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Zivilist in Jerusalem
«Schiesst nicht», ruft der Israeli, dann tötet ihn die eigene Armee

Die Terroristen feuerten an einer Bushaltestelle. Yuval Kestelman sprang aus dem Auto, war als Erster am Tatort, nahm die Angreifer unter Beschuss.
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Yuval Kestelman starb in Jerusalem bei einem Terroranschlag. Doch getötet wurde er nicht von den beiden Angreifern der Hamas, die am vorigen Donnerstag an einer Bushaltestelle drei Menschen ermordeten, bevor sie selbst erschossen wurden. Der israelische Anwalt starb mutmasslich durch die Kugel eines israelischen Soldaten – und das auf eine Art, die Kestelmans Familie nun als «Hinrichtung» bezeichnet. Dabei wollte er mit einem mutigen Einsatz nur Leben retten.

Kestelman (37) war auf dem Weg zur Arbeit, als er die Schüsse der Terroristen hörte. Wie viele Israelis, auch die Zivilisten, führte er in diesen Tagen eine Waffe mit sich, für die er eine Lizenz besass. Er sprang aus dem Auto, war als Erster am Tatort, nahm die Terroristen unter Beschuss – und wurde dann von zwei ebenfalls herbeigeeilten Armeeangehörigen offenbar für einen weiteren Attentäter gehalten und mit mehreren Schüssen getötet. (Alle News zum Krieg zwischen Gaza und Israel im Ticker)

Er kniete mit erhobenen Armen

Ein tragischer Irrtum – unter äusserst fragwürdigen Umständen, wie eine Videoaufnahme und Augenzeugenberichte in den israelischen Medien belegen. Auf den Bildern kann man sehen, dass Kestelman, bevor er erschossen wurde, mit erhobenen Armen auf dem Boden kniete. Er hat die Waffe weggeworfen und die Jacke ausgezogen, um zu zeigen, dass er keinen Sprengstoffgürtel trägt. «Schiesst nicht», soll er auf Hebräisch gerufen und zur Überprüfung seiner israelischen Identitätskarte aufgefordert haben.

Zumindest einer der Soldaten hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Bevor der Irrtum klar wurde, hat er sich noch in einem TV-Interview mit seinem Vorgehen gebrüstet. Nun wird der Vorfall – mit Verzögerung und nach einem öffentlichen Aufschrei – von Polizei, Geheimdienst und Militärpolizei geprüft.

«Wir zahlen vielleicht einen Preis», sagte Netanjahu, «aber so ist das Leben.»

In der öffentlichen Diskussion ist schnell eine Verbindung gezogen worden zur Lockerung der Waffengesetze, die sofort nach dem 7. Oktober vom rechtsextremistischen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir durchgesetzt worden war.

Premier Benjamin Netanyahu räumte ein, dass mehr Waffen mehr Gefahr bedeuten könnten. Zugleich jedoch könnten sie auch Gefahren abwehren. «Wir zahlen vielleicht einen Preis», sagte er, «aber so ist das Leben.»