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Schutz der Bevölkerung
Google Maps schaltet Echtzeit-Verkehrsinfos in der Ukraine ab

Nach Beratung mit ukrainischen Behörden zum Schutz der Bevölkerung: Die Echtzeit-Anzeige der Verkehrsinformationen auf Google Maps in der Ukraine wurde abgeschaltet.
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Der Internetkonzern Alphabet hat in seiner Navigations-Software Google Maps die Anzeige der Verkehrsinformationen in Echtzeit in der Ukraine abgeschaltet.

Der Google-Konzern erklärte, man habe sich mit ukrainischen Behörden beraten und die Massnahme zum Schutz der Bevölkerung getroffen.

Google sammelt anonymisiert über die Smartphones mit dem Betriebssystem Android Standortdaten. Damit kann beispielsweise erkannt werden, ob viele Menschen in einem Verkehrsstau stecken. In der Ukraine führte das dazu, dass beispielsweise in Echtzeit nachverfolgt werden konnte, ob Zivilisten an Strassensperren im Stau stehen.

Die Abschaltung der Anzeige der Verkehrsströme ist Teil von einem Massnahmenpaket, das Google in der vergangenen Woche eingeleitet hat. «Unsere Teams für Bedrohungsinformationen halten nach Desinformationskampagnen, Hacking und finanziell motiviertem Missbrauch Ausschau und unterbinden sie und arbeiten mit anderen Unternehmen und relevanten Regierungsbehörden zusammen, um diese Bedrohungen anzugehen», erklärte Google auf Twitter.

Google bietet in diesem Zusammenhang auch einzelnen Websites von ukrainischen Medien und anderen Organisationen technischen Schutz gegen sogenannte DDoS-Attacken an, bei denen Server mit massenhaften Datenzugriffen in die Knie gezwungen werden sollen. Die eigentliche Navigationsfunktion von Google Maps wurde nicht eingeschränkt.

Facebook und Youtube schränken Sender ein

Bereits am Sonntag hat Google die finanzielle Nutzung seiner Plattformen durch russische Staatsmedien eingeschränkt. Diese könnten dort nun kein Geld mehr verdienen, teilte der US-Internetkonzern mit. Die Einschränkungen betreffen vor allem den russischen Sender RT (vormals «Russia Today»). RT und andere Sender gelten als Propaganda-Instrumente des Kreml. Deutschland hatte RT Anfang Februar die Sendelizenz verweigert. Russland schloss daraufhin als Vergeltung das Büro der Deutschen Welle in Moskau.

Zuvor hatte bereits das zum Google-Konzern gehörende Unternehmen Youtube sowie Facebook ähnliche Schritte angekündigt. «Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine setzen wir die Monetarisierung russischer staatlich finanzierter Medien auf unseren Plattformen aus», erklärte ein Google-Sprecher am Samstag. Auch Youtube hatte am Samstag erklärt, russische Medien wie RT könnten nun mit Videos auf der Video-Plattform kein Geld mehr verdienen.

In der Ukraine ist die Angst vor russischen Saboteuren gross. In Kiew schliessen sich derzeit viele Freiwillige zusammen, um die Hauptstadt gegen die russischen Invasoren zu verteidigen.

Russische Saboteure gebe es schon viele in Kiew, sagt ein Freiwilliger eines solchen Zusammenschlusses. Manche seien in Zivil unterwegs, manche in Uniformen der ukrainischen Armee. Um sie dennoch zu erkennen, werden sie angesprochen: Denn an ihrer Aussprache sei es leicht zu erkennen, dass sie keine echten Ukrainer seien. Lesen Sie mehr dazu: Russische Saboteure erkennen sie an der Aussprache.

Tiktok-Video zeigte «Panzer in Olten»

Während der russischen Angriffe in der Ukraine werden Tausende Videos geteilt. Ihre Echtheit ist schwer überprüfbar. Auch der Schweizer Nachrichtendienst kann wenig tun, obwohl er von «Beeinflussungsaktivitäten» im Sinne der Russen weiss.

