ProbefahrtAlles ausser gewöhnlich
Hyundai überrascht immer wieder. Mit dem neuen Tucson haben die Koreaner nicht nur ein spezielles Design, sondern auch einen guten Plug-in-Hybrid auf die Räder gestellt.
Design ist immer auch Geschmacksache, und was Hyundai in den letzten Jahren auf die Räder gestellt hat, war für den einen oder anderen Geschmack doch etwas zu viel des Guten. Denn seit die Koreaner die neue Generation des beliebten Tucson mit seiner aussergewöhnlichen Formgebung vorgestellt haben, gleicht kein neues Modell mehr dem anderen. Da ist der schräge Bayon, dessen Heck die Geschmacksnerven schon ziemlich strapaziert. Da ist der futuristische Riesen-Van Staria, der wirkt, als käme er aus einem Science-Fiction-Film. Und da ist der Elektro-Knüller Ioniq 5, der aussieht wie eine Studie an einer Automesse. Damit sind die neuen Modelle des koreanischen Herstellers ganz bestimmt nicht langweilig – und alles ausser gewöhnlich.
Anders als Bayon, Staria und Ioniq 5 ist der Tucson schon lange in der Palette – der kompakte SUV wird seit über 16 Jahren gebaut und wurde seither über 7 Millionen Mal verkauft, was ihn klar zum beliebtesten SUV-Modell der Marke macht. Umso erstaunlicher ist es, dass die Designer beim Entwurf der neuen Generation derart mutig ans Werk gingen – oft fassen die Hersteller ein erfolgreiches Modell ja nur mit Samthandschuhen an, um die bestehende Kundschaft nicht zu verprellen. Besonders auffällig ist das Tagfahrlicht, das in je fünf spitz zulaufenden Flächen wie Engelsflügel aussieht. Die Heckpartie ist zwar etwas weniger ausgefallen, aber mit durchlaufendem LED-Band und dynamisch gezackten Leuchten immer noch speziell. Tatsächlich polarisiert die neueste Version des Tucson damit mehr als je zuvor. Doch er hat auch mehr Persönlichkeit und Charakter als alle seine Vorgänger.
Familienfreundliches Platzangebot
Nun trat der nach einer Stadt in Arizona benannte SUV zum erneuten Test an, und zwar mit Plug-in-Hybridantrieb. Dieser besteht aus einer Kombination aus 1,6-Liter-Benziner mit 132 kW / 180 PS und einer permanenterregten Synchronmaschine, die maximal 67 kW / 91 PS beisteuert. Die Systemleistung beträgt 195 kW / 265 PS, das Systemdrehmoment 350 Nm. Strom gezapft wird über einen einphasigen AC-Bordlader, einen DC-Schnellladeanschluss gibt es nicht. Der E-Motor ist in das 6-Stufen-Automatikgetriebe integriert, der Allradantrieb ist also klassisch mechanisch. Das hat den Vorteil, dass das Kofferraumvolumen nicht durch einen E-Antrieb an der Hinterachse beeinträchtigt wird – der Kofferraum schluckt familienfreundliche 616 bis 1795 Liter, was für einen 4,5 Meter langen SUV sehr gute Werte sind. Auch die Raumverhältnisse auf den fünf Sitzplätzen ist im Verhältnis zur Fahrzeuggrösse tipptopp.
Maximal 60 Kilometer weit soll der Koreaner gemäss Hersteller rein elektrisch kommen, doch wie bei jedem Plug-in-Hybrid liegt der reale Wert darunter. Allerdings schaffte der Tucson im Test mit einer Akkuladung gut und gerne 50 Kilometer im E-Modus, was für die Kompaktklasse ein guter Wert ist. Vor allem aber hat der SUV mit seinem Fahrverhalten überzeugt: Er rollt sehr komfortabel ab, fährt aber knackig-präzis durch Kurven. Auch längere Strecken sind ein Genuss, die Sitze sind bequem, die Ergonomie im Cockpit ist prima, die Rundumsicht zumindest einigermassen gut – eine schlechte Übersicht ist ja leider eine Krankheit fast aller neuen Autos.
Tolles Alltagsauto
Apropos Cockpit: Auch das ist sehenswert, wenn auch überhaupt nicht so ausgefallen wie das Exterieur. Die gefahrene Topvariante Vertex ab 56’000 Franken gefällt mit hochwertigen Materialien, einem schlichten, eleganten Design und modernen Features. Sitzheizung und -lüftung, ein beheiztes Lenkrad und eine 360-Grad-Rundumkamera gehören bei den Koreanern längst zum guten Ton, da können sich die Mitbewerber aus Deutschland eine grosse Scheibe abschneiden. Ein 10,25-Zoll-Screen hinter dem Lenkrad zeigt alle fahrrelevanten Daten an, ein ebenso grosser Monitor über der Mittelkonsole dient dem Infotainmentsystem. Und natürlich ist der Tucson auch mit zahlreichen Assistenzsystemen ausgerüstet: Vom Notbremssystem mit Fussgänger- und Velofahrererkennung bis zum Spurfolgeassistenten samt navigationsbasiertem Tempomaten bietet der Koreaner eine beachtliche Ausstattung.
Der neue Hyundai Tucson PHEV ist ein tolles Fahrzeug für den Alltag, an das man sich sofort gewöhnt und das man nicht so schnell wieder hergeben möchte. Der Plug-in-Hybridantrieb ist die richtige Wahl für Menschen, die mehrheitlich kürzere Strecken fahren und idealerweise zu Hause und/oder am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit haben, sich aber noch nicht an ein reines E-Modell heranwagen. Wie bei Hyundai üblich, sind aber noch andere Antriebsvarianten im Angebot: Der Tucson ist auch mit Benzin- oder Dieselmotor mit 48-Volt-Mildhybridsystem sowie als Vollhybrid erhältlich. Bei diesen Varianten hat der Kunde die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb, der Plug-in-Hybrid ist ausschliesslich mit 4×4 erhältlich. Die Preisgestaltung schliesslich ist fair: Zwar ist der Tucson PHEV ab 45’100 Franken respektive ab 56’000 Franken in der Topversion Vertex wirklich kein Schnäppchen. Rechnet man aber die umfangreiche Ausstattung und die tolle Garantieleistung von fünf Jahren ohne Kilometerlimit mit ein, relativiert sich dieser Kaufpreis rasch.
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