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Probefahrt Kia EV6
Aufbruch in eine neue Ära

Als erstes Kia-Modell baut der EV6 auf einer Plattform spezifisch für Elektroautos auf. 
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Als Kia vor über zwei Jahren den neuen e-Soul präsentierte, sprach Produktplaner David Labrosse Klartext: «Das einzige Ziel der Elektrifizierung ist es, die CO2-Richtlinien einzuhalten.» So offen sprachen es nicht viele aus, doch hinter vorgehaltener Hand hörte man diese Einschätzung bei vielen Autoherstellern. Heute ist der Ton ein anderer. Der Elektroantrieb ist inzwischen Tatsache, alle grossen Neuheiten in diesem Jahr werden rein elektrisch angetrieben. Wie selbstverständlich spricht man heute nicht mehr über Hubraum, Leistung oder CO2-Emissionen, sondern über Reichweite, Ladeleistung und Batterietechnik. Von einem notwendigen Übel, um CO2-Richtlinien einzuhalten, ist keine Rede mehr. Erst recht nicht bei Kia.

Denn die Koreaner präsentieren ihr neues «Leuchtturm-Modell» EV6 mit breiter Brust. «Ich bin sehr stolz auf dieses Auto», sagt Won-Jeong Jeong, Chef von Kia Europe. «Der EV6 ist ein bedeutender Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte.» Genau wie der kürzlich lancierte Hyundai Ioniq 5 sorgt der Kia EV6 für Aufsehen, nicht nur wegen seines eigenwilligen, gewagten Designs, sondern vor allem auch mit technischen Daten, die die Konkurrenz in Verlegenheit bringen. Der koreanische Autoriese positioniert sich damit nicht nur neu, sondern will künftig den Ton angeben. «Früher sah man uns als Follower, als die, die hinterherlaufen», konstatiert Marketing-Chef Daniel Hilbert. «Heute wollen wir die Gamechanger, die Wegbereiter sein.» Bis 2026 soll das Angebot auf elf batterieelektrische Modelle (BEV) ausgebaut werden. Zudem plant Kia, den BEV-Absatz bis 2030 auf 920'000 Einheiten zu steigern und damit zu einem weltweit führenden Anbieter zu werden.

Ultraschnelles Laden

Ein wichtiger Baustein dazu ist die spezifisch für Elektroautos ausgelegte Plattform des Konzerns. Genau wie der Elektro-Baukasten des Volkswagen-Konzerns ist sie modular aufgebaut und dient so als Grundlage für diverse Modelle quer durch alle Fahrzeugklassen. Dank 800-Volt-Technologie überflügeln die Koreaner damit die Konkurrenz, namentlich VW mit seiner 400-Volt-Architektur. Mit 800 Volt sind deutlich höhere Ladeleistungen und somit eine schnellere Ladegeschwindigkeit möglich – beim Kia EV6 sind es maximal 240 kW, im vergleichbaren VW ID.4 nur 125 kW. An einer entsprechend schnellen Säule saugt der Kia den Strom für 100 Kilometer Reichweite in unter 4,5 Minuten, der empfohlene Nutzbereich von 10 bis 80 Prozent wird in 18 Minuten gefüllt. Beim ID.4 dauert es fast doppelt so lange.

Die Vorteile der neuen Plattform zeigen sich auch andernorts. Der 4,7 Meter lange EV6 wirkt zwar schon von aussen sehr gross, doch derart grosszügige Platzverhältnisse im Innern würde man dennoch nicht erwarten. Auf den Rücksitzen, deren Lehne von steil bis flach verstellt werden kann, hat man gefühlt einen Meter Beinraum – und tatsächlich zeigt das Datenblatt 99 Zentimeter an. Der lange Radstand von 2,9 Metern wirkt sich direkt aus. Der Kofferraum ist mit 480 Litern Ladevolumen ebenfalls grosszügig, mit umgeklappten Rücksitzen wächst er auf 1300 Liter an, hinzu kommt ein kleiner «Frunk» unter der Fronthaube. Damit ist der Kia zwar kein Lademeister, doch für den Alltag reicht das völlig.

Breite Palette

Punkten kann der Koreaner auch mit seiner Ausstattung. Neben einem volldigitalen Cockpit mit grossem Head-up-Display und einem leider nicht sehr schnell reagierenden, leicht gewölbten Touchscreen für das Infotainmentsystem sind topmoderne Features an Bord. Die Highlights: Der EV6 lässt sich ferngesteuert auf Knopfdruck einparken, zeigt beim Abbiegen ein Kamerabild des toten Winkels an und bietet dank Meridion-Soundsystem mit 14 Lautsprechern ein hochwertiges Klangerlebnis. Und die «Relaxation-Sitze» für Fahrer und Beifahrer, die sich auf Knopfdruck nach oben und nach hinten verstellen lassen und eine bequeme Liegeposition ermöglichen, sorgen für zusätzliche Entspannung – natürlich nicht während der Fahrt.

Apropos Fahren: Das kann der EV6 natürlich auch. Es stehen zwei Batterievarianten (58 oder 77,4 kWh) sowie Heck- oder Allradantrieb zur Wahl. Die kleine lässt sich mit maximal 180 kW laden, die grosse mit 240 kW. Die WLTP-Reichweite liegt je nach Variante zwischen 394 und 515 Kilometern, das Leistungsspektrum reicht von 125 kW (170 PS) bis 239 kW (325 PS). Ende 2022 folgt dann die Allrad-Sportvariante GT mit 430 kW (584 PS), die in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und damit viele Supersportwagen in den Schatten stellt.

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Der GT-Line spurtet wie ein Sportwagen, doch die gemächliche Gangart steht dem Koreaner besser. 
Das Heck mit dem durchgehenden LED-Bogen zeigt an: Hier kommt etwas Neues.
Das Cockpit ist modern, der Sitzkomfort hoch. Der Touchscreen dürfte schneller reagieren.

Zur Testfahrt stand ein GT-Line mit Allrad und 239 kW bereit – und diese Variante ist mehr als kraftvoll genug. Mit einem maximalen Drehmoment von 605 Nm, das aus dem Stand zur Verfügung steht, schiesst der EV6 aus dem Stand davon – die 100-km/h-Marke wird in 5,2 Sekunden erreicht. Dank einem tiefen Schwerpunkt und einer fast ausgeglichenen Gewichtsverteilung liegt der Stromer auch gut in den Kurven. Doch die gemächliche Gangart steht ihm besser: Man gleitet fast lautlos dahin, geniesst den hohen Sitzkomfort, die angenehm gefühlvolle Lenkung, das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk und die reichhaltige Ausstattung.

Wer jetzt denkt, das alles kostet ein Heidengeld, wird beim Blick in die Preisliste staunen: Der EV6 ist ab 49'950 Franken zu haben, der getestete GT-Line kostet mindestens 66'950 Franken. Im Konkurrenzvergleich sind das sehr faire Preise. Das trifft auch für die Topversion GT zu, die ab 75'950 Franken zu haben sein wird.