Unzählige Videos von Kriegshandlungen haben sie auf Plattformen wie Tiktok und Instagram gesehen, die sonst zur Zerstreuung genutzt werden. Jetzt geht auf diesen Plattformen alles durcheinander. So war etwa ein Video auf Tiktok verbreitet worden, das Militärfahrzeuge auf einem Güterzug der SBB zeigt und in Olten aufgenommen worden sein soll.

Tatsächlich können die sozialen Medien aber auch – im wörtlichen Sinn – tödlich sein. Den USA liegen Informationen vor, wonach Russland über Todeslisten von ukrainischen Bürgerinnen und Bürgern verfügt. Mutmasslich wurden diese Listen aufgrund von Social-Media-Profilen erstellt, berichtet die ARD.

Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel: Schweiz ist das Ziel von Fake-News-Kampagnen, sagt der Nachrichtendienst 

Russland und Ukraine kämpfen um Meinungshoheit in Sozialen Medien

«Glauben Sie den Fälschungen nicht.» Mit einem knappen Satz auf Twitter und einem kurzen Video auf der Strasse in Kiew konnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski am Wochenende die Gerüchte widerlegen, er sei untergetaucht.

«Wir werden die Waffen nicht niederlegen, wir werden unseren Staat verteidigen», sagte Selenski in die Selfie-Kamera seines Smartphones und räumte in einem Rutsch die russische Kriegspropaganda ab, er habe längst das Land verlassen.

Auf Twitter, Facebook und Tiktok hat der Ukraine-Konflikt ein Feuerwerk vermeintlicher oder auch echter Informationen ausgelöst. Das gilt auch für die in Russland und auch in der Ukraine relevanteren Dienste Telegram und Vk, eine Art Facebook-Klon. Dabei fällt es selbst professionellen Beobachtern nicht immer leicht, authentische Berichte vor Ort von gefälschten Informationen, Fotos und Videos zu unterscheiden.

Manche Fälschungen sind aber leicht zu durchschauen. Das gilt etwa für den Versuch, Bilder und Berichte von einem Beschuss eines Kindergartens in Luhansk am 17. Februar durch pro-russische Separatisten in Zweifel zu ziehen. Angeblich sei das Einschussloch in der Wand in der Turnhalle von einem Bagger aufgerissen worden, hiess es vor allem auf Telegram. Das Beweismittel, ein Foto mit dem Bagger, erwies sich schnell als plumpe Fälschung. Trotzdem wird es noch heute mit der Falschbehauptung weitergereicht.

In anderen Fällen sind die Bilder nicht mit Photoshop oder einer anderen Software manipuliert, aber trotzdem Teil einer grossen Inszenierung. Das gilt etwa für den Beitrag des russischen Staatssenders RT über die Evakuierung von Dutzenden Waisenkindern, die von einem Kinderheim im ostukrainischen Donezk nach Russland vor der vermeintlichen Gefahr durch das ukrainische Militär in Sicherheit gebracht werden.

Manipulative RT-Clips wie die inszenierte Kindergarten-Evakuierung wurden nicht nur massenhaft in sozialen Medien platziert, sondern auch durch bezahlte Anzeigen von RT in den Nachrichtenstrom auf Facebook eingeschleust.

Kampf gegen Fake News und Cyberangriffe

Der Facebook-Konzern Meta weigerte sich gleichzeitig auch, die Faktenchecks durch unabhängige Medienorganisationen bei vier russischen Staatsmedien zu stoppen. Daraufhin hat die russische Regierung angekündigt, die Nutzung der Meta-Dienste Facebook, Instagram, WhatsApp und Messenger einzuschränken, bestätigte Facebook-Topmanager Nick Clegg.

Meta steht hier nicht allein. Auch Twitter und Google kündigten an, sich Fake News und Cyberangriffen rund um den Ukraine-Konflikt in den Weg zu stellen. «Unsere Teams für Bedrohungsinformationen halten weiterhin nach Desinformationskampagnen, Hacking und finanziell motiviertem Missbrauch Ausschau und unterbinden sie», kündigte Google Europa auf Twitter an. «Wir arbeiten mit anderen Unternehmen und relevanten Regierungsbehörden zusammen, um diese Bedrohungen anzugehen.»

