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Meinung

Nachbarn im Gazakonflikt
Was Ägyptens Präsident über die Hamas denkt, kann er nicht aussprechen

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi nach einer Vertragsunterzeichnung im Moncloa-Palast, Madrid, am 19. Februar 2025.
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In Kürze:
  • Abdel Fattah al-Sisi lobte Donald Trumps Beitrag zum Gaza-Waffenstillstand.
  • Trotz Erfolgen zeigte sich Enttäuschung bei ägyptischen Medien und al-Sisi.
  • Al-Sisi stellte neue Pläne vor, die jedoch viele Fragen offenliessen.

Er war der Einzige in der Runde, der ihm dankte, öffentlich zumindest. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, 70, stellte sich am Dienstagabend vor die Teilnehmer des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Kairo und dankte Donald Trump. Das derzeitige Waffenstillstandsabkommen in Gaza «wäre ohne die Beiträge von Präsident Trump nicht möglich gewesen», sagte er.

Dieses Treffen der Arabischen Liga wäre ohne die Beiträge von Donald Trump allerdings auch nicht nötig gewesen; was al-Sisi aber nicht mehr so deutlich erwähnte. Trump hatte vor ziemlich genau einem Monat vorgeschlagen, die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben und dort ein paar Hotelkomplexe zu einer Art Riviera zusammenzustellen; der Plan wurde später durch ein Video mit Protzbauten ergänzt, die die Aufschrift «Trump Gaza» tragen.

Trump hatte zur Formulierung seiner Pläne wohl nur ein paar Minuten gebraucht, die Arabische Liga brauchte nun einen ganzen Monat, um ihren sogenannten «Notfallgipfel» auf die Beine zu stellen, auf dem nun ein eigener Plan zur Zukunft Gazas vorgelegt wurde, der allerdings viele Fragen offenlässt. Das lag nicht so sehr am Gastgeber al-Sisi, sondern am alten Problem, dass die arabischen Führer grundsätzlich voller Solidarität mit den Palästinensern sind. Wenn es aber darauf ankommt, sind sie völlig anderer Meinung, was das in der Praxis bedeutet.

Für al-Sisi war der Gipfel zumindest insofern ein Erfolg, als er mit einer gemeinsamen Erklärung endete und al-Sisi der Welt seine neue Verwaltungshauptstadt vor den Toren Kairos zeigen konnte, in der sonst vor allem der Leerstand verwaltet wird.

Al-Sisi ist vor allem für seine «Flyovers» bekannt

«Arabische Länder einigen sich auf ägyptischen Vorschlag», titeln die regimetreuen Nachrichtenseiten am Tag danach, Dokumente werden mit dem Logo von Ägyptens Präsident gezeigt, und eine 92-seitige Broschüre, in der bunte Fotos von grossen, neuen Bürogebäuden und Hotels zu sehen sind. Im Unterschied zu Trumps Video sind aber keine männlichen Bauchtänzer zu sehen. Bauen können die Ägypter auch: Al-Sisi ist seit 2014 im Amt und im Land vor allem für seine «Flyovers» bekannt, ein Konzept, bei dem – vereinfacht gesagt – über einen Verkehrsknotenpunkt eine neue Brücke gebaut wird. Im Verkehrschaos von Kairo funktioniert das teilweise hervorragend, im Gazakrieg ist das Brückenbauen deutlich komplexer.

Selbst die ägyptischen Medien machten aus ihrer Enttäuschung und der des Gastgebers aber kein Geheimnis. «Wir hatten natürlich höhere Erwartungen, vor allem angesichts des starken Drucks aus Washington, die Palästinenser aus dem Gazastreifen zu vertreiben, aber wir hatten keine andere Wahl, als mit den vorhandenen gemeinsamen Nennern zu arbeiten, um zu versuchen, einen gewissen Konsens zu erreichen», zitierte die Zeitung «Al-Ahram» einen ägyptischen Diplomaten.

Ein Problem, das al-Sisi mit fast allen anderen arabischen Führern teilt: Er würde die Muslimbrüder der Hamas am liebsten in die Wüste treiben, da denkt er vermutlich nicht anders als Donald Trump. Aussprechen kann er es nicht, weil die ägyptische Bevölkerung die Hamas zu einem nicht unerheblichen Teil verehrt. So fordert der Gipfel nur Israel auf, die Gewalt zu beenden, nicht aber die Hamas direkt.

Ägypten strebt wieder nach Führungsrolle in arabischer Welt

Ein Durchbruch ist so nicht zu erreichen, auch al-Sisi hätte sich wahrscheinlich mehr erhofft, hätte gerne die Führungsrolle wieder übernommen, die Ägypten so lange innehatte in der arabischen Welt. Das Geld und die Macht sitzen aber am Golf, die Führer der Emirate und Saudiarabiens waren jedoch nicht einmal nach Kairo gekommen, was al-Sisi getroffen haben könnte.

Er hat zumindest einen recht konsequenten Umgang mit Trump gefunden, der noch nützlich sein könnte. Eine Einladung nach Washington hatte er kürzlich ausgeschlagen; solange Trump nicht abrücke von seinen Vertreibungsplänen, wolle er nicht fahren. Nun fand er dennoch freundliche Worte für den US-Präsidenten und legte einen Vorschlag vor, der vieles offenlässt. Aber zumindest eine Diskussion auslösen könnte.