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Meinung

Kommentar zu Airbnb
Es gibt eine Schmerz­grenze für Tourismus

AIRBNB in einem Haus an der Zypressenstrasse in Zueirch am 06. April 2019. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Mindestens einmal in der Woche stehen sie mir im Weg: kleinere Ansammlungen von Menschen, die mit fragendem Blick in engen Strassen von Zürcher Wohnquartieren stehen und ihre kleiderschrank­grossen Koffer so platzieren, dass niemand mehr durchkommt.

Touristen. Auf der Suche nach einer Airbnb-Adresse.

Nein, man wisse nicht, wo die Schlüsselbox an der besagten Adresse sei. Und nein, der Hauptbahnhof sei ganz woanders. Trotzdem: «Welcome to Zurich.» Man ist ja kein Unmensch. Aber man ist eben auch kein Concierge.

Profis sollen ran

Denn ein Concierge ist ein Mensch, der sein Geld damit verdient, in einer eigens dafür eingerichteten Lokalität Besucherinnen und Besucher zu empfangen. Eine solche Lokalität nennt sich Hotel. Und das ist meiner Meinung nach eine tolle Erfindung. Ein Mensch auf Reisen hat viele Bedürfnisse. Und die sollen durch Profis befriedigt werden.

Airbnb hat ein anderes Geschäftsmodell. Und macht damit Milliarden. Denn es macht Private zu Concierges. Amateure übernehmen die Arbeit von Profis. Klar, das ist auch eine Preisfrage.

Im besten Fall führt es zu einem kurligen Empfang, dessen Unzulänglichkeiten durch Herzlichkeit aufgefangen werden. Im schlechten Fall führt es zu einer unpersönlichen Abfertigung, die durch Passanten und Nachbarn aufgefangen werden muss. Outsourcing nennt sich das.

Einheimische werden verdrängt

Man könnte das nun als «First World problem» eines zu Übellaunigkeit tendierenden Städters abtun. Es ist aber mehr.

Denn das Geschäftsmodell von Airbnb führt nicht nur zur Vermehrung von falsch platzierten Rollkoffern. Es strapaziert gerade in Städten zusätzlich den bereits strapazierten Wohnraum. Diese Verknappung macht die Mieten teurer. Die Folge: Die Einheimischen werden verdrängt.

In ausländischen Feriendestinationen hat das zu absurden Situationen geführt. In Mallorca wurden Touristen aus Protest mit Wasserpistolen bespritzt und beschimpft. In Amsterdam gab es Strassenblockaden gegen Overtourism. In Barcelona haben sie bereits genug; bis Ende 2028 soll die touristische Vermietung von Wohnungen dort ganz verboten werden.

Ein generelles Verbot dieses immer grösser werdenden Segments ist für die Schweiz aber keine Lösung. Es ist auch kaum praktikabel. Nur schon bei der Registrierung gibt es zahlreiche Schlupflöcher.

Portrait von David Roth vor dem Restaurant Barbès. 27.09.24

*Kampf dem Airbnb* David Roth kämpft seit acht Jahren gegen Kurzzeitaufenthalter in unseren Städten. Sie nehmen Wohnraum weg, warnt er. Doch was bringt der Kampf? Ein Blick in unsere Städte.

Bleiben wir also fair – trotz schlechter Laune. Als Ergänzung zur klassischen Hotellerie kann eine gewisse Anzahl von solchen Wohnungen durchaus belebend wirken. Fremde Besucher, frischer Geist.

Wie viel Airbnb darfs sein? Wie viel kann ein Quartier tragen?

Glaubt man David Roth, einem ehemaligen Juso-Präsidenten und heutigen SP-Nationalrat, ist eine Grenze erreicht. In der Stadt Luzern hat der linke Politiker eine Deckelung der Mietgeschäfte mit Airbnb durchgesetzt. Wohnungen dürfen neu nur noch maximal 90 Tage pro Jahr vermietet werden. In Genf, in Bern und wohl bald auch in Zürich gibt es ähnliche Regularien.

Das ist der richtige Weg. Diese sogenannte Parahotellerie muss begrenzt werden. Ganze Airbnb-Komplexe in städtischen Wohnquartieren sind fehl am Platz. Wälle von Rollkoffern auch. Denn es gibt eine Schmerzgrenze für Tourismus.