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Für die Meinungsbildung in der russischen Zivilgesellschaft werden diese Abwehrmassnahmen aber nur bedingt von Bedeutung sein. Die grossen westlichen Internet-Konzerne haben hier deutlich weniger Reichweite als etwa in den USA. Das liegt auch daran, dass die Dienste in Russland zum Teil nur schlecht zu erreichen sind.

Bei Telegram keine Faktenchecks zu befürchten

Viel wichtiger als Twitter und Facebook ist in Russland die App Telegram, die nicht nur zum Austausch von persönlichen Nachrichten dient, sondern mit seinen Diskussionsgruppen und Kanälen ein Social-Media-Netzwerk darstellt. Schätzungsweise jeder vierte russische Einwohner verfügt hier über einen Account. Hier können die russische Regierung und die Staatsmedien ungestört ihre Propaganda verteilen, ohne Faktenchecks oder Löschungen befürchten zu müssen.

Dabei ist das Verhältnis von Telegram zur russischen Staatsführung nicht ungetrübt, auch weil dort russische Oppositionelle oder die ukrainischen Kriegsgegner unzensiert zu Wort kommen. So verfügt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski über einen eigenen Telegram-Kanal, in dem auch seine aktuellen Videos zu sehen sind. Im Jahr 2018 versuchte die russische Aufsichtsbehörde Roskomnadsor eine Sperrung von Telegram durchzusetzen, weil der Dienst sich nach dem Terrorangriff in Sankt Petersburg im April 2017 mehrfach weigerte, den Behörden bei der Entschlüsselung privater Chats zu helfen. Telegram konnte die Sperrmassnahmen allerdings technisch abwehren.

Telegram-Mitbegründer Pawel Durow erklärte am Wochenende, Telegram habe nicht die Kapazität, alle Veröffentlichungen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. «Ich empfehle Nutzern aus Russland und der Ukraine, derzeit misstrauisch zu sein, was die Verbreitung von Daten über Telegram angeht. Wir wollen nicht, dass Telegram als Werkzeug zur Verschärfung von Konflikten und zur Aufstachelung von Zwietracht zwischen den Volksgruppen benutzt wird.» Zahlreiche Nutzer hätten ihn gebeten, die Feeds für die Dauer des Konflikts nicht abzuschalten, da Telegram ihre einzige Informationsquelle sei.

Ukrainischer Digitalisierungsminister schreibt Apple-Chef

Unterdessen erhöht Moskau den Druck auf die ausländischen IT-Konzerne. Im vergangenen November listete die Regierung 13 Unternehmen auf, die sich an ein neues Landesgesetz halten und einen festen Ansprechpartner für die russischen Börden zur Verfügung stellen müssen. Apple, Google, Spotify und TikTok sind den Forderungen inzwischen komplett nachgekommen, Twitter, Meta und Zoom zumindest teilweise. Telegram, Twitch, Discord und Pinterest haben bislang noch keine Aktionen unternommen.

Menschenrechtsgruppen wie die Londoner Nichtregierungsorganisation «Article 19» zeigten sich enttäuscht darüber, dass einige der Tech-Unternehmen das Gesetz ohne öffentliche Proteste befolgten. Das eigentliche Ziel des Gesetzes sei, eine rechtliche Grundlage für eine umfassende Online-Zensur zu schaffen.

Unterdessen wandte sich der ukrainische Minister für Digitalisierung, Vize-Premier Mychajlo Fedorow, in einem Brief an Apple-Chef Tim Cook und rief ihn auf, die Sanktionen gegen Russland durch Blockierung von Apple-Diensten einschliesslich des App-Stores zu flankieren. «Wir brauchen ihre Unterstützung – im Jahr 2022 ist moderne Technologie vielleicht die beste Antwort auf die Panzer, Mehrfachraketenwerfer (Grad) und Raketen», schrieb Fedorow auf Twitter.

SDA/red