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Terror in Ankara
«Abscheulicher Angriff»: Türkei reagiert mit Luft­angriffen in Syrien und im Irak

epaselect epa11677763 Relatives of employees wait outside following a terror attack at (TUSAS) Turkish Aerospace and Aviation Center's headquearter in Ankara, Turkey 23 Ocober 2024. Turkish Interior Minister Ali Yerlikaya announced that four people were killed and 14 were injured in the terrorist attack. Two terrorists were also killed by security forces following an explosion at the headquarters of the Turkish aviation firm close to Ankara. EPA/NECATI SAVAS
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In Kürze:
  • Nach dem Anschlag fliegt die Türkei Luftangriffe auf kurdische Stellungen.
  • Ein bewaffneter Angriff fand auf das Gelände von Turkish Aerospace Industries statt.
  • Mindestens vier Menschen starben, weitere wurden gemäss Staatschef Recep Tayyip Erdogan verletzt.
  • Die Täter kamen offenbar mit einem Taxi und passierten die Sicherheitsschleuse.
  • Die Türkei hat Erfahrung mit Anschlägen durch die PKK und andere Extremgruppen.

Nach dem Anschlag in Ankara mit mindestens fünf Toten hat die Türkei Ziele in Nordsyrien und im Nordirak aus der Luft angegriffen. Man habe 32 Ziele zerstört, teilte das türkische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. «Unsere Luftangriffe werden auf entschlossene Weise fortgesetzt», hiess es weiter. Die türkische Regierung hatte wenige Stunden davor den Anschlag mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung gebracht.

Zum Anschlag in Ankara

Es sind Bilder von Überwachungskameras, die den Angriff zeigen. Ein Mann und eine Frau, beide sind bewaffnet, offenbar kamen sie mit einem Taxi. Eigentlich dürfte das Gelände von Turkish Aerospace Industries, knapp 30 Kilometer nördlich von Ankara, gut bewacht sein, hier produziert einer der grössten Rüstungskonzerne des Landes, vielleicht der wichtigste. Trotzdem gelang es offenbar zumindest einem der Angreifer, durch die Sicherheitsschleuse zu stürmen. Dazu berichteten türkische Medien von einer Explosion.

Kurze Zeit später, so meldete es der türkische Innenminister Ali Yerlikaya, seien «zwei Terroristen neutralisiert» gewesen, also wohl tot. Drei Menschen hätten die Angreifer zuvor getötet, sagte Yerlikaya. «Unser Kampf», sagte Yerlikaya, «wird mit Entschlossenheit weitergehen.» Staatspräsident Erdogan korrigierte die Zahl auf vier Tote; dazu kommen laut übereinstimmenden Angaben vierzehn Verletzte, drei davon sollen in kritischem Zustand sein.

Recep Tayyip Erdogan erreichte die Nachricht von dem Anschlag in Russland, wo er diese Woche erstmals am Gipfel der Brics-Staaten teilnimmt. Erdogan sprach von einem «verabscheuungswürdigen Angriff, der auf das Überleben unseres Landes und den Frieden unserer Nation abzielt». Innenminister Yerlikaya machte am Mittwochabend die kurdische PKK-Miliz für den Anschlag verantwortlich.

Der Islamische Staat oder die kurdische PKK

Die Türkei hat Erfahrung mit Terrorangriffen, vor allem in den Jahren um 2016 kam es auch in den Metropolen häufig zu Anschlägen. Als Täter bekannte sich entweder der Islamische Staat oder, andererseits, die PKK und weitere kurdische Extremisten.

Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage eigentlich verbessert, ganz zur Ruhe ist das Land aber nie gekommen. Im Oktober 2023 gelang der PKK ein Anschlag auf die Hauptstadt Ankara, ein Attentäter sprengte sich im dortigen Regierungsviertel in die Luft. Im November 2022 musste Istanbul einen Bombenanschlag auf der Istiklal-Strasse erleben, der zentralen Einkaufsstrasse.

Auf diese Firma ist die Türkei stolz

Das Gelände von Turkish Aerospace, auch TUSAS genannt, dürfte für Terroristen schon lange ein potenzielles Ziel gewesen sein. Es ist einer der Konzerne, auf die man in der türkischen Regierung stolz ist. Mit eigenen Rüstungsfirmen will sich Präsident Erdogan zunehmend unabhängig machen von Lieferungen aus dem Westen. Auf Projekte wie den Kampfjet Kaan wird die türkische Armee zwar noch eine Weile warten müssen, weswegen sich die Türkei gerade um 40 Kampfjets vom Typ Eurofighter bemüht. Die Drohnensparte aber produziert seit langem in Serie.

Anka heissen die von Turkish Aerospace hergestellten Modelle, die die Türkei auch ins Ausland verkauft, in die Ukraine oder nach Aserbaidschan. Vor allem helfen die Drohnen der türkischen Armee selbst. In ihrem Krieg gegen die kurdische PKK nämlich, im Südosten des Landes und im Norden Syriens und des Irak, oft in unwegsamem Gelände, wo sich die Einheiten der PKK früher verschanzen konnten. Inzwischen haben die Drohnen der Armee einen entscheidenden Vorteil verschafft. Wobei es, wie nicht nur kurdische Aktivisten sagen, immer wieder auch zu zivilen Opfern kommt.

Erdogan will neuen Friedensprozess mit den Kurden

Jedenfalls kann sich die PKK, anders als früher, auch im Gebirge nicht mehr sicher fühlen. Nach Jahren des Krieges sei die Miliz zu Angriffen in der Türkei selbst kaum mehr in der Lage, sagte selbst Erdogan kürzlich. Damit begründete er, warum er die türkischen Militäreinsätze in Syrien und im Irak demnächst beenden wolle.

In den vergangenen Wochen zeigte sich nicht nur der Präsident offen für einen neuen Friedensprozess mit den Kurden; sogar sein Koalitionspartner Devlet Bahceli, Parteichef der ultranationalistischen MHP, ein Intimfeind der Kurden, reichte kurdischen Abgeordneten im Parlament die Hand.

Bahceli hatte diese Woche sogar die Idee geäussert, man könne Abdullah Öcalan freilassen, den seit 1999 auf einer Gefängnisinsel vor Istanbul inhaftierten Anführer der PKK – unter der Bedingung, dass Öcalan anschliessend im türkischen Parlament das Ende der PKK verkünde.

Der türkische Journalist Can Dündar, der im Exil in Deutschland lebt, schrieb am Mittwochabend nach dem Anschlag auf X: Immer wenn in der Türkei von Frieden die Rede sei, komme «von irgendwo jemand, der ‹Nein, Krieg› sagt». Noch hat sich keine Organisation zu dem Terrorangriff bekannt.