Unihockey-Superfinal in KlotenAb in den Goldregen – die Jets sind Schweizer Meister
Das jüngste Team der Liga zeigt eine reife Leistung: Die Kloten-Dietlikon Jets gewinnen gegen Emmental Zollbrück den Superfinal in der Stimo Arena 4:2 und holen den vierten Titel in Serie.

Die Jets feiern in Kloten den vierten Meistertitel in Folge, den zehnten in der Vereinsgeschichte und eine goldene Premiere: Erstmals seit Einführung des Superfinals 2015 dürfen auch die Meisterinnen bei der Pokalübergabe im Konfettiregen jubeln – das war bis anhin den Männern vorbehalten. «Eine Genugtuung», sagt Assistenztrainerin Natalie Schürpf vergnügt. «Es gibt doch auch viel schönere Bilder so.» Ein goldener Schnipsel glitzert wie zur Bekräftigung dieser Worte auf ihrer dunkelblauen Trainerjacke.
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Jakob Lieske, der neben ihr steht, ist einer der wenigen, der den goldenen Meisterhut Minuten nach der Feier auf dem Feld noch immer auf dem Kopf trägt. «Den lege ich nicht mehr so schnell ab», erklärt der Assistenzcoach augenzwinkernd, «schliesslich musste ich 52 Jahre lang auf diesen Titel warten.» Der Winterthurer hat mit Rychenberg vier Cupsiege geholt und ist zusammen mit Rolf Kern im Staff des Frauen- und Männernationalteams als Torhüter- und Mentalcoach auf den grossen internationalen Bühnen gewesen. Der Superfinalsieg indes ist für das Duo eine Premiere.
«Das ist ganz sicher einer meiner schönsten Siege.»
Cheftrainerin Julia Suter, die später vorbeiläuft, wird sagen, wie wichtig die beiden für diesen Erfolg waren. Als die 32-Jährige im Januar Thomas Appenzeller an der Bande Jets ablöste, hat sie den ehemaligen Nationalcoach Kern und Lieske in ihren Staff geholt. «Sie haben mich in taktischer und mentaler Hinsicht grossartig unterstützt.» Suter musste vor einem Jahr an derselben Stelle noch als Spielerin erklären, wieso sie mit Piranha Chur gerade mit 0:9 gegen die Jets untergegangen ist. Heute ist sie Gefühlswelten von damals entfernt. «Das ist ganz sicher einer meiner schönsten Siege», verrät sie lächelnd. 2019 und 2021 ist sie mit den Jets noch auf dem Feld zum Titel gestürmt. Nun hat sie ihn nach gerade Mal vier Monaten an der Bande auch als Trainerin geholt. Und sie stellt fest, dass sich in dieser Rolle der Moment des Triumphs nochmals intensiver anfühlt. «Das Gemeinschaftsgefühl ist unvergleichlich. Ich mag es jeder einzelnen Spielerin von Herzen gönnen.»

Der Staff sagt sie, habe in der Woche vor dem Superfinal «abermals einen Handstand gemacht.» Der Aufwand neben ihrem Vollzeitpensum als wissenschaftliche Mitarbeiterin war immens. Auch darum will sie sich betreffend ihrer sportlichen Zukunft noch nicht festlegen. Weiteres kann sie auch tatsächlich nicht mehr dazu sagen, denn Schürpf und Verteidigerin Chiara Bertini setzen die im Hintergrund geplante freundliche Übernahme in die Tat um und schleppen die Cheftrainerin aus der Interviewzone – und in die Kabine zum Feiern.
Drei Tore innert einer Minute
Grund dazu gibt den Jets nicht nur der Titel selbst, sondern auch die Art und Weise, wie sie triumphiert haben. Das jüngste Team der Liga zeigt eine erstaunlich reife Leistung und ist in diesem Superfinal schlicht das bessere Team als Qualifikationssieger Emmental Zollbrück. Die Zürcher Unterländerinnen sind nicht nur taktisch gut, sie haben an diesem Tag auch die schnelleren Beine und die geschickteren Hände.
Ein Anschauungsbeispiel dieser Tatsache ist das Zuspiel der pfeilschnellen Leonie Wieland, die zur Hälfte der Partie den Ball backhand in den Lauf von Noomi Überschlag legt. Zu diesem Zeitpunkt steht es immer noch 0:0 und es folgt jene Minute im Spiel, in der man rückblickend ganz sicher keinen Abstecher zur Pommesbude hat machen dürfen. Innerhalb von exakt sechzig Sekunden trifft mit Überschlag zuerst die jüngste Jets-Spielerin nach einem Freistoss zum 1:0. Eine halbe Minute später jagen Selma Bergmann und Natalie Spichiger der Jets-Verteidigung den Ball ab und gleichen aus. Und wieder dauert es nur Augenblicke bis Laila Ediz – sie wird später als beste Spielerin ausgezeichnet – aus spitzem Winkel die Jets wieder in Front schiesst.

Als dann Captain Andrea Gämperli mit einem brillanten Backhand-Pass Chiara Bertini bedient und diese mit ihrem Hammerschuss zum 3:1 klar macht, wie sehr diese Equipe den Sieg will, fragen sich wohl nicht wenige in der mit 5562 Fans gut und laut gefüllten Arena: Sind diese Jets heute noch zu halten?
Die Antwort darauf lautet «Nein». Statt des Anschlusstreffers folgt ein langer und gut abgestimmter Pass von Linn Larsson auf Wieland, die mit ihren leuchtend roten Schuhen nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag Alarmstimmung in der Skorps-Verteidigung verbreitet und schliesslich im Alleingang zum 4:1 trifft. Das Spichiger für die Emmentalerinnen knapp vier Minuten vor Schluss noch einen zweiten Treffer erzielt, ist für diese Partie nicht mehr relevant.
Pokal ausmalen in der Kabine
Nach dem grossen Umbruch im Team im letzten Sommer, dem Trainerwechsel Mitten in der Saison und der vorübergehenden 0:2-Rücklage im Halbfinal gegen Zug haben die Jets in diesem Superfinal eindrucksvoll gezeigt, wie viel Siegerinnen-DNA noch immer in diesem Team steckt.
Für jeden Playoff-Sieg gab auf dem von Schreinerin Chiara Bertini gestalteten Siegbrett ein Häckchen. Acht davon sind gesetzt, an neunter Stelle ist ein Pokal eingeritzt. Doch mit einem einfache Haken ist es diesmal nicht getan. Assistenztrainerin Schürpf, von Beruf Primarlehrerin, hat andere Pläne. Mit einem breiten Grinsen sagt sie: «Der Pokal wird jetzt in der Kabine ganz schön ausgemalt.»

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