Gewinneinbruch bei der MigrosAuch Hamsterkäufe werden der Migros nicht helfen
Obwohl der orange Riese durch die Corona-Krise höhere Verkäufe erzielt, wird die Negativ-Serie nicht reissen. Auch 2019 muss der Detailhändler einen Gewinnrückgang in Kauf nehmen.
Wer heute in einen Migros-Markt geht, der steht manchmal vor leeren Regalen. Ist der genossenschaftliche Detailhändler also ein Gewinner der Corona-Krise? Eher nicht.
Es sei noch viel zu früh, um konkrete Aussagen zum laufenden Jahr – und auch zur Corona-Krise im Gesamten – zu machen, heisst es auf Anfrage. Doch übers Ganze gesehen dürften die negativen Folgen deutlich überwiegen. «Insbesondere im Tourismus, der Gastrobranche und im stationären Non-Food-Bereich sind die Auswirkungen happig», sagt Sprecher Marcel Schlatter. Dazu kommen deutlich gesteigerte Unterhaltskosten – beispielsweise für intensive Zusatzreinigungen. Die Nachfrage beim Online-Kanal Le Shop sei jedoch sehr hoch.
Ein Minus von über 29 Prozent
Es sieht also nicht danach aus, als ob dank Corona die Negativ-Serie bei der Migros reissen würde. Seit Jahren schrumpfen die Gewinne. Und 2019 musste der Detailhändler noch einmal ordentlich einstecken: Unter dem Strich steht ein Minus von über 29 Prozent. Verdiente die Migros 2018 noch 475 Millionen Franken, lag der Gewinn im vergangenen Jahr nur noch bei 335 Millionen.
Durch den Verkauf von Unternehmensteilen wie der Gries-Deco-Gruppe und M-Way musste die Migros einmalige Abschreibungen von 485 Millionen Franken in Kauf nehmen. Was sich auf den Betriebsgewinn (EBIT) niederschlug: Der Abschreiber drückte diesen auf 201 Millionen Franken – das sind fast 70 Prozent weniger als im Vorjahr.
Zwar legte der Umsatz in der Gruppe um 0,8 Prozent auf 28,7 Milliarden Franken zu, doch dass 2019 kein erfreuliches Jahr für die Migros werden würde, zeigten bereits Zahlen, die der SonntagsZeitung im Januar vorlagen. Sie offenbarten Umsatzverluste im Kerngeschäft mit den Supermärkten der zehn Regionalgenossenschaften.
Umsatzrückgang bei regionalen Genossenschaften
So musste auch der genossenschaftliche Detailhandel im vergangenen Jahr insgesamt einen Rückgang von 0,6 Prozent auf 16,7 Milliarden Franken verzeichnen. Wie der Geschäftsbericht zeigt, setzten die zehn regionalen Genossenschaften einschliesslich der Tochtergesellschaften im Inland mit 14,7 Milliarden Franken 1,3 Prozent weniger um als im Vorjahr. Insgesamt schrumpfte der Umsatz der Genossenschaften um 1,2 Prozent auf 16 Milliarden Franken.
Die Gründe für die Entwicklung im Supermarktgeschäft sind vielschichtig. Zum einen erhöhen Discounter wie Lidl und Aldi den Preisdruck, was die Grossverteiler zum Handeln zwingt. Die Migros reagierte, indem sie letztes Jahr die Preise der 1500 beliebtesten Produkte senkte. Das schlägt sich nun in den Umsatz- und Gewinnzahlen nieder.
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