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Bayern gegen Bayer
Und dann? Bleibt das Spektakel aus

28.09.2024; Muenchen; Fussball 1.Bundesliga - FC Bayern Muenchen - Bayer Leverkusen;
v.l. Granit Xhaka (Leverkusen), Kingsley Coman (Bayern) 
(Markus Fischer/Witters/freshfocus)
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Der Hype ist gross vor diesem Spiel in der Bundesliga. 350’000 fragen um eine Karte nach. 200 Länder übertragen live. Rekordmeister Bayern gegen Meister Bayer, der Leader aus München gegen den Verfolger aus Leverkusen und dazu natürlich dieses Fernduell der Dribbler, das Fussball-Deutschland elektrisiert: Musiala gegen Wirtz.

Sie sind Wusiala, wenn sie für die Nationalmannschaft auflaufen, eine Kombination der beiden 21-Jährigen, die irgendwann Weltklasse sein sollen. Der übertragende Sender Sky richtet zwei Kameras 90 Minuten lang nur auf die beiden, die mit einem Marktwert von jeweils 130 Millionen Euro gehandelt werden.

Und dann? Ist es vor 75’000 Zuschauern ein Fussballspiel, das nicht das erhoffte Spektakel bietet. Die Bayern greifen wohl pausenlos an, rennen sich aber immer und immer wieder in der massiven Defensive der Leverkusener fest. Am Ende steht es 1:1.

«Für einen Punkt hätten wir vor dem Spiel unterschrieben», sagt Granit Xhaka. Er war letzte Saison der Kopf einer Mannschaft, die in drei Wettbewerben nur eines von 53 Spielen verlor, ausgerechnet das letzte im Final der Europa League gegen Atalanta Bergamo. Er ist der Kopf auch in der Allianz Arena. Die Defensive organisiert er auf eindrucksvolle Art.

Viel ist er, nur ein paar Tage nach seinem 32. Geburtstag, nicht am Ball. Er ist es so wenig wie nie, seit er in Leverkusen ist. Offensiv hat er nur einmal einen nennenswerten Moment, das ist nach einer halben Stunde, als er nach einem Corner im Münchner Strafraum vergessen geht. Die Möglichkeit nutzt er, um den Ball so aufzulegen, dass Robert Andrich aus 18 Metern direkt abziehen kann und zum Führungstor trifft.

Der Meister findet offensiv überhaupt nicht statt

Es ist ein Streich aus dem Nichts, und es bleibt bis am Ende eine einmalige Aktion des Meisters. Er verteidigt und verteidigt, weil er die Lehren aus einem defensiv unbefriedigenden Saisonstart mit schon neun Gegentoren in nur vier Spielen gezogen hat. Dass er in der Offensive nicht stattfindet, stört Trainer Xabi Alonso nicht im Geringsten. Lieber freut sich der Trainer über die Gegenwehr seiner Mannschaft, er nennt sie «sehr seriös».

Auf der anderen Seite stehen Bayern, die unter ihrem neuen Trainer Vincent Kompany zeigen wollen, das sie ein anderes Gesicht haben als noch unter Thomas Tuchel in der vergangenen Meisterschaft. Während der eloquente und mitteilungsbedürftige Tuchel in einer Pressekonferenz nach der anderen seine Chefs reizte und «den eigenen Laden anzündete» («Süddeutsche Zeitung»), gibt sich Kompany tiefenentspannt. Und doch auf eine Art fordernd, die bei den Spielern gut ankommt. «Der Chef will drei Tore», sagt Harry Kane, «er will vier, er will fünf…»

Bis zu diesem Samstag liefern diese Spieler, was der «Boss» will. In sechs Spielen in drei Wettbewerben erzielen sie 29 Tore, zuletzt allein 20 innerhalb von acht Tagen nach dem 6:1 in Kiel, dem 9:2 gegen Dinamo Zagreb und dem 5:0 in Bremen. Keiner ist dabei insgesamt erfolgreicher als Kane mit zehn Treffern.

Gegen Leverkusen geht Kane unter, weil er im gegnerischen Strafraum noch weniger an den Ball kommt als seine Kollegen: gar nicht. Darum erstaunt nicht, dass die Bayern einen Schuss aus der Distanz brauchen, um zu ihrem Ausgleich zu kommen. Edmond Tapsoba lenkt den Ball ungenügend ab, direkt vor die Füsse von Pavlovic, und der junge Mann, erst 20 geworden, zieht direkt ab und ist mit seinem Schuss aus 25 Metern erfolgreich.

Es ist seine Antwort auf die Aktion, mit der er zuvor den Corner verursacht hat, der zum 0:1 führt. In der Sprache der Jugend sagt er: «Ich habe einfach abgezogen und meine Kiste gemacht.»

Bayerns Luxus ist die Bank mit Müller und Co.

Pavlovic ist ein Spieler, auf den die Bayern stolz sind, weil er aus ihrem Nachwuchs stammt. Er war einst einer der Buben, die während eines Spiels dem grossen Thomas Müller Bälle zuwarfen. Gegen Leverkusen bildet er mit Joshua Kimmich das zentrale Mittelfeld, er spielt 91 Pässe, mit 124 hat nur Kimmich mehr, während Xhaka gerade auf 36 kommt.

Dieser Pavlovic etabliert sich, João Palinha dagegen sitzt erneut auf der Bank. Das ist der Spieler, den Tuchel vor einem Jahr so sehr für die Position der Nummer 6 forderte, aber bei allem Lamentieren nicht bekam. Und dass er nun trotz einer Ablöse von 50 Millionen Euro nicht eingesetzt wird, sagt viel über die personellen Möglichkeiten der Bayern in dieser Saison. Über den neuen Geist sagt auch viel aus, dass im Moment keiner verletzt ist und sich Spieler wie Müller, Coman und Sané an der Seitenlinie wiederfinden.

«Wir brauchen alle», sagt Sportvorstand Max Eberl das, was ein Chef eines derart breit und luxurios besetzten Kaders gerne sagt. Natürlich ist die Saison lang, gerade bei den Ansprüchen der Bayern. Da ist nicht nur die Meisterschaft, die sie wieder gewinnen wollen, da ist auch der Final der Champions League, der am 31. Mai in ihrem Stadion stattfindet.

Aber was ist eigentlich mit Wusiala? Musiala kommt wenigstens einmal zu einem Schuss, ohne aber das Tor zu treffen. Wirtz hat nicht einmal das. Ihm gelingt gar nichts. Soll es halt geben.