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Kracher-Duell Bayern gegen Bayer
Granit Xhaka in Topform und die Frage: Was heckt Alonso diesmal aus?

Jamal Musiala von Bayern München im Duell mit Florian Wirtz von Bayer Leverkusen am 15. Februar 2025 in Leverkusen.
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In Kürze:
  • Lothar Matthäus glaubt, dass Bayer Leverkusen gegen Bayern gewinnen kann.
  • Florian Wirtz ist derzeit in besserer Verfassung als Jamal Musiala.
  • Granit Xhaka spielt als entscheidender Stratege wieder in überragender Form.
  • Joshua Kimmich scheinen 20 Millionen Euro nicht genug zu sein.

Die Prognose: Matthäus setzt auf Bayer

Es ist nur eine Stimme, immerhin eine gewichtige. Und es ist eine, die für eine weitverbreitete Erwartung steht. «Es ist schwer, einen Tipp abzugeben», sagt Ottmar Hitzfeld in der «Bild», «weil das Duell völlig offen ist und es keinen Favoriten gibt.»

Bayern gegen Bayer ist diese Paarung, die Fussball-Deutschland elektrisiert: auf der einen Seite das Monument aus München, auf der anderen das neue Glanzlicht aus Leverkusen. Und wenn sie sich am Mittwoch und am nächsten Dienstag gleich wieder treffen, geht es um sehr viel: Auf dem Programm steht der Achtelfinal der Champions League.

Was für Hitzfeld schwer ist, wagt Lothar Matthäus in derselben Zeitung. «Das Momentum spricht für Leverkusen», sagt er, der wie Hitzfeld eine Münchner Legende ist. Bei den Bayern vermisst er zuletzt das, was sie in den ersten Monaten unter Vincent Kompany ausgemacht hat, Leichtigkeit, Spielfreude, Kraft. Also tippt er: Leverkusen setzt dich durch, indem es das 1:2 aus dem Hinspiel daheim mit einem 2:0 nach Verlängerung korrigiert.

Wirtz gegen Musiala: Das Treffen der Zauberer

Wenn sie gemeinsam für Deutschland stürmen, sind Florian Wirtz und Jamal Musiala einfach Wusiala. Der Leverkusener Wirtz wird in zwei Monaten 22, der Münchner Musiala ist es seit einer Woche. Wirtz stammt aus einer Familie mit zehn Kindern, Musiala hat einen britisch-nigerianischen Vater, weshalb er bis zur U21 für England auflief.

Transfermarkt.de gibt ihren Marktwert jeweils mit 140 Millionen Euro an, womit nur sechs Spieler höher eingeschätzt werden. Musiala hat in seinem neuen Vertrag, abgeschlossen bis 2030, eine Ausstiegsklausel über 175 Millionen. Wirtz ist bis 2027 an Leverkusen gebunden. Extraklasse sind beide, wobei Wirtz im Moment höher gehandelt wird, weil er besser in Form und sein Spiel dynamischer ist.

In München träumen sie davon, auch Wirtz zu sich zu holen. Uli Hoeness, der alte Bayern-Patriarch, sagt: «Ich würde ihn gern zu uns holen, wenn es die Möglichkeit gäbe.» Sein alter Mitstreiter Karl-Heinz Rummenigge geht weiter: «Florian Wirtz ist für mich der beste Spieler Deutschlands. Und ich mache auch keinen Hehl daraus, dass es ganz klar unser Ziel sein muss, ihn zu verpflichten.»

Fragt sich nun, wie eine solche Aussage bei Musiala ankommt. Und wie dieses Werben in Leverkusen, ausgerechnet vor einer solchen Begegnung in der Champions League. Bayer-Sportchef Simon Rolfes reagiert gelassen. Die Kommentare aus München sieht er allgemein als Wertschätzung, und ja, wegen Wirtz: «Da gibt es wirklich viel Schlimmeres als das.»

Granit Xhaka: Zurück zur besten Form

Acht Punkte liegt Leverkusen hinter Bayern, obwohl es nur einmal verloren hat. Aber diese Niederlage, erlitten in der 2. Runde zuhause gegen Leipzig, ist eine Erklärung für den Rückstand in der Bundesliga: 2:0 führte Xabi Alonsos Mannschaft, bevor sie noch 2:3 verlor. Und wenig später verspielte sie auch gegen Kiel, in Bremen und in Bochum einen Vorsprung und damit insgesamt sechs Punkte. 

Granit Xhaka von Bayer 04 Leverkusen gibt Anweisungen während des Bundesliga-Spiels gegen FC Bayern München in der Allianz-Arena.

«Ich muss schauen, dass ich jetzt nichts Falsches sage», sagte Granit Xhaka in dieser frühen Phase der Saison. Und wurde dann doch deutlich: «So geht das nicht weiter. Wir kriegen pro Spiel zwei Gegentore, das reicht nicht, um oben mitzuspielen.» Sie seien nicht bissig ohne Ball, die Läufe nach hinten würden fehlen, sagte er auch. Genau das hatte die Mannschaft in der Meistersaison ausgezeichnet.

Die Defizite sind inzwischen aufgearbeitet, und Xhaka, 32-jähriger Captain der Schweizer Nationalmannschaft, ist wieder in überragender Form, wieder der Stratege, der die Mannschaft führt. So sieht das auch Stefan Effenberg, bei Bayern einst selbst ein grosser Leader. «Xhaka ist der entscheidende Spieler, das war er schon in der letzten Saison», sagt er. Und sieht für Bayern nur ein Mittel, um ihm die Wirkung zu nehmen: «Zurück zur alten Schule. Man muss ihm einen auf die Füsse stellen.»

