Was wissen wir über YR4?

Der Asteroid 2024 YR4 wurde erst vor kurzem entdeckt. Ein Teleskop in Río Hurtado (Chile) ortete den Himmelskörper erstmals am 27. Dezember des vergangenen Jahres. YR4 hat Berechnungen zufolge einen Durchmesser von 40 bis 90 Metern und befand sich Ende Januar etwa 27 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Besonders nahe kam uns der Asteroid am ersten Weihnachtsfeiertag 2024, wobei er immer noch doppelt so weit weg war wie der Mond. Momentan bewegt er sich von der Erde weg, da er aber wie die Erde auf einer Bahn um die Sonne kreist, wird er sich uns in einigen Jahren wieder annähern.

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags auf der Erde?

Wissenschaftler beobachten YR4 genau. Nach jetzigem Stand ist er der Asteroid, der die grösste Gefahr für die Erde darstellt. Das Risiko eines Einschlags ist allerdings äusserst gering. Zunächst berechnete die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Wahrscheinlichkeit von rund 1,2 Prozent, dass YR4 im Dezember 2032 die Erde trifft. Vor wenigen Tagen stuften die Wissenschaftler das Risiko auf 3,1 Prozent hoch. Nun haben sie es wieder abgesenkt, auf noch 1,5 Prozent. Trotzdem bleibt die Risikoeinstufung auf der sogenannten Turiner Skala bei 3 (von 10): Ein möglicher Einschlag könne nicht ausgeschlossen werden. Die bislang höchste Einstufung erlangte der Asteroid 99942 Apophis, der im Jahr 2004 wenige Tage lang in die Kategorie 4 eingestuft wurde, mittlerweile aber wieder bei 0 liegt.

Welche Auswirkungen hätte ein Einschlag auf der Erde?

Gemessen an Durchmesser, Geschwindigkeit und Eintrittwinkel hätte YR4 bei einer Kollision mit der Erde voraussichtlich ein Energiepotenzial von ungefähr 7,7 Megatonnen TNT. Zum Vergleich: Die Explosion der 1954 von den USA gezündeten Wasserstoffbombe Castle Bravo, der stärksten jemals in einem US-Kernwaffentest gezündeten Bombe, entsprach etwa 15 Megatonnen TNT. Sollte 2024 YR4 tatsächlich die Erde treffen, könnte der Asteroid in der Atmosphäre explodieren und mit einer Druckwelle und Hitze katastrophale Verwüstungen anrichten. Er könnte auch einen Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer verursachen. Ein Asteroid dieser Grösse schlägt laut der europäischen Raumfahrtbehörde ESA im Mittel alle paar Tausend Jahre auf der Erde ein.

Wo wäre ein Einschlag denkbar?

Wo genau YR4 im unwahrscheinlichen Fall eines Einschlags die Erde treffen würde, lässt sich noch nicht genau sagen. Gemäss dem britischen «Independent» haben Wissenschaftler errechnet, dass sich der Korridor für eine Kollision mit der Erde vom Pazifik über Südamerika, den Atlantik, Afrika, den Nahen Osten und Asien nach Osten erstreckt. Grossstädte wie Bogota, Lagos und Mumbai liegen in diesem Gebiet. Ihren Wegzug planen müssen die rund 100 Millionen Menschen, die in diesem Korridor leben, allerdings nicht. «Wir machen uns überhaupt keine Sorgen, angesichts der 99-prozentigen Chance, dass er verfehlt», sagte Paul Chodas, der Direktor des Zentrums für die Erforschung erdnaher Objekte bei der Nasa. Es besteht übrigens die – ebenfalls höchst geringe – Chance, dass YR4 mit dem Mond zusammenstösst.

Welche Methoden zur Abwehr gibt es?

Die Menschheit wäre auch im schlimmsten Szenario eines nahenden Einschlags nicht völlig wehrlos. So gibt es mittlerweile Programme, etwa die sogenannte Dart-Mission, mit denen versucht wird, Asteroiden auf Kollisionskurs aus ihrer Bahn zu bringen. Nötig werden dürfte dies nicht. Da die Bahn von YR4 um die Sonne immer klarer werden dürfte, besteht laut Chodas eine gute Chance, dass das Risiko für die Erde auf null sinkt. Untersucht werden auch Daten aus dem Jahr 2016, als der Asteroid der Erde schon einmal nahegekommen sein dürfte. Auch diese Unterlagen könnten helfen, komplette Entwarnung zu geben, sagte Chodas.

DPA/osc

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