Nach der Lauberhorn-DernièreBeat Feuz: «Diese Emotionen werde ich ein Leben lang in mir tragen»
Bei seinem letzten Auftritt am Lauberhorn überzeugt der Emmentaler als Fünfter. Weshalb dieses Resultat für ihn nebensächlich ist und wie ihm ein kleines Weltwunder gelungen ist.
Beat Feuz, das letzte Rennen am Lauberhorn liegt hinter Ihnen. Wie war es?
Es war ein toller Tag, ich habe versucht, vom Morgen weg alles aufzusaugen. Das hat natürlich im Bähnchen begonnen, dann beim Besichtigen, noch einmal all die Gesichter zu sehen, ihnen Hallo und Tschüss zu sagen. Am Start oben hörte ich dann die Beat-Rufe.
Gibt das Energie, oder braucht das vor allem Energie?
Natürlich braucht das auch Energie, aber in sieben Tagen ist es ja vorbei, dann kann ich die Energie auch bis zum letzten Tropfen ausschöpfen. Und es hat mich dann so motiviert, dass mir gar der zweitschnellste Start gelungen ist, das ist ein kleines Weltwunder.
Wie haben Sie die Stimmung am Gegenhang wahrgenommen, wo Hunderte für Sie schrien?
Weil wir wegen des Windes etwas weiter unten starteten, habe ich voll mitbekommen, wie die Leute schon schrien, als es noch eine Minute ging bis zu meinem Start. Ich hörte die Sprechchöre, das sind Emotionen, die ich ein Leben lang in mir tragen werde.
«Dass meine Familie zum Abschluss noch ganz vorne sein durfte, das bedeutet mir vom ganzen Drumherum am meisten.»
Es hat schliesslich für Rang 5 gereicht. Sind Sie damit zufrieden?
Ach, dieses Resultat ist für mich zweitrangig. Sicher, hätte ich es auf das Podest geschafft, wäre das wunderschön gewesen. Doch damit konnte man nicht ganz rechnen. Abgesehen von den vier vor mir wären alle anderen mit Platz 5 zufrieden.
Nun waren zum Abschied in Wengen auch Ihre Kinder dabei. Vorab Ihre ältere Tochter Clea dürfte mitbekommen haben, was hier um Sie herum passiert.
Die ganze Woche war sehr emotional für sie, sie blüht richtig auf, das hat sie ja noch nie miterlebt, die letzten zwei Jahre sowieso nicht. Es war ein Goodie für mich, dass meine Familie zum Abschluss noch ganz vorne sein durfte, das bedeutet mir vom ganzen Drumherum am meisten.
Als Fünfter dürfen Sie heute Abend gar an der Siegerehrung auf dem Dorfplatz teilnehmen …
… mir ist zu Ohren gekommen, dass ich sowieso geehrt worden wäre. (lacht) Aber ich wollte natürlich nicht, dass man mich nur deswegen auf die Bühne holt. Wenn schon dort oben stehen, dann, weil ich zu den Top 6 gehöre. Das wird sicher ein cooler Moment auf dem proppenvollen Dorfplatz.
Wie war es eigentlich mit Schlafen? Haben Sie vergangene Nacht überhaupt ein Auge zugemacht?
Kurz vor dem Zubettgehen haben Marco Odermatt, Justin Murisier und ich noch gefachsimpelt. Dann sagten wir uns Gute Nacht, ich ging in mein Zimmer, legte mich hin und habe tipptopp geschlafen.
«Mit all diesen Fahrern werden wir noch viel Freude haben, da ist es egal, wenn der Feuz dann weg ist.»
Dabei ist Wengen für Sie alles andere als ein gewöhnliches Rennen.
Wengen hat mich definitiv geprägt, in vielerlei Hinsicht. Ich habe hier sicher am meisten erlebt. So viele Podestplätze wie nirgends sonst und drei Siege gefeiert, das gelang neben mir nur Franz Klammer. Zudem gab ich hier zweimal ein Comeback, in Momenten, in denen man nicht einmal wusste, ob die Karriere überhaupt weitergehen wird. Mit diesem Berg verbinde ich wirklich viele Emotionen, aber es wäre unfair, wenn ich einen Moment herauspicken würde.
Aber brauchte es 2012 den Sieg für all die folgenden Erfolge?
Auf eine Art schon, keiner kannte mich damals gross. Didier Cuche befand sich in seiner letzten Saison, und es war für ihn so, wie es für mich heute war. Da hörte ich den ganzen Tag nur: «Didier, Didier!» – und ich gewann. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil er den Sieg in Wengen noch wollte.
Fünf Schweizer haben sich in der Lauberhornabfahrt in den Top 10 klassiert, im Super-G waren es sechs in den ersten 11. Was zeigt, dass es noch den einen oder anderen Speedspezialisten neben Ihnen gibt.
Odermatt gehört ja mittlerweile in jeder Abfahrt zu den Topkandidaten. Dann haben wir einen Niels Hintermann, Gilles Roulin ist nun zweimal in die Top 10 gefahren, Stefan Rogentin hat im Super-G gezeigt, was er kann. Und Alexis Monney hat sich in der Lauberhornabfahrt erstmals überhaupt im Weltcup in den besten 10 klassiert – er hat Jahrgang 2000. Mit all diesen Fahrern werden wir noch viel Freude haben, da ist es egal, wenn der Feuz dann weg ist.
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