen geholte António Horta-Osório seinen Posten räumen. Zudem hatte er sich mit seinem persönlichen Auftreten viele Feinde in der Bank gemacht.

Nach der Blitzberufung Lehmanns werden bereits Stimmen laut, die sich fragen, ob der 62-Jährige wirklich der Richtige für den Job ist.

Wieder wählte der Verwaltungsrat die schnelle Lösung und hievte Axel Lehmann an die Spitze der Bank. Aber auch ihm haftet letztlich der Makel an, dass er nur zweite Wahl ist. Dies umso mehr, als er erst seit Oktober im Verwaltungsrat der Grossbank sitzt.

Es ist verständlich, dass die CS den Präsidentenstuhl nicht vakant lassen will, denn dies führt nur zu weiterer Unruhe. Aber nach der Blitzberufung Lehmanns werden bereits Stimmen laut, die sich fragen, ob der 62-Jährige der Richtige für den Job ist.

Bei der Credit Suisse wirken derzeit starke Zentrifugalkräfte. US-Investmentbanker weinen zwar ihrem als besserwisserisch auftretenden Ex-Präsidenten keine Träne nach, aber sie interpretieren den jüngsten Personalcoup als ein letztes Aufbäumen der alten Schweizer Netzwerke, die sich an ihre Macht krallen.

Das ist gefährlich, denn damit sprechen diese Stimmen, die in der angelsächsischen Presse vielfach zu lesen sind, ihrem neuen Präsidenten die Legitimation ab. Und Lehmann will gemeinsam mit CEO Gottstein die vom geschassten Präsidenten erdachte Strategie umsetzen. Das Investmentbanking soll weniger Kapital bekommen, dafür sollen das Schweiz-Geschäft und die Vermögensverwaltung gestärkt werden.

Diese Strategie, welche die UBS schon vor zehn Jahren wählte, ergibt weiterhin Sinn. Aber für ihre Umsetzung braucht es Spitzenpersonal, das intern über die nötige Durchsetzungsfähigkeit verfügt.

Thomas Gottstein hat dabei das Damoklesschwert der laufenden Skandalaufarbeitungen über sich. Noch gibt es keine abschliessende Klarheit darüber, wie stark er in das Debakel mit den Greensill-Fonds verwickelt war. Und Bankpräsident Lehmann muss sich erst seine Autorität innerhalb der Bank erarbeiten. Es bleibt also unruhig bei der Credit Suisse.