Reaktion auf Krieg gegen Ukraine19-Jähriger zeigt Flugbewegungen von Oligarchen
Erst kürzlich legte Jack Sweeney sich mit Elon Musk an, jetzt sorgt der Informatikstudent dafür, dass Tausende Nutzer im Internet schwerreiche Russen beobachten.
Der 19-jährige US-Amerikaner Jack Sweeney betreibt einen Twitter-Account, auf dem er Bewegungen von Flugzeugen russischer Oligarchen veröffentlicht. Eingerichtet hat er das Konto vergangenen Sonntag, jenem Tag, an dem der Westen die Sanktionen gegen Russland massiv ausbaute. Der Informatikstudent behilft sich dabei auf Bots, die automatisch Flugbewegungen von Internetdiensten abgreifen und auf dem Twitter-Konto Russian Oligarch Jets veröffentlichen – samt einer Karte, die Standort und letzte Flugroute der Maschinen anzeigt.
Der erste Tweet zeigte die Landung einer Bombardier BD-700 Global des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch in Riga an. Dabei handelt es sich um eines der kleineren Flugzeuge aus der Flotte des Multimilliardärs und Besitzers (jetzt in neuer Form) des britischen Fussballclubs FC Chelsea, wie der «Spiegel» schreibt. Ebenfalls im Besitz Abramowitschs ist ein Dreamliner von Boeing, der 350 Millionen Dollar gekostet haben soll. Eine Boeing 767-300, die er ebenfalls besitzt und die Platz für 34 Passagiere habe, sei ihm möglicherweise nicht mehr gross genug gewesen, so das Magazin. Sie stehe zum Verkauf.
Auf Sweeneys Account ebenfalls zu sehen sind Flugbewegungen wie jene eines Helikopters aus Abramowitschs Besitz, der in der Karibik unterwegs ist. Bei einigen Flügen wird auch gleich die verbrauchte Menge Treibstoff angegeben und der verursachte CO₂-Ausstoss – etwa bei einem Flug der LX-Ray von Abramowitsch nach Baku (4’690 Liter, 13 Tonnen CO₂). Das entspräche etwa so viel Tonnen CO₂, wie ein Mittelklasseauto über eine Strecke von 40’000 Kilometer ausstösst. Das Twitter-Konto beobachtet 39 Flugzeuge und Helikopter, die 19 Eigentümern zugeordnet sind.
«Menschen sind mehr denn je von Reichtum besessen»
Trackingdienste wie jene von Sweeney sind in den sozialen Netzwerken äusserst beliebt. Der Account hatte am Mittwochmittag bereits mehr als 200’000 Follower. Auch das Konto namens Russian VIP & Putin Jets, das ebenfalls Sweeney betreibt, findet grosse Beachtung. Es beobachtet derzeit elf VIP-Jets, die der russische Präsident Wladimir Putin benutzen könnte, wie der 19-jährige Student schreibt. Bis Mittwochmittag waren dort fünf Flüge gelistet, darunter jener einer Iljushin IL-96, die mehrmals über dem Flughafen der russischen Stadt Ufa kreiste. Laut dem Internetdienst «Flightradar24» kam die Maschine aus Moskau und kehrte auch wieder dorthin zurück. Bei den Flügen müssen natürlich aber nicht zwangsläufig auch deren Besitzer an Bord sein.
Sweeney ist nicht der Einzige, der solche Dienste anbietet. Das Besondere aber an seinen Accounts sei, dass sie so einfach zugänglich seien und regelrecht dazu verleiten würden, in das Leben der heutigen Milliardäre zu blicken, berichtete das Portal Bloomberg. Der Chef eines Unternehmens, das Trackinglösungen für die Businessfliegerei anbietet, vergleicht Sweeneys Inhalte mit einem «People Magazin» für Luftfahrtinformationen. Er erklärt sich die Beliebtheit damit, dass Menschen «mehr denn je von Reichtum besessen» seien. Dabei handle es sich schon fast um eine Form von Paparazzi.
Vermeintliche Landung in München nach Luftraumsperrung
Am Montag sorgte eine auf Twitter verbreitete Meldung für Aufregung, wonach ein Jet des russischen Oligarchen Alexander Abramow in München gelandet sei. Dies, nachdem die EU ein Flugverbot für russische Maschinen erlassen hatte. Der Luxusjet – ein Airbus A 319 mit zwei Schlaf- und drei Badezimmern – gehört allerdings gar nicht Abramow, wie auch die deutschen Behörden bestätigt haben. Laut der Betreibergesellschaft des Flugzeugs mit der Kennzeichnung D-Alex werde der milliardenschwere Gründer des Stahl- und Bergbaukonzerns Evraz schon seit längerem im Internet irrtümlicherweise als Eigentümer des Jets genannt. Das habe sich irgendwann jemand aufgrund des Namens D-Alex zusammengereimt, berichtete die «Süddeutsche Zeitung».
In einem Tweet räumte Sweeney den Fehler ein und verwies auf einen Blog eines Freundes, der dort erklärt, wie er die Daten erhebt.
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Als Musk-Verfolger in die Schlagzeilen geraten
Der 19-jährige Student beschreibt sich auf seiner Website als jemand, der sich stark für die Luftfahrt und für Software interessiere und vier Programmiersprachen beherrsche. Um seine Bots zu programmieren, habe er seit seiner Zeit in der Highschool grosse Anstrengungen unternommen. Ein Bot ist ein Computerprogramm, das automatisch Aufgaben ausführt. Damit werden etwa für Suchmaschinen Inhalte von Websites ausgewertet.
Im Januar hatte Sweeney die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen, als er einen Bot programmierte, der ständig den Aufenthaltsort von Elon Musks Privatjet auf Twitter publizierte. Weil das dem milliardenschweren Tesla-Gründer nicht ganz geheuer zu sein schien, soll er dem Studenten 5000 US-Dollar angeboten haben, damit er den Dienst löscht. Sweeney jedoch schlug das Angebot aus: Die Summe sei nicht hoch genug, um den Spass zu ersetzen, den er bei seinem Hobby habe. Stattdessen forderte er 50’000 US-Dollar. Musk, der zunächst sagte, er wolle es sich überlegen, liess sich darauf aber bislang nicht ein. Der Student scherzte im Austausch mit seinem Idol, dass er das Konto allenfalls für ein Tesla Model 3 löschen würde.
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