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Meinung

Kolumne «Heute vor»
Als fremdsprachige Bücher eine Sensation waren

Heute unvorstellbar, aber vor 48 Jahren noch Normalität – Bibliotheken, wie hier im Bildungszentrum Zürichsee Horgen, hatten noch kaum fremdsprachige Bücher im Angebot.

In der heutigen globalisierten Welt ist es für uns immer und überall möglich, in einem Online-Buchladen literarische Werke aus aller Herren Länder zu lesen. Doch im Dezember 1974 berichtete der «Anzeiger des Bezirkes Horgen» von einer «ganz grossen Neuigkeit», die heute fast schon etwas grotesk anmutet. Stolz verkündete der damalige Horgner Bibliothekar Ulrich Jäggi gegenüber der Zeitung: «Seit einigen Wochen verfügen wir auch über fremdsprachige Bücher.» 

Neben deutschen Werken bot die im September 1974 frisch eröffnete Gemeindebibliothek neu Bücher in drei weiteren Sprachen an: Französisch, Italienisch und Englisch. Die Bibliothek Horgen wollte mit diesem Angebot auf das Bedürfnis eingehen, dass viele Kundinnen und Kunden Bücher in ihrer Originalsprache lesen wollten. Ausserdem merkte der Bibliothekar an, dass kaum eine andere Bibliothek ein solch «internationales Angebot» habe.

Die Gemeindebibliothek durfte sich aufgrund der Aufstockung und Erweiterung des Bücherbestands Ende 1974 über mehr Besuche von Leserinnen und Lesern freuen. Deshalb überlegte die Gemeinde Horgen, ob die Öffnungszeiten unter der Woche von einer Stunde auf zwei Stunden angepasst werden sollen. Doch ob solch lange Arbeitszeiten wirklich sinnvoll wären, müsse die Gemeinde vorerst noch prüfen, sagte Jäggi.

Der rechtsufrige «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» berichtete derweil von einer nächtlichen Grossverkehrskontrolle, die mit Schüssen endete. Ein Autolenker versuchte nämlich, im Dezember 1974 vor der Kontrolle zu flüchten. Der Fahrer löschte das Autolicht, sobald er die Polizisten sah. Kurz darauf gab er Vollgas und durchraste eine Kreuzung in Männedorf mit hoher Geschwindigkeit. Die Polizeifunktionäre zögerten nicht lange und schossen sofort in Richtung des Wagens.

Mit «einiger Sicherheit» trafen die Beamten eine hintere Seitentür. Darauf nahmen sie sogleich die Verfolgung des flüchtigen Lenkers auf. Trotzdem gelang es dem Automobilisten, zu fliehen, wie die Polizei später bekannt gab. Sie suche nun einen «weiss-beigen Amerikanerwagen, der seitlich einige Einschussstellen aufweise», berichtete der «Allgemeine Anzeiger von Zürichsee» am Morgen nach dem Vorfall. Weshalb der Automobilist flüchtig gewesen sei, sei der Polizei unbekannt. 

Ansonsten verlief die Grossverkehrkontrolle der Polizei relativ ruhig. Von den 1272 angehaltenen Lenkerinnen und Lenkern mussten sieben ihren Wagen stehen lassen. Aus heutiger Sicht interessant: Damals musste ein Autolenker erst ab 0,8 Promille seine Autofahrt stoppen.