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Abfahrt in Kitzbühel
Odermatt hat zu kämpfen – und ein Phänomen schlägt zu

epa11089854 Winner Cyprien Sarrazin of France reacts on the podium of the Men's Downhill race at the FIS Alpine Skiing World Cup in Kitzbuehel, Austria, 19 January 2024.  EPA/CHRISTIAN BRUNA

Etwas unbeholfen wirkt er schon noch, dieser Cyprien Sarrazin, als ihm der Interviewer ein Mikrofon vors Gesicht hält. «Kitzbühel, how are you?», ruft der Franzose hinein, das Gespräch wird über die Boxen in den Zielraum übertragen. Weil viele schon weg sind, bleibt der grosse Jubel aus. Dann erzählt Sarrazin, wie «crazy» gerade alles sei für ihn.

Sarrazin spricht ruhig und wirkt scheu, wie immer, wenn er auf Englisch erklären soll, warum er plötzlich so gut ist. Das passt nicht so ganz zu seinem Fahrstil, der eher radikal ist, mit dem er oft am Limit kratzt und es teilweise überschreitet.

Es ist ja auch alles noch ziemlich neu für diesen 29-jährigen Franzosen, der zwar schon lange dabei ist im Weltcup, aber bis auf wenige Ausreisser nach oben immer nur eine Randfigur war. Jetzt, in der grössten aller Abfahrten, ist er die Hauptfigur und steht im Mittelpunkt. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Daran muss vor allem er sich noch gewöhnen. 

Sarrazin ist der erste französische Abfahrtssieger in Kitzbühel, seit 1997 der grosse Luc Alphand triumphierte, der im selben Jahr den Gesamtweltcup gewann und nun unten im Zielraum steht, um seinen Sohn Nils anzufeuern. Und schliesslich vor laufender Kamera seinem Nachfolger zu gratulieren.

Odermatt und das Material

Eigentlich, so waren sich fast alle einig, gab es vor dieser Abfahrt nur zwei Möglichkeiten, was den Sieg betrifft. Sarrazin war die eine, die andere war Marco Odermatt, der an diesem Freitag zu den Geschlagenen gehört, aber seine atemberaubend gute Serie fortsetzt. 13 Rennen bestritt er in dieser Saison, nur eines beendete er nicht auf dem Podest. Nun wird er in Kitzbühel Dritter.

Odermatt und Sarrazin sind zwei, die für Spektakel sorgen, so ist das auch dieses Mal in Kitzbühel. Odermatt geht als Erster der beiden auf die Strecke, bei der Mausefalle gerät er ins Rudern, auch das gleich darauf folgende U-Hackerl gelingt nicht ideal. Odermatt ahnt es, als er ins Ziel kommt und dem führenden Kanadier Cameron Alexander zwölf Hundertstel abnimmt: Das wird eng, gross jubeln mag er nicht. 

Odermatts Fahrt aber ist der Beginn der hochklassigen Phase dieses Rennens. Nach dem Schweizer kommt Ryan Cochran-Siegle, einer, der auch schon Rennen gewann, aber nicht zu den Favoriten gehört. Er ist eine Hundertstel langsamer als Odermatt. Es folgt Florian Schieder, noch so eine Überraschung dieser Saison, der Südtiroler übernimmt die Spitze – nur um dann von Sarrazin um fünf Hundertstel geschlagen zu werden. 

Odermatt sagt: «Ich bin sehr zufrieden, es war nicht perfekt, und wenn man hier keine perfekte Fahrt zeigt, gewinnt man nicht.» Er habe schon beim ersten Tor gemerkt, dass es nicht ideal gepasst habe. Der 26-Jährige hat Mühe mit dem Set-up, die Abstimmung passt wie schon im Training nicht, es holpert. «Aber das ist keine Ausrede, man kann nicht erwarten, dass man in 30 Rennen 30-mal das perfekte Set-up hat.»

Ein Schweizer mit Nummer 53 begeistert

Deutlich zu sehen ist das bei der Gleitpassage nach dem Steilhang. Gleiten ist ohnehin nicht Odermatts Lieblingsbeschäftigung auf Ski, aber diesmal verliert er gar viel Zeit. Gleich 46 Fahrer sind in diesem Abschnitt schneller als er. Beim Italiener Schieder hingegen läuft der Ski, er entscheidet dort das Rennen um Rang 2, weil er in jenem dritten Sektor Zweitschnellster ist. In Odermatts Worten: «Wenn man hier so viel verliert, kann man das Rennen nicht gewinnen.» Nach diesem missglückten Sektor noch Dritter zu werden, das gelingt wohl auch nur ihm.

