Met Gala 2023Am 1. Mai endet das Zeitalter der Kardashians
Beim wichtigsten Modeanlass des Jahres ist die Influencer-Familie nicht mehr erwünscht. Gastgeberin Anna Wintour spielt damit ihre Macht aus.
Es ist Met Gala, und Kardashians sind nicht eingeladen. Das will was heissen.
Die News machte denn auch die grosse Runde auf den einschlägigen Mode- und Peopleportalen, als vor einigen Tagen bekannt wurde, dass Anna Wintour, Chefin der US-«Vogue», die Influencer-Familie an der diesjährigen Met Gala offenbar nicht dabeihaben will. Keine Kim Kardashian, keine Kylie Jenner, niemand aus dem Clan soll am 1. Mai über den Teppich vor dem Metropolitan Museum schreiten. Bei der letztjährigen Ausgabe noch waren alle fünf Schwestern und deren Manager-Mutter Kris Jenner eingeladen.
Es ist eine Machtgeste von Wintour. Die Met Gala ist der meistbeachtete Event im Modejahr, wer hier dabei ist, hat Stil oder zumindest Einfluss, Fotos vom Teppich gehen jedes Jahr viral. Die Gästeliste verwaltet die «Vogue»-Chefin höchstpersönlich, womit sie entscheidend beeinflusst, wer in der Modewelt gerade als angesagt gilt. Für die Kardashians dürfte die Zeit jetzt abgelaufen sein.
Der jüngsten Modegeneration geht es weniger um Glanz und Perfektion als um Authentizität.
In den vergangenen Jahren gehörte gerade Kim Kardashian, die kontroverseste und bekannteste der Schwestern, zu Wintours Stammgästen. Ihre Kleider gaben zuverlässig zu reden – 2022 etwa trug sie ein Kleid von Marilyn Monroe, in das sie aber nicht richtig reinpassen wollte, das historische Stück ging kaputt. Die Aufmerksamkeit war ihr gewiss.
2014 hievte Anna Wintour Kim Kardashian das erste Mal auf das Cover der US-Ausgabe der «Vogue» und verlieh der Social-Media-Persönlichkeit damit in der Branche offiziell Gewicht. Neun Jahre sind seither vergangen – die Welt hat sich weitergedreht und mit ihr die Mode, während die Kardashians ihrem Auftreten treu geblieben sind. In der Generation Z, die sich lieber auf Tiktok als auf Instagram austauscht und inspiriert, haben neue Looks und neue Influencer Konjunktur.
Der jüngsten Modegeneration geht es dabei weniger um Glanz und Perfektion als um Authentizität. Sie zeigt sich vielfältiger als die einschlägigen Instagram-Grössen.
Ihre Influencerinnen sind konsumkritischer, sie shoppen secondhand, geben Tipps, wie man den Kleiderschrank ausmistet oder alte Stücke aufwertet, sie tragen Unisex-Kleider, sie schminken sich weniger aufwendig. Es ist kaum Zufall, dass Kim Kardashian vor kurzem ein Selfie vom Zahnarzttermin postete, auf dem sie kein Make-up trug.
Drei der Kardashian-Schwestern sind in den Top 10 der meistgefolgten Menschen auf Instagram.
Die Vorbilder in der neuen Modewelt sind Schauspielerin Zendaya, «Wednesday»-Darstellerin Jenna Ortega, die Youtuberin Emma Chamberlain oder Wisdom Kaye, «der bestangezogene Mann auf Tiktok». Sie alle dürften 2023 bei Anna Wintour auf der Gästeliste stehen. Der zeitlose Roger Federer, der seit Jahren mit der Chefredaktorin befreundet ist, wird übrigens als einer von vier Hosts durch den Abend führen.
Seit 2010 sind die Kardashians auf Instagram aktiv, sie waren früh dabei und haben erfolgreich die Ästhetik übernommen, die auf der Plattform Reichweite versprach – und sie mitgeprägt: Lange Haare, enge Kleider, überzeichnete Körperproportionen, perfekt geschminkte und chirurgisch optimierte Gesichter, das Ganze noch per Filter und Photoshop poliert. Das Beautybild der 2010er ist gleichzusetzen mit dem Erscheinungsbild der Kardashian-Jenner-Geschwister.
Die Mitglieder der Kardashian-Familie bleiben einflussreich, auch wenn sie nicht mehr bei der Met Gala mitmachen dürfen. Auf Instagram gehören sie zu den meistgefolgten Menschen, gleich drei von ihnen sind in den Top 10, Kendall Jenner auf Platz 12. Kylie Jenner ist im familieninternen Ranking vorn: mit 368 Millionen Followern, weltweit ist das Platz vier.
Ihre Ästhetik und Reichweite haben die Kardashians in lukrative Geschäftsmodelle übersetzt: Mit Make-up-Artikeln und Shapewear setzen sie Millionen um. Der Kardashian-Look ist der Mainstream, dieses Business wird nicht so schnell einbrechen. Doch hinter den Kardashians rückt unaufhaltbar eine neue Moderealität nach.
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