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Tourismus erholt sich
Asiatische Reisende kommen wieder in Scharen in die Schweiz

Bitte recht freundlich: Eine asiatische Reisegruppe am 28. Dezember in Zürich.
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Das Matterhorn zieht wieder – und zwar auch bei Gästen aus Fernost. «Die Besucher sind zurück», jubelte am Dienstag die BVZ Holding, zu der die Gornergrat-Bahn und die Matterhorn-Gotthard-Bahn gehören. Von Zermatt auf den Gornergrat fuhren im vergangenen Jahr 59 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn verzeichnete bis Ende November sogar mehr Reisende als im Rekordjahr 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie.

Nicht nur die Gästezahlen aus Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Nordamerika erholten sich deutlich. In der zweiten Jahreshälfte stieg auch der Anteil der Besucherinnen und Besucher aus asiatischen Ländern wieder stark an, namentlich aus Südkorea, Japan, Taiwan und Südostasien. «Diese Entwicklung stärkt den Optimismus, rasch wieder an das Rekordjahr 2019 anknüpfen zu können», lässt Fernando Lehner, Chef der börsenkotierten BVZ-Bahngruppe, ausrichten.

Andere wichtige Bergbahnen verzeichnen ebenfalls wieder einen kräftigen Zustrom aus Asien. Die Jungfraubahnen im Berner Oberland, die am Mittwoch ihre Gästezahlen für das vergangene Jahr veröffentlichen, stellten bei Gästen aus Südostasien, Südkorea und Indien «eine klare Erholung» fest, sagt Sprecherin Kathrin Naegeli. Einzig, was China betrifft, rechnen die Jungfraubahnen aufgrund fehlender Kapazitäten für Visa und Flugverbindungen frühestens ab März mit mehr Gästen.

Die Pilatus-Bahnen machten dieselben Erfahrungen wie die BVZ-Holding, sagt Direktor Godi Koch. Die Gästezahlen hätten sich im abgelaufenen Jahr im Vergleich zu den letzten beiden Corona-Jahren wieder positiv entwickelt – nicht nur aus Europa und den USA. «Eine erfreuliche Entwicklung konnten wir auch bei den Gästen aus dem asiatischen Raum feststellen – ohne China.»

Im Vergleich mit den Rekordjahren 2018 und 2019 fehlen den Pilatus-Bahnen noch 20 Prozent der Gäste. Das Manko sei auf die nach wie vor fehlenden Gäste aus China zurückzuführen, sagt Koch.

466 Prozent mehr Touristen aus Indien als vor einem Jahr

Die fulminante Rückkehr der asiatischen Reisenden ist eine gute Nachricht für die Schweizer Tourismusbranche. Denn sie geben überdurchschnittlich viel Geld aus für Bergbahnen, Uhren, Schmuck und Souvenirs. Umso schmerzhafter war der fast komplette Einbruch nach Ausbruch der Pandemie.

Von der Rückkehr der asiatischen Touristinnen und Touristen profitieren auch die Hotels. Gemäss der neusten Logiernächtestatistik des Bundes sorgten im vergangenen Jahr die Golfstaaten mit einem Plus von 84 Prozent und Indien mit einem Plus von 466 Prozent für die grössten Zunahmen in absoluten Zahlen bei den asiatischen Ländern. Auch aus Südkorea, Thailand, Singapur, Indonesien und dem übrigen Süd- und Ostasien reisten deutlich mehr Gäste in die Schweiz als vor einem Jahr.

«Praktisch ein Totalausfall der chinesischen Gäste»

Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie noch bescheiden blieb die Zahl der Hotelübernachtungen chinesischer und japanischer Gäste. Vor allem die Chinesen fehlen der Tourismusbranche schmerzlich. Sie generierten 2019 insgesamt 1,85 Millionen Logiernächte und lagen damit nach Deutschen und US-Amerikanern auf Rang drei aller internationalen Gästegruppen.

«Im laufenden Jahr sind wir noch 91,2 Prozent hinter den Zahlen von 2019 zurück, was praktisch einem Totalausfall der chinesischen Gäste entspricht», sagt ein Sprecher von Schweiz Tourismus. 

Bis die wichtigste asiatische Gästegruppe wieder zurückkehrt, wird es noch etwas dauern. Schweiz Tourismus erwartet einen ersten richtigen Ansturm aus China erst im Spätsommer oder im Herbst. Immerhin: «Wir rechnen bis Ende Jahr wieder mit etwa halb so viel chinesischen Gästen wie 2019», sagt China-Marktleiterin Daniela Chiani. Mit einer vollständigen Erholung rechnet sie Ende 2025 oder 2026.

Die vielen Lockdowns in China hätten Ähnliches bewirkt wie hierzulande, schildert Chiani: Es wurde mehr im eigenen Land gereist, das Bedürfnis nach Naturreisen ist gestiegen. Gleichzeitig habe die Lust, ins Ausland zu reisen, zugenommen. «Sobald die Flugkapazitäten hochgefahren werden und wieder Visa ausgestellt werden, nehmen Auslandsreisen wieder schnell Fahrt auf», glaubt sie. Zuerst stünden aber Ferienziele in der Nähe von China im Vordergrund, wie Südkorea oder Thailand.

Ab dem 8. Januar können Chinesen wieder reisen

Welche Auswirkungen allfällige restriktivere Corona-Massnahmen in Europa auf die Nachfrage aus China haben werden, ist unklar. Chiani schätzt, dass sich die Chinesen deswegen nicht abschrecken lassen werden: «Aufgrund der Restriktionen im Land sind es die Menschen gewohnt, praktisch täglich Corona-Tests zu machen und auch Masken zu tragen.»

Am Mittwoch befinden die EU-Staaten über eine gemeinsame Strategie im Umgang mit der chinesischen Corona-Politik. Dabei geht es um die Frage, ob und wie die Behörden Flugpassagiere, die aus China einreisen, auf neue Varianten des Coronavirus testen sollten. Mehrere Mitgliedsländer wie Italien und Spanien haben in der vergangenen Woche bereits eigenständig Schritte eingeleitet. Hintergrund sind unter anderem Bedenken, dass sich möglicherweise neue Virusvarianten ausbreiten könnten. Die Schweiz hat angekündigt, dass sie sich den Regeln der EU anschliessen wolle.

Die chinesischen Behörden hatten zuvor erklärt, aus dem Ausland kommende Reisende müssten ab dem 8. Januar nach ihrer Ankunft in China nicht länger in Quarantäne. Damit können auch Bewohner und Bewohnerinnen Chinas wieder ins Ausland reisen.