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Brian spricht nach Freilassung
«Das Gefängnis hat mich auch stärker gemacht»

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Und dann steht er da auf der Treppe vor dem Bezirksgericht Zürich, vor sich Dutzende Medienschaffende, die ihre Kameras, Mikrofone, Handys auf ihn richten. Beantwortet höflich und souverän die Fragen, die auf ihn einprasseln, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan.

Als wäre er nicht wenige Minuten zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er mehr als sieben Jahre in Haft war. Brian (28) muss jetzt erst das Leben neu lernen. So sagt er es selbst. «Es ist sehr spät, aber irgendwann muss es auch mal sein.» Gerade mal zwei Tage zuvor hatte das Bezirksgericht Dielsdorf entschieden, ihm zwar für diverse Delikte hinter Gittern eine Strafe von zwei Jahren und sechs Monaten aufzubrummen, ihn aber trotzdem auf freien Fuss zu setzen. Denn mutmasslich hat er die Strafe mit der Haft bereits abgesessen.

Er wollte sich den Medien stellen

Und nun also der erste Schritt in die Freiheit. Es ist ein grosser Moment für ihn. Brian wirkt gelöst, nur ab und an ist auch eine gewisse Unsicherheit spürbar. Den ersten Test, diesen Auftritt vor den Medien, den er selbst gewollt hat, er besteht ihn. Obwohl er nicht darauf gefasst gewesen sei, was ihn in diesem Moment erwarte, wie er ungläubig schmunzelnd zugibt: «Ich wusste, ich bin bekannt, aber dass so viele kommen … boah, was ist da los?» Dennoch wolle er sich den Fragen stellen.

Er freue sich auf die kommende Zeit, sagt er: «Jetzt fängt das Leben an. Aber wie soll ich sagen, natürlich ist man nervös, wenn man so lange nicht mehr draussen war. Ich bin ja nie darauf vorbereitet worden.» 

Brian K. beantwortet vor dem Bezirksgefängnis Zürich nach seiner Freilassung am Freitag die Fragen der Medienleute.

Was er all jenen sage, die Angst hätten vor ihm, die befürchteten, er könne gewalttätig werden, will ein Reporter wissen. Brian antwortet, niemand müsse sich vor ihm fürchten: «Wer mich respektiert, den respektiere ich auch.» Sein Ziel sei es, ein anständiger Bürger zu werden, keine Probleme mehr zu haben. Dass sich viele Menschen für ihn eingesetzt hätten, freue ihn sehr. 

«Wenn man weiss, was man kann, dann klappt das schon.»

Brian

Dann erzählt er von seiner dunkelsten Stunde. Der Zeit in Einzelhaft, in der er manchmal nur noch sterben wollte. «Ich habe mir den Tod gewünscht, er wäre mir willkommen gewesen.» Andererseits sei er froh, dass er weitergekämpft habe. Das Gefängnis habe ihn sicher auch stärker gemacht, habe ihm auch gezeigt, dass er seine Ziele verfolgen müsse. Jetzt ist er optimistisch: «Wenn man weiss, was man kann, dann klappt das schon.»

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Geholfen habe ihm seine Familie. In all dem Schmerz und all der Trauer sei sie ihm eine wichtige Stütze gewesen. Und zum Glück habe er ein engagiertes Anwaltsteam gehabt: «Sonst stünde ich jetzt nicht hier.» 

Auch zum Justizsystem äussert er sich. Da müsse sich einiges ändern, findet der 28-Jährige. Vor allem die Einzelhaft müsse abgeschafft werden: «Das ist Wahnsinn, das ist Folter.» Auch dass Psychiater glaubten, sie könnten das Verhalten eines Menschen voraussagen, kritisiert er: «Niemand kann in die Zukunft schauen.»

Die Freiheit lernen

Wie die nächsten Wochen und Monate aussehen, weiss Brian noch nicht. Er müsse erst mal ankommen, sich zurechtfinden. Sein Anwaltsteam und seine Familie haben zwar ein Konzept ausgearbeitet, das sie in der Verhandlung vor dem Bezirksgericht Dielsdorf vorgestellt haben. Aber dieses muss nun erst einmal ins Rollen kommen. Denn die Zeit zwischen Gerichtsurteil und Freilassung war mit 48 Stunden sehr kurz. Die Arbeit bereits aufgenommen habe ein Sozialpädagoge, er werde Brian in der nächsten Zeit eng begleiten und coachen. Das sagt Dimitri Rougy, der Sprecher des Anwaltsteams.

Auch ein Boxtrainer ist bereits gefunden; Ziel ist es, dass Brian so rasch wie möglich mit dem Training anfängt. Das Sozialamt wird ihm eine Wohnmöglichkeit zur Verfügung stellen und ihn finanziell unterstützen. 

Und nach wie vor laufen diverse Verfahren in seiner Sache. Das Urteil des Bezirksgerichts Dielsdorf ist noch nicht rechtskräftig, ein zweites Strafverfahren ist vor Obergericht hängig. Doch all das ist im Moment sekundär.

Jetzt will Brian zuerst mit seinem Verteidiger Thomas Häusermann, seinen Anwälten und der Familie essen gehen. Am liebsten Spaghetti mit Scampi. Und dann wird gefeiert.