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Probleme bei Höhenmessern?
Airlines stoppen wegen 5G-Bedenken ihre USA-Flüge – Swiss fliegt trotzdem

Die Swiss fliegt wie geplant weiter Richtung USA: Eine 777 beim Takeoff am Flughafen Zürich.
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Es herrscht wieder Chaos in der Luftfahrt, aber für einmal ist nicht Corona der Grund: Die Einführung des Mobilfunkstandards 5G in den USA durch die Telekomgiganten AT&T und Verizon führt zu heftigen politischen Debatten, Flugstreichungen und Frust vieler Reisender.

So hat die Golf-Airline Emirates vorübergehend ihre Verbindungen zu neun US-Destinationen gestrichen. Auch Japan Airlines, Air India und All Nippon haben Flüge abgesagt. Anders die Swiss: Sie führt ihre Flüge wie geplant durch, wie Sprecherin Meike Fuhlrott sagt.

Der Grund für die Konfusion ist die Befürchtung, dass 5G das Funktionieren von Funkhöhenmessern gewisser Flugzeugtypen stören könnte. Diese sind bei Landeanflügen in der Nacht und bei schlechter Sicht wichtig.

Lufthansa wechselt Maschine

Obwohl die Einführung der Technologie seit Jahren geplant war, gingen die Wogen erst in den vergangenen Tagen hoch. Erst wiesen die Chefs von zehn US-Airlines in einem Brief an US-Verkehrsminister Pete Buttigieg auf möglicherweise «katastrophale Störungen» durch eine 5G-Einführung hin.

Daraufhin entschied die US-Luftfahrtbehörde FAA, ab Mittwoch vorerst nur gewisse Flugzeugtypen für Landungen bei schlechter Sicht zuzulassen. In diesen sind Höhenmesser verbaut, für die 5G kein Problem darstellt.

Nicht zugelassen sind zahlreiche Typen, mit denen über den Atlantik geflogen wird: zum Beispiel der Airbus A340 oder die Boeing 777, mit denen die Swiss dies oft tut. Oder die Boeing-Modelle 747-8 und 787 oder der Airbus A380. Aufgelistet sind dagegen die Airbus-Modelle A330 und A350 oder die Boeing 767.

Das zwang zahlreiche Airlines, den Flugplan anzupassen oder mit anderen Flugzeugtypen Richtung USA abzuheben. Schliesslich sind die Sichtverhältnisse, die bei der Landung vorherrschen, zum Zeitpunkt des Abflugs nicht komplett vorhersehbar.

«Die Mobilfunkbetreiber in den USA haben am Dienstag Zugeständnisse gemacht und die Einführung des neuen Mobilfunkstandards in der Nähe von Flughäfen zunächst begrenzt.»

Meike Fuhlrott, Swiss-Sprecherin

Andere sehen sich gezwungen, das Fluggerät zu wechseln. Gegenüber dem Luftfahrtportal «Aerotelegraph» sagte ein Sprecher der Lufthansa: «Wir haben die ursprünglich mit Boeing 747-8 geplanten Flüge vom 19. Januar von Frankfurt nach Los Angeles, Chicago und San Francisco vorsorglich auf Boeing 747-400 umgestellt.» Auch die Lufthansa-Tochter Austrian plante für ihren Mittwochsflug von Wien nach New York-Newark eine Boeing 767 statt eine 777 ein.

Zunächst war unklar, was die Swiss plante. Wie Sprecherin Meike Fuhlrott jedoch am Mittwochmittag gegenüber dieser Zeitung schreibt, fliegt die Schweizer Lufthansa-Tochter ohne Änderungen ihres Fluggeräts weiter in die USA: «Die Mobilfunkbetreiber in den USA haben am Dienstag Zugeständnisse gemacht und die Einführung des neuen Mobilfunkstandards in der Nähe von Flughäfen zunächst begrenzt.»

Damit seien kurzfristig wieder die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um die Boeing 777 in den USA ohne mögliche Beeinträchtigung betreiben zu können. Die drei am Mittwoch mit einer Boeing 777 geplanten Swiss-Flüge nach Chicago, Los Angeles und San Francisco würden somit planmässig durchgeführt. Von anderen Airlines ist noch nicht bekannt, ob sie ihre gestrichenen Flüge nun doch durchführen.

Entscheidung nur vertagt

Mit dem freiwilligen vorübergehenden Verzicht der Mobilfunkbetreiber auf ihre 5G-Kapazitäten in Flughafennähe ist eine Klärung des Konflikts allerdings nur vertagt. Das Argument der Mobilfunkbetreiber, in Europa und Asien werde 5G schon seit längerem ohne Zwischenfälle genutzt, will die FAA im Moment allerdings nicht gelten lassen.

Sie argumentiert, 5G-Netze in Europa würden mit deutlich geringerer Stärke genutzt. Die Antennen seien dort zudem nach unten gerichtet, während sie in den USA geradeaus senden. Ausserdem seien die 5G-Frequenzen, die in den USA an die Mobilfunkfirmen vergeben wurde, deutlich näher an jenen der Funkhöhenmesser als in Europa.

Die FAA wird genauer abklären müssen, ob ein paralleler Betrieb des 5G-Netzes und des Luftverkehrs realistisch ist. Der Druck der Mobilfunkbetreiber, bald all ihre Antennen nutzen zu dürfen, wird hoch bleiben: Sie haben für ihre Frequenzen vergangenes Jahr 80 Milliarden Dollar bezahlt.

Die 5G-Netzt werden in den USA mit grösserer Stärke und anderer Ausrichtung genutzt als in Europa, zum Beispiel in Frankreich.