Meinung

Gastrokolumne –

Auf eine Pizza beim Weltmeister

Die Gäste stehen Schlange im Napulé in Zollikon. Doch wir werden nicht ganz warm mit der Pizza aus dem ultraheissen Pizzaofen.

Irina Kisseloff

Publiziert: 15.03.2023, 09:57

Im Ofen sind die Pizzas der Pizzeria Napulé in Zollikon nur für extrem kurze Zeit. Um genau zu sein: für 90 Sekunden bei 500 Grad Celsius. Das Besondere an diesen neapolitanischen Teigfladen, die am Zürichsee noch selten gebacken werden: Ihr Teigrand ist sehr breit und luftig hoch, das innere Rund mit dem Belag dagegen ultradünn und feucht, fast schon flüssig.

Die etwas anderen Pizzas kommen an in Zollikon: Das dicht bestuhlte Lokal ist an diesem Samstagabend bis auf den letzten Platz besetzt, und im Eingangsbereich stehen ständig neue Gäste Schlange. Das Stimmengewirr in den gemütlichen kleinen Stuben des historischen Hauses ist intensiv. Man hört viel Italienisch, was für das Ristorante in der ehemaligen Wirtschaft Trube spricht.

Inhaber und Pizzaiolo Raffaele Tromiro ist dreifacher Pizza-Weltmeister. Im Januar wurde seine Pizzeria von einem italienischen Gastroführer zur besten ausserhalb Italiens gekürt. Entsprechend hoch sind unsere Erwartungen.

Wir haben uns für eine Pizza vegetariana mit Auberginen-, Zucchini- und Peperonistreifen (29.50 Franken) und eine Pizza Bella Italia (32.50 Franken) entschieden. Die Bella Italia ist eine Pizza bianca, also eine Pizza ohne Tomatensauce, mit Büffelmozzarella, Rohschinken, Rucola, Cherrytomaten und gehobeltem Parmesan. Beim ersten Reinbeissen ist der luftige Teig lecker, der fast flüssige Belag ergänzt den vielen Teig gut.

Doch nach einiger Zeit wird der Teig pampig, der Mozzarella eher klumpig. Diese Pizza wird am besten «à la minute» gegessen – ein Nachteil für langsame Esser, wie wir es sind. Dafür haben unsere Mägen noch Platz für ein Dessert. 

Die Dessertkarte ist übersichtlich: Neben einem Tagesdessert gibt es diverse Gelati, Babbà und eine Pizza Nutella. Letztere klingt vielversprechend, doch noch mehr Pizza können wir uns gerade nicht vorstellen. Deshalb wählen wir das Tagesdessert, einen nicht sehr italienischen, aber feinen Cheesecake mit Schokolade-Topping (9.50 Franken), sowie einen Babbà (9.80 Franken).

Der Babbà ist ein neapolitanisches Hefegebäck, das in Rum getränkt wird. Trotz des vielen Rums ist es eher trocken – wir bestellen noch eine Kugel Vanilleglace nach. Fazit: Eine solide Pizzeria, aber unsere Erwartungen an den Pizza-Weltmeister wurden nicht erfüllt.

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