Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Gastbeitrag zum Baltischen Weg
Wie sich das Baltikum die Freiheit erkämpft hat

Lithuanians, many bearing candles, line up to mourn the 50th anniversary of the secret German-Soviet agreement that ended their homelands independence, Wednesday, Aug. 24, 1989, Vilnius, Lithuania. (AP Photo)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Am 23. August 1989, weniger als drei Monate vor dem Fall der Berliner Mauer, reichten sich mehr als eine Million Esten, Letten und Litauer die Hände, um den sogenannten Baltischen Weg zwischen den Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilnius zu bilden. Das Ziel dieser 600 Kilometer langen Menschenkette war es, zum 50. Jahrestag des geheimen Zusatzprotokolls des Molotow-Ribbentrop-Paktes, der die baltischen Staaten der UdSSR zuschlug, der Welt das baltische Streben nach Freiheit zu demonstrieren.

Der Baltische Weg wurde von den Freiheitsbewegungen organisiert: dem lettischen LTF, dem estnischen Rahvarinne und dem litauischen Sajudis. Die Aktion wurde durch den Rundfunk koordiniert, unter dem Risiko der sowjetischen Repressionen. Inzwischen ist die Dokumentation dieser Aktion in das Unesco-Weltdokumentenerbe aufgenommen worden. Der 23. August ist nun der Europäische Tag des Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nationalsozialismus.

Der Baltische Weg änderte die europäische Geschichte. Er war ein Impuls, der es den Völkern ermöglichte, sich vom sowjetischen Totalitarismus zu befreien. Der Baltische Weg zeigte, dass die Freiheit sowohl von politischer und rechtlicher als auch von moralischer Bedeutung ist. Diese Botschaft wurde weltweit medial und politisch aufgenommen. Solidaritätsanlässe wurden in Berlin, Melbourne, Toronto und anderswo organisiert. Der Baltische Weg wurde zum Symbol des gewaltfreien Widerstandes und der Bereitschaft, die mutigen und richtigen Entscheidungen zu treffen.

Für uns der einzige Weg

Für uns war die Entscheidung klar. Mehr als 20 Prozent der baltischen Bevölkerung starben an den Folgen von Krieg und totalitären Repressionen. Der gesamte menschliche und wirtschaftliche Schaden, der in den 50 Jahren der sowjetischen Besetzung angerichtet wurde, ist unermesslich. Im Asyl residierende Balten lenkten die Aufmerksamkeit der freien Welt auf diese Teilung Europas, auch in der Schweiz. Die westlichen Staaten zogen es jedoch oft vor, weitere Spannungen mit der UdSSR zu vermeiden und das delikate Thema zu ignorieren. Heute sind die baltischen Staaten zu digital fortgeschrittenen, grün bewirtschafteten Ländern mit globaler Konnektivität, ausgebildeten Fachkräften und hohen Verteidigungsinvestitionen geworden. Seit 20 Jahren sind wir Mitglieder der EU und der Nato. Mit Einigkeit und Entschlossenheit wurden die Folgen des Zweiten Weltkrieges endlich auch im Baltikum überwunden.

Nun steht Europa vor einer neuen Herausforderung. Die Ukraine muss ihr Streben nach Freiheit und Demokratie bewaffnet verteidigen. Der Geist der Gefangenschaft und des Totalitarismus ist noch nicht überwunden.

Es gibt Werte, die unverhandelbar sein sollten. Freiheit und Demokratie gehören dazu. Demokratie ist keine historische Selbstverständlichkeit, sie beruht auf einer bewussten Entscheidung. Die Schweiz ist ein herausragendes Beispiel dafür. Deswegen ist es eine Pflicht aller Europäer, sich für die Freiheit und Demokratie einzusetzen und diejenigen zu unterstützen, die nach Freiheit und Demokratie streben. Auch die Demokratie hat das Recht auf Selbstverteidigung. Mithilfe von Einheit, Entschlossenheit und Ausdauer wird es uns allen gelingen.

Guna Japina ist Botschafterin von Lettland. Merle Pajula ist Botschafterin von Estland, Darius Jonas Semaška ist designierter Botschafter von Litauen in der Schweiz.