Abfahrt der Frauen in Crans-MontanaGut-Behrami muss sich übergeben – und ist doch die heimliche Siegerin
Beim Sieg der Italienerin Marta Bassino wird Lara Gut-Behrami Dritte. Sie kämpft gegen die Müdigkeit und erklärt, warum Skifahren daheim manchmal fast zur Nebensache wird.
Sie fährt schnell, sie holt viele Punkte, sie lächelt – dabei ist Lara Gut-Behrami vor allem eines: müde.
Am Freitag hat sie die erste Abfahrt in Crans-Montana gewonnen und Zuschauer, Trainer wie Konkurrenten abermals zum Staunen gebracht. Auch 24 Stunden später mischt sie vorne mit, es reicht hinter den überlegenen Italienerinnen Marta Bassino und Federica Brignone mit 1,11 Sekunden Rückstand gerade noch für Platz 3 und den 89. Podestplatz ihrer beeindruckenden Karriere. Ein hartes und schwieriges Rennen sei es gewesen, sagt die 32-Jährige, aber sie sei glücklich mit dem Ergebnis. Was nach der Vorgeschichte nicht erstaunen mag.
Am Samstagmorgen fühlt sich Gut-Behrami ausgelaugt, kurz vor dem Start muss sie sich gar übergeben. Nie zuvor ist ihr das passiert in 16 Saisons im Weltcup, «ich habe erfahren, dass man auch wegen Müdigkeit erbrechen muss», hält sie fest. Während des Rennens gelingt es ihr, die notwendige Spannung aufzubauen, «aber mir fehlte ein wenig die Kraft», resümiert sie, was sich auf die Linienwahl ausgewirkt haben dürfte.
«Das ist alles sehr intensiv»
Ein beachtliches Pensum hat Gut-Behrami hinter sich, 21 Rennen ist sie gefahren. Und das Programm wird angereichert mit Siegehrungen, Startnummernauslosungen, Interviews, Verpflichtungen gegenüber Partnern.
«Es ist keine Ausrede, wenn ich sage, dass die Tage lang sind», sagt sie dazu. Mitte Woche sprach sie von einer Vorfreude auf die Heimrennen, die aber ihre Tücken hätten. «Das Skifahren wird fast zur Nebensache. Es sind viele Fans vor Ort, es gibt Pressekonferenzen, und vom Verband sind gefühlt Tausend Leute da. Das alles ist sehr intensiv.»
Gut-Behrami ist bemüht, so wenig Kraft und Nerven wie möglich zu verlieren. Nach der zweiten Abfahrt sagt sie, es gehe einigermassen, «aber ich spritze sicher nicht mit Energie um mich – das wird auch am Sonntag kaum der Fall sein». Die Vorfreude auf den Super-G verleihe ihr jedoch einen Extraschub. Zudem gebe es Massnahmen zur schnellen Regeneration, sie spricht etwa von Physiotherapie und einem kalten Bad.
«Es ist wahnsinnig und wunderschön»
Nach vier Siegen in Serie wird Gut-Behrami zwar wieder einmal bezwungen, und doch ist sie so etwas wie die heimliche Siegerin. Im Gesamtweltcup baut sie den Vorsprung auf die wegen Knieproblemen abwesende Mikaela Shiffrin auf 165 Punkte aus, zudem übernimmt sie nach jener im Riesenslalom und im Super-G auch die Führung in der Abfahrtswertung. Bei zwei ausstehenden Rennen totalisiert sie 19 Zähler mehr als die verletzte Sofia Goggia, deren 68 liegt Stephanie Venier zurück. Gut-Behrami könnte vier Kristallkugeln holen, was zuletzt Shiffrin gelungen ist (2019).
Wahnsinnig, unglaublich und wunderschön sei das, so konstant vorne mitzumischen, sagt die Ausnahmeathletin. «Die Abfahrt ist für mich immer eine komische Disziplin gewesen. Es gibt Pisten, auf denen ich sehr schnell bin, auf anderen komme ich kaum vom Fleck.»
Nicht vorwärts geht es für Gut-Behramis Teamkolleginnen: Jasmine Flury, am Freitag Zweite, wird 19., Stephanie Jenal ist als 24. schon drittbeste Schweizerin. Michelle Gisin und Priska Nufer verpassen die Top 30.
Besser macht es Elvedina Muzaferija als Vierte, wegen ihr muss Gut-Behrami noch um den Podestplatz zittern. Elf Hundertstel trennen die beiden nur. Muzaferija bringt eine neue Nation auf die Ski-Landkarte – sie stammt aus Bosnien.
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