Premiere im Kanton ZürichPilotversuch mit autonomen Taxis – landen die Passagierdaten in China?
Im Furttal sollen schon bald Taxis ohne Chauffeur unterwegs sein. Eine Herausforderung ist der Datenschutz, denn Technik und App kommen aus dem Ausland. Experten sind sich uneins.

- Ab September sollen im Zürcher Furttal autonome Taxis auf den Strassen fahren.
- Hinter dem Pilotprojekt stehen das Swiss Transit Lab, die SBB sowie der Kanton.
- Sowohl die App als auch die Technik stammen von ausländischen Anbietern.
- Datenschutzexperten warnen vor Risiken bei der Datenverarbeitung im Ausland.
Es wäre eine Premiere für die Schweiz: Im Zürcher Furttal sollen ab September zum ersten Mal überhaupt autonome Taxis auf den Strassen unterwegs sein. Hinter dem Pilotprojekt stehen das Swiss Transit Lab, die SBB sowie der Kanton Zürich.
Die Abklärungen laufen auf Hochtouren – auch die juristischen. Bedenken gibt es insbesondere beim Thema Datenschutz. Denn die innovativen Taxis sind zwar auf Schweizer Boden unterwegs, die App stammt aber aus Deutschland, die Technik aus China.
Letztere kommt vom Anbieter Weride. Auch in Nissan-Fahrzeugen kommt die Technik zum Einsatz. Der Autohersteller hatte in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt, weil er seine Kunden in den Kaufverträgen im Kleingedruckten darauf hinwies, dass das Auto auch die sexuellen Vorlieben seiner Passagiere erkennen kann.
Kameras und Mikrofone im Auto
Das komme im Furttal nicht infrage, versichert Mathias Röther vom Swiss Transit Lab im Gespräch mit dem SRF-Regionaljournal. Nur schon wegen der Vorgaben zum Datenschutz in der Schweiz. «Die Daten werden in einer Cloud bei uns in der Schweiz sein und auch die Daten aus der App», versichert Röther. Die App komme von Ioki, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn. Man sei derzeit daran, den Datenschutz im Detail zu regeln und den Datenfluss genau zu verstehen.
Im Fahrzeug seien zahlreiche Sensoren wie Kameras oder Mikrofone, die fürs autonome Fahren immer mehr miteinander vernetzt seien, erklärt Christian Bach von der Empa gegenüber SRF. Ein Auto könne so ein ganzes Datenprofil über seine Passagiere zusammenstellen, das sei beängstigend. Bach ist skeptisch: «Ich glaube, es wäre naiv, zu glauben, dass nicht auch sehr viel mehr, als gemacht werden muss, gemacht wird», sagt der Mobilitätsforscher. Die Datenschutzbestimmungen könne man in Verträgen schon schriftlich regeln, «aber es wird kaum möglich sein, beispielsweise für den Kanton Zürich, das auch zu überprüfen.»
«Daten können verschlüsselt werden»
Das sieht Dominika Blonski, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich, anders. Es sei «je nach Ausgestaltung» durchaus realistisch, sicherzustellen, dass die Daten nicht nach China gelangten, sagte die Expertin dieser Redaktion. «Der Datenfluss und die gespeicherten Daten können beispielsweise durch technische Massnahmen verschlüsselt werden.» Es sei dabei sicherzustellen, dass nur das Amt für Mobilität Zugriff auf den Schlüssel habe und nicht auch die beauftragten ausländischen Unternehmen. Bei Cloud-Diensten könne der Zugriff durch sogenanntes «Confidential Computing» geregelt werden.
Ferner sei darauf zu achten, dass sämtliche Datenflüsse und allfällige Unterauftragnehmer bei Verträgen mit Unternehmen offengelegt würden. «Das Amt für Mobilität muss alle beauftragten Unternehmen vertraglich in die Pflicht nehmen, die schweizerische Datenschutzgesetzgebung und die darin enthaltenen Rechte von betroffenen Personen zu gewährleisten», betont Blonski. «Wenn die Rechte der betroffenen Personen aus der Schweiz im Ausland nicht gewahrt werden, besteht das Risiko, dass ihre Grundrechte verletzt werden.»
Das Zürcher Amt für Mobilität versichert gegenüber SRF, die Taxis würden erst dann im öffentlichen Raum eingesetzt, wenn der Datenfluss bekannt und der Datenschutz gewährleistet sei.
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