Taliban-Regime in AfghanistanAmerikaner von Taliban festgehalten: Biden spricht mit Angehörigen
Drei Amerikaner sollen von den Taliban zu Unrecht festgehalten werden. Das Abkommen, das ihre Freilassung ermöglichen soll, gestaltet sich jedoch schwierig.
US-Präsident Joe Biden hat am Sonntag mit den Angehörigen von drei amerikanischen Staatsbürgern gesprochen, die von den in Afghanistan herrschenden Taliban festgehalten werden sollen. Das Weisse Haus bestätigte das Telefonat mit den Familien. Nach Angaben der Familien kam bisher allerdings kein Abkommen zustande, das eine Rückkehr ihrer Angehörigen ermöglicht.
Ryan Corbett ist amerikanischen Angaben zufolge im August 2022 auf einer Geschäftsreise in Afghanistan von den Taliban entführt worden. George Glezmann, ein Flugzeugmechaniker aus Atlanta, soll im Dezember 2022 auf einer Reise durch das Land vom Geheimdienst der Taliban entführt worden sein. Die amerikanischen Behörden glauben, dass die Taliban beide Männer noch immer festhalten, ebenso wie Mahmood Habibi, einen afghanisch-amerikanischen Geschäftsmann, der für ein in Kabul ansässiges Telekommunikationsunternehmen arbeitete und ebenfalls 2022 verschwand.
Die Taliban haben bestritten, dass sich Habibi in ihrer Gewalt befindet, was Gespräche mit der US-Regierung und die Aussicht auf einen Gefangenenaustausch erschwert. Für eine Einigung soll der seit 2008 in Guantánamo inhaftierte Muhammad Rahim freigelassen werden. In dem Telefonat am Sonntag teilte Biden den Familien mit, dass dies nur passieren werde, wenn die Taliban im Gegenzug Habibi freilassen. Biden habe gesagt, er werde Habibi nicht zurücklassen, sagte dessen Bruder Ahmad Habibi der AP. «Meine Familie ist sehr dankbar, dass er sich für meinen Bruder einsetzt.»
«Die Untätigkeit des Weissen Hauses in diesem Fall ist unmenschlich»
Dennis Fitzpatrick, ein Anwalt, der im Namen von Glezmanns Familie handelt, äusserte sich in einer Erklärung bestürzt. Man entscheide sich bewusst dafür, Glezmann in Afghanistan zu lassen. «Die Untätigkeit des Weissen Hauses in diesem Fall ist unmenschlich», sagte er. Ryan Fayhee, ein Anwalt von Corbetts Verwandten, sagte, dass die Familie Biden für den Anruf dankbar sei, ihn aber ebenfalls anflehe, auf den Deal einzugehen. «Eine Einigung liegt jetzt auf dem Tisch und die Entscheidung, sie zu akzeptieren – so unvollkommen sie auch sein mag – liegt ausschliesslich beim Präsidenten», teilte Fayhee mit. Ein Sprecher des Weissen Hauses äusserte sich zunächst nicht zu den Äusserungen der Anwälte.
Die USA haben Rahim als direkten Berater des einstigen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden sowie als ständige Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA bezeichnet. In den 17 Jahren, die Rahim in Guantánamo verbracht hat, wurden nie offiziell Beweise gegen ihn vorgelegt, er wurde nie angeklagt. Sein Anwalt, James Connell, behauptete kürzlich vor einer UN-Menschenrechtskommission, ein US-Beamter habe ihm gesagt, dass «jedes Wort, das Rahim zu irgendeinem Thema äussert, aus Gründen der nationalen Sicherheit geheim gehalten wird».
Sollte bis zum 20. Januar keine Einigung erzielt werden, wäre es Aufgabe der neuen Trump-Regierung, die Verhandlungen fortzusetzen. Allerdings ist unklar, ob die Beamten einen anderen Ansatz wählen würden, wenn es um die Freilassung des Guantánamo-Häftlings geht.
DPA/sme
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