Slalom in AdelbodenEin Hundertstel-Krimi – und ein Schweizer sagt: «Im Ziel wollte ich fast weinen»
Der Halbzeit-Führende Manuel Feller scheidet aus, weshalb Clément Noël vor Lucas Pinheiro Braathen gewinnt. Die Schweizer enttäuschen, wobei Marc Rochat ein Befreiungsschlag gelingt.
Eines muss man Clément Noël lassen. Der Mann kann nicht nur geschmeidig durch den Stangenwald wirbeln, er versteht es auch, das Publikum zu verzücken. Im Siegerinterview wendet sich der Franzose an die Fans und sagt: «Ich weiss, dass ihr hierher gekommen seid, um den Riesenslalom zu sehen. Aber ich hoffe, ihr habt die Show genossen. Wir jedenfalls haben es getan. Worauf grosser Jubel ausbricht und Noël wie ein Lausbub grinst.
Mit dem Hauch von zwei Hundertsteln setzt sich Noël vor Lucas Pinheiro Braathen durch, der dafür sorgt, dass Brasilien seinen ersten Podestplatz in einem Slalom gewinnt; Dritter wird Henrik Kristoffersen. Und derweil sich die drei feiern lassen, ist Manuel Feller ziemlich bedient. Der Österreicher führte zur Halbzeit, doch es wird nichts mit seinem zweiten Sieg in Folge am Chuenisbärgli, er scheidet aus.
Abgebrochene Zähne und ein lädierter Knöchel
Aber zurück zu Noël. Der 1,91-Meter-Hüne blickt auf schwierige Wochen zurück. Nach zwei Slalom-Siegen zum Saisonstart brach er sich beim Riesenslalom von Val-d’Isère nicht nur zwei Zähne ab, sondern verletzte sich auch am linken Knöchel. An diesem Samstag jedoch können ihm weder der schmerzende Knöchel, noch die diffuse Sicht – die Fahrer sehen wegen des Nebels nur drei, vier Tore weit – etwas anhaben. Allerdings glaubt er nach einem Fehler bei der Einfahrt in den selektiven Zielhang nicht mehr an den Sieg. «Ich habe weiter gekämpft, war aber überrascht, als ich die Zeit im Ziel grün aufleuchten sah», hält er fest.
Für Noël schliesst sich damit gewissermassen ein Kreis. 2019 erreichte er in Adelboden seinen ersten Podestplatz in einer Weltcup-Einzeldisziplin, seither schied er jedoch hier in vier von fünf Rennen aus.
Rochat äusserst emotional
Die Träume von einer Schweizer Party platzen derweil früh. Weil Loïc Meillard, der sich mit seinem 2. Platz am Mittwoch in Madonna di Campiglio das rote Leadertrikot eroberte, im ersten Lauf ausscheidet und der Rest des Teams nicht so recht auf Touren kommt. Letztlich ist Tanguy Nef als Achter dank eines starken zweiten Durchgangs der beste Schweizer. Marc Rochat (10.), Daniel Yule (12.) und Luca Aerni (20.) holen ebenso Weltcup-Punkte.
Wobei für Rochat dieser Auftritt einem Befreiungsschlag gleich kommt. Zuvor schied er viermal aus und verpasste einmal gar den zweiten Lauf. Auf die Frage, ob es eines der wichtigsten Ergebnisse seiner Karriere ist, antwortet der Romand: «Ja, sicher. Ihr wisst nicht, wie tief unten ich vor diesem Rennen war. Ich hatte nach der starken letzten Saison unglaublich hohe Erwartungen, umso schwerer war es, die Enttäuschungen zu akzeptieren. Ich bin froh, ist mir heute eine starke Leistung gelungen. Im Ziel wollte ich fast weinen.»
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Das Fazit
Der Slalom von Adelboden endet mit einem veritablen Hundertstel-Krimi. Mit einem Wimpernschlag Vorsprung – zwei Hundertsteln – gewinnt Clément Noël vor Lucas Pinheiro Braathen. Für den Franzosen handelt es sich bereits um den dritten Slalom-Sieg in diesem Winter – aber um den ersten überhaupt in Adelboden. Als Dritter komplettiert der Norweger Henrik Kristoffersen das Podest. Dagegen endet das Rennen für Manuel Feller mit einer grossen Enttäuschung. Als Halbzeit-Führender gerät der Österreicher früh ins Straucheln und scheidet schliesslich aus.
Die Schweizer Bilanz fällt durchzogen aus. Schon im ersten Durchgang scheitert Favorit Loïc Meillard. Letztlich ist Tanguy Nef als Achter dank eines starken zweiten Laufs der beste Einheimische. Marc Rochat (10.) gelingt nach einem schwierigen Saisonstart ein Befreiungsschlag, Daniel Yule (12.) und Luca Aerni (20.) holen ebenso Weltcup-Punkte.
In Kürze wird an dieser Stelle ein ausführlicher Bericht zum Rennen erscheinen.
Marc Rochat im Interview
Zehnter wird der Romand, nachdem er zuvor in dieser Saison viermal ausgeschieden ist und einmal den zweiten Lauf verpasst hat. Auf die Frage, ob es eines der wichtigsten Ergebnisse seiner Karriere ist, antwortet er: «Ja, sicher. Ihr wisst nicht, wie tief unten ich vor diesem Rennen war. Ich hatte nach der starken letzten Saison unglaublich hohe Erwartungen, umso schwerer war es, die Enttäuschungen zu akzeptieren. Ich bin froh, ist mir heute eine starke Leistung gelungen. Im Ziel wollte ich fast weinen.»