Die kleine Lücke im Palmarès aber bleibt noch bestehen, Odermatt ist noch kein Kitzbühel-Sieger. Im Gegensatz zu Sarrazin, dem Mann, der erstmals im Sommer 2022 einen Trainingslauf in der Abfahrt bestritt und nun die wohl verrückteste Geschichte dieses Ski-Winters schreibt

Da geht der zweitplatzierte Schieder fast etwas unter. Er sieht aus wie ein kleiner Dominik Paris, hat aber auch viel gemeinsam mit Sarrazin. Auch der Südtiroler ist Ende 20, auch er war lange ein Hinterherfahrer wie Sarrazin. Bis er im letzten Jahr aus dem Nichts und mit Nummer 43 in Kitzbühel ebenfalls Zweiter wurde, war sein bester Rang in einer Abfahrt ein dreizehnter.

Und da ist noch Arnaud Boisset. Der junge Walliser startet mit der Nummer 53 und wird nach dem Steilhang und mit sechstbester Zwischenzeit abgewinkt, weil weiter unten an den Netzen gearbeitet wird. Boisset muss zurück an den Start und lange auf seinen Einsatz warten. Am Ende wird er sensationell Neunter, gleich hinter Justin Murisier, dem zweitbesten Schweizer des Tages.

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Der Liveticker zum Nachlesen:

Nr. 1: Stefan Rogentin

Es geht los auf der Streif. Und zwar gleich mit einem Schweizer: Stefan Rogentin eröffnet die erste von zwei Abfahrten in Kitzbühel. Die Kommentatoren des ORF machen uns nicht wahnsinnig viel Mut: «Es sieht wahnsinnig langsam aus», tönt es da. Rogentin fährt mit einiger Vorsicht den Hang hinunter und setzt mit 1:57,11 Minuten eine erste Zeit.

Die anderen Favoriten

Marco Odermatt und Cyprien Sarrazin haben wir genannt, Marco Schwarz und Aleksander Kilde fehlen verletzt. Wer bleibt denn noch? Ein grosser Anwärter aufs Podest dürfte der Österreicher Vincent Kriechmayr sein, der hier letztes Jahr gewann. Dann Dominik Paris, auch er schon ein Sieger auf der Streif, der nach einer enttäuschenden letzten Saison wieder besser in Fahrt gekommen ist. Oder wird es ein Aussenseiter? James Crawford? Niels Hintermann? Bryce Bennett? Florian Schieder? Wir sind gespannt.

Die Schweizer

Ja, da ist vor allem Odermatt (Startnummer 10), der einzige Schweizer, der in dieser Saison überhaupt einmal auf das Podest fuhr. Da sind in Kitzbühel aber auch noch einige mehr am Start, einer schon ganz zu Beginn: Stefan Rogentin wird das Rennen eröffnen. Es folgen: Niels Hintermann (13.), Justin Murisier (17.), Alexis Monney (26.), Franjo von Allmen (27.), Josua Mettler (34.), Ralph Weber (42.), Lars Rösti (52.) und Arnaud Boisset (53.).

Cyprien Sarrazin

Vielleicht, vielleicht ist er ja der Mann, der Odermatts Kitzbühel-Siegpremiere verhindert. Der Franzose Cyprien Sarrazin gehört in den Speeddisziplinen mittlerweile zu den Favoriten. Der härteste Gegner des Schweizers ist ein Phänomen. Dass er vom Hinterher- zum Erfolgsfahrer wurde, verdankt er auch einer Mentaltrainerin. Lesen Sie die ganze Geschichte hier.

Marco Odermatt

Spricht überhaupt etwas gegen einen Sieg des Nidwaldners? Nun, besonders viele Argumente gibt es nicht, Odermatt ist der Topfavorit heute Mittag, er reist mit zwei Abfahrtssiegen aus Wengen an. Und er könnte auf der Streif die letzte wichtige Lücke in seinem Palmares schliessen – mit 26 Jahren. Es ist verrückt, was der Mann gerade leistet. Was er vor der Abfahrt zu sagen hat, lesen Sie hier.

Guten Tag …

… und herzlich willkommen! Wir sind heute in Kitzbühel, es ist kalt und neblig, und der Start wurde bereits um eine Stunde verschoben. Ab 12.30 Uhr können Sie das Rennen hier im Liveticker verfolgen.