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Apéro im Sommer
Cincin – warum der Aperol Spritz nicht zu schlagen ist

Sonnenschein im Glas: Aperol Spritz ist aus der sommerlichen Apérostunde seit Jahren nicht wegzukriegen.
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Aperol Spritz ist für Gastronomen und Wirtinnen ein Geschenk. Für einen Drink braucht man nur 4 cl. Der Rest im Glas sind Zutaten, die in Restaurants stets an Lager sind: Eiswürfel, Sodawasser oder Prosecco. Fehlt nur noch ein Orangenschnitz, fertig ist das Kultgetränk.

Praktisch jede Bar und Beiz muss ihn im Sortiment haben, egal wie hoch die Ansprüche ans Mixen sein mögen. Mit Aperol Spritz verdient man gutes Geld: Der Gast bezahlt – je nach Preispolitik des Lokals – ungefähr 12 Franken. Die Warenkosten betragen pro Glas rund 3 Franken, wenn kein hochstehender Schaumwein eingeschenkt wird.

Seit 2003 unter Campari

Der Bitter-Aperitif ist schon über 100 Jahre alt: Die Brüder Silvio und Luigi Barbieri übernahmen das Likörunternehmen von ihrem Vater und experimentierten sieben Jahre lang, um 1919 den Aperol auf den Markt zu bringen. Gleich nach dem ersten Weltkrieg wurde der Likör von jungen Erwachsenen in Padua und Venedig entdeckt und in den 1950ern als Spritz – aufgespritzt mit Prosecco und Soda – neu aufgelegt.

Die Alternativen: Der Select wurde nur ein Jahr nach dem Aperol auf den Markt gebracht. Zudem haben die Matte-Brennerei mit Arancino oder Jsotta mit Aperitivo eine ähnliche Spirituose im Sortiment.

Seit 2003 gehört Aperol zur Campari-Gruppe. Zwanzig Jahre später verzeichnete der Grosskonzern, der im Norden von Mailand angesiedelt ist, alleine mit dem orangen Aperitif-Getränk einen Umsatz von rund 2,8 Milliarden Franken, schrieb die NZZ letzthin. In den letzten 10 Jahren hat Aperol sein Wachstum verfünffacht, sagt die Campari-Gruppe, ohne genaue Zahlen zu nennen.

Achtung, Kalorienbombe!

Wie schmeckt Aperol denn überhaupt? Bitter-süss, schreibt die Produzentin Campari. Primär die orange Farbe weckt die Assoziation zu Bitterkeit. Dieses leuchtende Orange stammt von den Lebensmittelfarbstoffen E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A). Gemacht wird das Getränk aus Rhabarber, Chinarinde, gelbem Enzian und Bitterorange und kommt auf 11 Volumenprozent Alkohol.

Und kalorienmässig? Aperol Spritz kann in einem bauchigen Glas mit bis zu 250 Kilokalorien zu Buche schlagen, auch wegen des darin enthaltenen Schaumweins. Vergleichbar viele Kalorien konsumiert man beim Verzehr von 200 Gramm Weissbrot.

Hauptabsatzmärkte sind Italien, Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz, diese fünf Länder würden fast die Hälfte des Umsatzes ausmachen, schreibt Campari. Doch in den USA und im Vereinigten Königreich verzeichnet Campari zweistellige Wachstumsraten, schreibt das Unternehmen.

Campari strebt nach mehr und hat 72,3 Millionen Franken in die Abfüllanlage in Novi Ligure investiert. Die Produktionsanlage von 60’700 Quadratmetern wurde um 6500 Quadratmeter erweitert und im April eingeweiht. Damit soll das Produktionsvolumen um weitere 100 Millionen Flaschen gesteigert werden. Ausserdem sollen europaweit bis zu 100 «Terrazze Aperol» eröffnet werden. Campari präzisiert, dies seien saisonale Pop-ups, mit denen das orange Getränk mehr Präsenz bekommen solle.

Warum ist gerade dieses Apérogetränk so erfolgreich, wo doch so viele Cocktails und Produzenten um die Feierabendbestellung buhlen? Aperol ist zugänglicher als Campari, da er weniger bitter schmeckt. Bei warmen Temperaturen ist vielen das klassische Pre-Dinner-Getränk Negroni zu stark. Anders als ein Glas Wein oder Bier bleibt er dank der Eiswürfel stets schön kalt. Das Gefühl der «Italianità» spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Und schliesslich ist vielen die Bestellung zur Gewohnheit geworden: Man trinkt, was man kennt.