«Als Vater musste Ivan einen Schritt zurück machen»
Seit Oktober 2018 wird Belinda Bencic wieder vom Vater gecoacht. Sie erklärt, wieso das gut klappt.
Ivan Bencic staunte, als er nach dem Osaka-Spiel in den Interviewraum 2 kam und zwei Dutzend Journalisten erblickte, die ihn erwarteten. Ein Sieg über die Nummer 1 schlägt eben hohe Wellen. Die WTA präsentierte die Coachs der Viertelfinalistinnen den Reportern. Und da war Ivan Bencic nun, und auf Englisch prasselten die Fragen auf ihn nieder: Hat er noch Kontakt zu Melanie Molitor? Wie sieht er den Viertelfinal gegen Vekic? Spürt er Druck? Kann Belinda jetzt den Titel holen?
Der 56-Jährige liess sich vom Hype nicht anstecken, beantwortete die Fragen mit ruhiger Stimme. Er könne Melanie Molitor nicht genug dankbar sein, was sie seiner Tochter und ihm alles beigebracht habe, sagte er. Derzeit sei der Kontakt mit ihr aber nur sporadisch. Über Vekic wolle er nicht reden, mit ihr befasse er sich später. Nein, in seinem Alter spüre man keinen Druck mehr, aber nervös sei er während der Matchs schon. Und weiter als über das nächste Spiel wolle er ohnehin nicht schauen.
«Ist gut so?», sagte er nach acht Minuten und blickte in die Runde. Der Mann der «New York Times» nickte. Also war es gut. Dann widmete sich Bencic dem Grüppchen Schweizer Reporter.
Druck als Privileg sehen
Gegen Osaka habe seine Tochter erneut bewiesen, dass sie als Aussenseiterin ihr bestes Tennis spiele, sagte er. Aber allmählich lerne sie, die Erwartungen besser zu managen. «Das ist eine Frage der Routine. Irgendwo steht hier in den Gängen: Druck ist ein Privileg. Das hat Billie Jean King gesagt. Gegen besser oder schlechter klassierte Spielerinnen zu spielen, ist etwas ganz anderes. Wie es Federer oder Djokovic immer wieder schaffen, gegen unten zu spielen, mit diesem Druck umzugehen, ist unglaublich.»
Seit Oktober 2018 ist Ivan Bencic wieder der Coach seiner Tochter, nach einem einjährigen Unterbruch, in dem sie sportlich ihre eigenen Wege ging. «Der Ablösungsprozess ist eine wichtige Phase», sagt er. «Den hat sie gemacht. Nun helfe ich ihr wieder, so gut es geht. Es funktioniert.»
«Viele dachten, wir hätten Streit»
Sie betont, er sei stets für sie da gewesen, auch als er nicht ihr Trainer war. «Viele dachten, wir hätten Streit. Aber das war überhaupt nicht so. Ich fand einfach, ich wollte einmal etwas anderes. Aber dann realisierte ich: Er ist eben doch der beste Coach für mich, kennt mich einfach am besten. Er weiss genau, wie ich auf dem Platz bin.»
Trotzdem sei diese Pause wichtig gewesen: «Ich bin unabhängiger geworden», sagt Bencic. «Als ich 16, 17 war, sagte er: Geh dann schlafen, mach dies und das. Jetzt ist bin ich erwachsen. Als Vater musste er einen Schritt zurück machen. Aber als Trainer respektiere ich ihn total. Wir haben es geschafft, die Vater-Tochter- und die Trainer-Spieler-Beziehung zu trennen.» Und beiden tut es gut, dass es ihr Wunsch war, dass er zurückkehrte.
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