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Kontroverse in Adelboden
Odermatt wird vermisst – und was passiert mit den wütenden Fans?

Loic Meillard aus der Schweiz beim ersten Lauf des Herren-Slaloms beim FIS Ski-Weltcup in Adelboden, im dichten Schneefall.
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Er ist ja doch da, Marco Odermatt, und er steht inmitten der Zuschauer. Eine Gruppe St. Galler Fans hat eine Pappfigur von ihm nach Adelboden gebracht, es ist ihre Antwort auf die Programmverschiebung, die für reichlich Unmut sorgt.

Die grosse Bühne gehört am Samstag für einmal nicht den Riesenslalom-, sondern den Slalomfahrern, wer eine Odermatt-Gala serviert bekommen wollte, erhält nun Schweizer Slalom-Mittelmass vorgesetzt. Beim Sieg des französischen Olympiasiegers Clément Noël wird Tanguy Nef Achter, Marc Rochat und Daniel Yule belegen die Ränge 10 und 12. Der Funken mag nicht so recht überspringen. Grosse Bühne? Nicht genutzt.

Mit dem Abtausch haben die Organisatoren richtig gehandelt, wegen Schneefalls und Nebel wäre die Austragung des Riesenslaloms nicht möglich gewesen. Doch nach den vielen Beschwerden unter der Woche, für deren Beantwortung der Veranstalter gar ein Call Center eingerichtet hat, äussern auch am Renntag diverse Zuschauer ihren Unmut. Bei den Eingängen wird geflucht, einige machen die Faust im Sack.

Geschäftsführer Christian Haueter sagt: «Es heisst doch immer, die Fans würden am Samstag nur wegen des Alkohols und der Party nach Adelboden kommen. Offenbar ist das nicht so, sonst würden sie sich nicht so aufregen.»

Finanziell könnte es wehtun

24’000 Zuschauer sind da, rund 1500 weniger als erwartet, sicher wegen des fehlenden Odermatts, allenfalls auch aufgrund des Wetters. Am Sonntag werden es rund halb so viele Fans sein, eine grössere Kapazität ist nicht vertretbar, schon nur wegen des Rückverkehrs, der sonst erliegen würde. Wobei gewiss mehr anreisen möchten – einige befürchten, dass es zum Chaos kommen wird, weil Zuschauer, die ein Riesenslalom-Ticket für den Samstag gekauft haben, Einlass fordern werden.

Die Organisatoren haben sich mit diversen Szenarien auseinandergesetzt, so werden etwa schon unten in Reichenbach und Frutigen beim Einstieg in die Busse Tickets kontrolliert und Leute ohne gültige Karten darauf hingewiesen, dass sie nicht in die Arena gelangen können. Vor Ort wird überdies das Sicherheitsdispositiv sensibilisiert.

In den AGBs steht, dass die Tickets für die jeweilige Renndisziplin gelten, wobei jener Passus für gewisse Optionen schwammig formuliert ist. Fakt ist: Ein Tribünenticket für den Riesenslalom kostet rund 50 Franken mehr als für den Slalom, in den Fanzonen ist der Unterschied mit rund 15 Franken geringer. Sollten die Adelbodner alle Preisdifferenzen begleichen müssen, könnte sich ein stattlicher sechsstelliger Betrag anhäufen. Zumal Daheimgebliebene womöglich die ganzen Ticketkosten zurückverlangen werden. Tickets können beim Veranstalter hochgeladen werden, die Anfragen werden geprüft. Nicht jeder Jurist ist in dieser Angelegenheit gleicher Meinung. Einige etwa finden, eine Programmanpassung sei ein typisches Risiko, mit dem ein Kunde zu rechnen habe.

Wie auch immer: Gewiss hilft es den Berner Oberländern, dass sie in den letzten Jahren schwarze Zahlen geschrieben haben. Noch vor der Pandemie befanden sie sich im Überlebenskampf.

Meillards Ausfall als herber Dämpfer

Ums sportliche Überleben geht es derweil bei Ramon Zenhäusern, der aus den Top 30 der Startliste gefallen ist und ausscheidet. Schon am Tag vor dem Rennen wirkt der Walliser ratlos, resigniert vor allem auch, er sagt einmal, seine Lebensfreude solle von den schlechten Leistungen nicht beeinflusst werden. Es dürfte ein noch schwierigeres Unterfangen sein, als sich wieder einmal für den zweiten Lauf zu qualifizieren.

Auch Loïc Meillard fällt aus, dabei fährt er als erster Schweizer überhaupt den Adelbodner Slalom mit der roten Startnummer des Disziplinen-Führenden. Sein Einfädler ist der grosse Dämpfer aus Schweizer Sicht, zumal er bis dahin ausgezeichnet unterwegs ist. Wegen Rückenbeschwerden kann Meillard seit Monaten nur reduziert trainieren, an und für sich müsste er mehrere Wochen pausieren. Im Slalom läuft es nicht zuletzt deshalb besser als im Riesenslalom, weil die Körperhaltung aufrechter ist.

Fürs grosse Skifest muss nun halt doch Marco Odermatt sorgen, der – Pappfigur ausgenommen – am Samstag im Hotel bleibt.