Kein «Flugobst» mehrAldi kippt südamerikanische Brombeeren aus dem Regal
Der Discounter verspricht, nur noch Früchte und Gemüse zu verkaufen, das «klimafreundlich transportiert wurde». Der weite Weg mit dem Schiff ist aber keineswegs unbedenklich.
Vollgepackte Flugzeugfrachter mit Spargeln, Avocados, Papayas und Passionsfrüchten aus Südamerika – darauf will Aldi ab sofort verzichten. Der Discounter will keine Früchte und kein Gemüse mehr anbieten, das per Flugzeug transportiert wurde. Brombeeren aus Chile oder Neuseeland sind nicht mehr im Angebot.
Die Frischwaren aus Übersee werden ab sofort nur noch per Schiff nach Europa transportiert. In erster Linie versuche man aber auf Lieferanten in der Schweiz zu setzen, und, wenn die Waren nicht verfügbar sind, auf Lieferanten in näher liegenden Ländern in Europa.
«Sobald die europäische Brombeersaison beginnt, werden wir diese wieder anbieten.»
Müssen Kunden jetzt beim Discounter auf beliebte Exotenfrüchte verzichten? Laut Aldi Suisse kann die Umstellung «kleinere Auswirkungen» auf das Sortiment haben, da es durch den Verzicht auf Flugware zu verkürzten Verfügbarkeiten kommen könne. Heisst: Artikel wie die Brombeeren, die bislang aus Süd- und Mittelamerika eingeflogen wurden und nicht alternativ mit dem Schiff transportiert werden können, streicht Aldi aus dem Sortiment.
Ein Sprecher sagt: «Sobald die europäische Brombeersaison beginnt, werden wir diese wieder anbieten.» Und: «Wann sie genau wieder in unseren Regalen zu finden sind, ist wetterabhängig. Die europäische Brombeersaison beginnt normalerweise im April.»
Frachtschiffe stossen viele Luftschadstoffe aus
Aldi will mit diesem Schritt die Umweltbilanz verbessern. «Flugobst» ist in Bezug auf die Umweltbilanz problematisch, weil die Waren aus fernen Ländern über weite Strecken mit dem Flugzeug transportiert werden. Je weiter die Distanz, desto grösser der CO₂-Ausstoss.
Gemäss einem Bericht der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs und der Europäischen Umweltagentur sind jedoch auch Transporte mittels Containerschiffen nicht ohne Bedenken: Zwar stossen sie pro Kilometer und pro transportierter Tonne 15 Gramm CO₂ aus und sind so klimaneutraler als Lastwagen, bei denen die Emissionen 50 Gramm pro Tonne/Kilometer betragen.
Problematisch sind die bei der Hochseeschifffahrt verwendeten Kraftstoffe.
Doch verursacht der Schiffsverkehr fast so viele Treibhausgasemissionen wie der Luftverkehr. Im Jahr 2018 war er für 13,5 Prozent aller CO₂-Emissionen in der EU verantwortlich. Das entspricht fast so vielen Emissionen, wie der Luftverkehr verursacht (14,4 Prozent). Am meisten CO₂ wird aber immer noch durch den Strassenverkehr verursacht (71 Prozent), da dieser am meisten genutzt wird.
Problematisch sind laut dem Naturschutzbund Deutschland die für die Hochseeschifffahrt verwendeten Kraftstoffe, wie das sogenannte Heavy Fuel Oil. Das Schweröl enthält hohe Anteile an Schwefel und Schwermetallen, die die Luft schädigen. Der Schwefelgehalt im Schiffstreibstoff liegt bei maximal 3,5 Prozent. Der Schwefelgehalt von LKW- und PKW-Diesel von 0,001 Prozent wird damit um das bis zu 3500-Fache überschritten.
Umweltschützer fordern deshalb schon lange, dass Reedereien auf umweltverträglichere Kraftstoffe umstellen, wie beispielsweise Dieselkraftstoff mit einem deutlich tieferen Schwefelgehalt.
Werbung für Erdbeeren nur noch, wenn Saison ist
Eine weitere Massnahme will Aldi bei den Erdbeeren durchsetzen: Für sie will er nur noch in der effektiven Saison Werbung machen. In der Schweiz dauert diese von Anfang Mai bis Ende Juli. Erdbeeren werden jedoch weiterhin im Sortiment zu finden sein: «Da es auch ausserhalb der Schweizer Erdbeerzeit eine Nachfrage gibt, bieten wir diese weiterhin an», schreibt Aldi. Die derzeit im Onlineshop verfügbaren Erdbeeren stammen entweder aus Spanien oder Marokko und wurden auf dem Land- respektive Seeweg transportiert.
Während es umweltfreundlicher ist, in der Schweizer Saison heimische Beeren zu kaufen, ist in der Nebensaison gemäss Nachhaltigkeitsexperten das Gegenteil der Fall. Dann solle man lieber auf Schweizer Beeren verzichten, da diese aus dem Gewächshaus stammten. Die Produktion im Gewächshaus ist weniger klimafreundlich, als wenn die Beeren unter der Sonne Spaniens natürlich gedeihen können. Laut Obstverband werden jedoch 87 Prozent der Schweizer Erdbeeren im Freiland produziert und lediglich 1,5 Prozent in beheizten Gewächshäusern.
Wer Beeren aus Spanien kauft, sollte darauf achten, dass sie wassersparsam produziert wurden. So leidet Huelva, eines der wichtigsten Erdbeeranbaugebiete Spaniens, aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung unter starkem Wassermangel.
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