Die Titelsammlung: 83:5 für die Bayern

Im Palmarès der Bayern finden sich 33 Meisterschaften, 20 Cupsiege und 6 Pokale in Meistercup und Champions League. 83 Titel sind es insgesamt, inklusive aller Supercups und Club-WM. In Leverkusen lassen sich die Titel an einer Hand abzählen: eine Meisterschaft, zwei Cups, ein Uefa-Cup und ein Supercup.

Auch bei den Finanzen sind die Unterschiede riesig. Für die vergangene Saison wies die FC Bayern AG einen Rekordumsatz von 951,5 Millionen Euro aus, zehn Jahre zuvor waren es noch rund 400 Millionen weniger gewesen. 396,5 Millionen liess sie sich das gesamte Personal kosten. Die letzten verfügbaren Zahlen von Leverkusen stammen aus der Saison 2021/22 und lesen sich weit bescheidener: 273,6 Millionen Umsatz, 142,2 Millionen Personalkosten.

Und was heisst das für die anstehenden Spiele? Nicht viel, ausser dass der Druck für die Münchner grösser ist, weil am 31. Mai der Final der Champions League nicht irgendwo stattfindet, sondern in ihrem Stadion. Und da wollen sie unbedingt dabei sein. 2012 bestritten sie schon einmal ein «Finale dahoam», und sie verloren es unter dramatischen Umständen gegen das Chelsea von Roberto Di Matteo, dem Italiener aus Schaffhausen.

Das Trainerduell: Ein Hoch auf Xabi Alonso

Die Bayern sind in jüngster Zeit nicht mit Lob überhäuft worden, auch wenn sie seit Jahresbeginn in der Bundesliga acht von neun Spielen gewonnen haben. Das einzige Unentschieden war ein 0:0 in Leverkusen, und genau dieses Spiel trägt dazu bei, dass diesen Leverkusenern jetzt so viel zugetraut wird: Da waren sie spielerisch und taktisch so sehr überlegen, dass das Resultat wie ein Witz anmutet. 

Das Lob dafür galt in erster Linie Xabi Alonso, weil er seinen Konkurrenten Vincent Kompany ausgecoacht habe. Sechs Partien hat Alonso nun gegen Bayern bestritten und keines verloren, dafür immerhin drei gewonnen. Darum heisst die spannende Frage: Was heckt er diesmal aus? Lässt er seine Mannschaft so destruktiv auftreten wie im Herbst in der Bundesliga? Oder wieder ohne richtigen Stürmer wie eben bei diesem 0:0? «Wir sind nicht dumm», sagt Alonso, «wir wissen, dass wir gegen den FC Bayern spielen. Fünf schlechte Minuten – und du bist weg.»

Alonso steht als Trainer für den Wandel Leverkusens vom Abstiegskandidaten im Herbst 2022 zum Doublesieger 2024. Letzte Saison verlor er mit seiner Mannschaft nur eines von 53 Spielen, ausgerechnet im Final der Europa League gegen Atalanta Bergamo. Er wird deshalb bereits als künftiger Trainer von Real Madrid gehandelt. Aber neben seinen fachlichen Qualitäten zeichnet den 43-jährigen Spanier eines aus: Er lässt sich den Kopf nicht verdrehen und plant seinen Weg sorgfältig.

Joshua Kimmich: Oder wenn 20 Millionen nicht reichen

Als Uli Hoeness 1970 von Ulm als Spieler nach München wechselte, bekam er 20’000 Mark Handgeld und ein Grundgehalt von 1200 Mark im Monat. Als er neun Jahre später, mit 27, Manager wurde, wies Bayern 12 Millionen Mark Umsatz und 7 Millionen Schulden aus.

Das erzählte Hoeness in einem der vielen Interviews, die er zum 125-Jahr-Jubiläum des FC Bayern am 27. Februar gegeben hat. Die Zahlen haben sich leicht verschoben, auch bei den Löhnen. Die beiden Spitzenverdiener Harry Kane und Jamal Musiala kommen mittlerweile auf jährlich 25 Millionen Euro (was umgerechnet 50 Millionen Mark wären).

Joshua Kimmich vom FC Bayern München gestikuliert und gibt Anweisungen während eines Bundesliga-Spiels in der Allianz Arena.

Joshua Kimmichs Gehalt liegt, so heisst es, derzeit jährlich bei 20 Millionen. Und so viel hat ihm, heisst es weiter, Sportvorstand Max Eberl für eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags für weitere vier Jahre geboten. Nun ist es aber so, dass Kimmich eine vom Verein gesetzte Frist zur Entscheidung verstreichen liess und der Aufsichtsrat, mit Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge als mächtigen Mitgliedern, das Angebot vor gut einer Woche wieder zurückgezogen hat.

Da stellen sich Fragen: Wieso zögert Kimmich, angesichts dieses Gehalts? Will er weg, «in die weite Welt», wie es die «Süddeutsche Zeitung» formuliert? Nach London zu Arsenal oder nach Paris zu PSG? Was bezweckt der Aufsichtsrat? Will er die Verhältnisse zurechtrücken und zeigen, dass Kimmich zu gierig ist und Eberl zu viel ausgibt, statt zu sparen? Vielleicht ist auf einmal alles wieder anders und bleibt Kimmich doch.