1. – Manuel Feller
Nur einmal konnte er als Halbzeit-Führender gewinnen. Und auch in Adelboden zeichnet sich nach einer riskanten Fahrt früh ab, dass Feller nicht nach vorne fahren wird. Dann scheidet er gar aus. Damit heisst der Sieger: Clément Noël!
2. – Linus Strasser
Der Saisonstart glückte dem Deutschen überhaupt nicht. Aber nach einer «Kopflüftete» lief es ihm schon in Madonna di Campiglio besser. Den guten Eindruck aus dem ersten Lauf kann er in Adelboden aber nicht bestätigen. Er verliert fast eine Sekunde – Zwischenrang 4.
3. – Clément Noël
Sein linker Knöchel ist nach dem Crash in Val-d’Isère immer noch angeschlagen. Aber das hindert den Franzosen nicht, sich an die Spitze zu setzen. Noël zittert und tanzt – und er übernimmt mit dem Hauch von zwei Hundertsteln Vorsprung die Führung.
4. – Timon Haugan
In Alta Badia triumphierte der Norweger. In Adelboden scheidet er beinahe aus, kann sich retten, verliert aber viel Zeit. Mit fast zwei Sekunden Rückstand klassiert sich Haugan im 11. Zwischenrang.
5. – Lucas Pinheiro Braathen
2023 triumphierte er hier, damals noch für Norwegen. Nun fährt Pinheiro Braathen für Brasilien, die Heimat seiner Mutter. Zuletzt lief es ihm nicht rund, aber nun setzt er ein Ausrufezeichen: Braathen kontert die starke Fahrt von Kristoffersen und setzt sich mit 12 Hundertsteln Vorsprung an die Spitze.
6. -- Henrik Kristoffersen
2016 und 2017 gewann er den Slalom von Adelboden, in den letzten Jahren lief es ihm hier aber nicht mehr. Doch nun gelingt dem Norweger eine sehr gute Fahrt – mit über einer Sekunde Vorsprung setzt er sich an die Spitze.
7. Dominik Raschner
Letztes Jahr stand er hier auf dem Podest. Aber nach einem sehr guten Start rutscht er bei der Einfahrt zum Steilhang aus – und scheidet als zweiter Athlet in diesem zweiten Lauf aus.
8. -- Steven Amiez
Der Franzose nimmt volles Risiko. Mit einer rasanten Fahrt im Zielhang kann er den einen oder anderen Schnitzer wettmachen – letztlich klassiert er sich aber mit elf Hundertsteln Rückstand auf Gstrein im zweiten Rang.
9. – Fabio Gstrein
Wir haben einen neuen Führenden. Fabio Gstrein klassiert sich mit drei Zehnteln Vorsprung auf Zubcic an der Ranglistenspitze. Aber: Zubcic hat elf Plätze gut gemacht.
10. – Daniel Yule
Wir sind bei den Top Ten aus dem ersten Lauf angelangt – und damit beim besten Schweizer. Aber Yule verspielt seinen gesamten Vorsprung nach einem Schnitzer, er fällt auf den 6. Zwischenrang zurück.
11. – Michael Matt
Und gleich der nächste Österreicher: Matts Vorsprung schmilzt kontinuierlich wie der Käse in den Caquelons der Zuschauer an der Piste. Letztlich klassiert er sich mit vier Hundertsteln Rückstand im dritten Zwischenrang.
12. – Johannes Strolz
2022 gewann der Österreicher sensationell in Adelboden, kurz danach wurde er in Peking Kombinations-Olympiasieger. Doch in diesem Winter fehlt Strolz die Selbstverständlichkeit, es holpert – aber mit sechs Zehnteln Rückstand hält er den Schaden in Grenzen.
13. – Dave Ryding
Er ist die Konstanz in Person, fährt eigentlich immer in die Punkte. In diesem Winter fehlt aber der Ausreisser nach oben. Und er gelingt ihm auch in Adelboden nicht. Ryding verliert nach einem Schnitzer über zwei Sekunden auf Zubcic.
14. – Alex Vinatzer
In Alta Badia und Madonna di Campiglio setzte es für den Italiener zwei Nuller ab. Nach einem riesengrossen Fehler ist das Rennen für ihn de facto zu Ende – Vinatzer kommt ins Ziel, er verliert aber fünf Sekunden auf Zubcic.
15. – Kristoffer Jakobsen
Der Schwede hat den ersten Lauf überstanden, was bereits eine Erfolgsmeldung ist. Schon 43 Mal schied er nach einem ersten Lauf aus. Nun verliert er rund eine Sekunde auf Zubcic nach einem grossen Fehler: Zwischenrang 12.
16. – Alexander Steen Olsen
Letztes Jahr führte er hier nach dem ersten Lauf. Dann wollte ihn der Startrichter für die Entscheidung nicht freigeben, weil er wegen des für einmal 31 Fahrern umfassenden Teilnehmerfeldes verwirrt war. Das verwirrte wiederum Steen Olsen, der kurz nach dem Start ausschied.
Nun verliert er eine halbe Sekunde auf Zubcic – Zwischenrang 5.
17. – Albert Popov
Bühne frei für den Sensationssieger von Madonna di Campiglio. Doch der nur 1,65 Meter grosse Bulgare kann an diesen Coup nicht anknüpfen. Er verliert sieben Zehntel auf Zubcic und klassiert sich im 5. Zwischenrang.
18. – Adrian Pertl
Und schon stürzt sich der nächste Österreicher die Piste hinunter. Doch Pertl erreicht das Ziel nicht, nach einem Einfädler bei der diffusen Sicht scheidet er aus.
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