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Empörung wegen Urteil in den USA
110 Jahre Haft für Lkw-Fahrer nach tödlichem Unfall

Die Familie von Rogel A. demonstriert vor dem Colorado State Capitol für eine  Strafmilderung des 26-Jährigen. (22. Dezember 2021)
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Mehr als viereinhalb Millionen Menschen haben in den USA um Gnade für einen Lastwagenfahrer gebeten, der wegen eines Verkehrsunfalls mit vier Toten zu 110 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Unter den Unterstützern von Rogel A. ist auch Reality-TV-Star Kim Kardashian: «Das ist so unfair», schrieb die 41-Jährige, die derzeit ein Anwalts-Studium absolviert, auf Twitter über die harte Strafe. Sie bete, dass der Gouverneur des Bundesstaates Colorado die Strafe mildere.

Der aus Kuba stammende Einwanderer A. hatte im April 2019 nahe der Stadt Denver mit seinem mit Baumstämmen beladenen Lastwagen einen tödlichen Unfall verursacht. Als in einer Gebirgsregion seine Bremsen versagten, raste er mit mehr als 130 Stundenkilometern in wegen eines anderen Unfalls auf der Autobahn stehende Fahrzeuge. Vier Menschen starben, sechs weitere wurden verletzt, 28 Fahrzeuge wurden beschädigt.

Bei dem Unfall in Lakewood, Colorado, im Jahr 2019 starben vier Menschen, sechs weitere Personen wurden verletzt. (26. April 2019)

Die Staatsanwaltschaft legte A. unter anderem zur Last, den Lastwagen nicht in eine Notfallspur gelenkt zu haben. Der 26-Jährige wurde schliesslich in 27 Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter Tötung mit einem Fahrzeug. In der vergangenen Woche verurteilte ein Richter ihn zu 110 Jahren Gefängnis.

Selbst der Richter findet die Strafe zu hoch

Der Richter sagte dabei, er selbst hätte sich nicht für ein solches Strafmass entschieden, ihm seien aber die Hände gebunden: Es handele sich um die im Recht Colorados festgeschriebene Mindeststrafe. In dem von der Gebirgskette Rocky Mountains durchzogenen Bundesstaat werden Gefängnisstrafen für die einzelnen Anklagepunkte in bestimmten Fällen zusammengerechnet.

Das harte Urteil sorgte für Erstaunen und stellenweise Empörung. Auf der Website Change.org unterzeichneten bis zum frühen Donnerstag (Ortszeit) mehr als 4,76 Millionen Menschen eine Petition, in der für den Lkw-Fahrer eine Strafmilderung oder Begnadigung gefordert wird.

Gnadengesuch eingereicht

Sein Anwalt James Colgan sagte dem Fernsehsender ABC, A. habe zwar «fahrlässig gehandelt», doch sei seine Strafe «völlig unverhältnismässig». Kardashian forderte eine Änderung des Strafgesetzes: «Verbindliche Mindeststrafen nehmen der Justiz den Ermessensspielraum und müssen abgeschafft werden», erklärte sie. Sie fügte hinzu: «Der Gouverneur von Colorado ist ein wirklich guter Mensch, und ich weiss, dass er das Richtige tun wird.»

Gouverneur Jared Polis erhielt bereits ein Gnadengesuch für A., das derzeit überprüft wird. Auch die Staatsanwalt reichte einen Antrag ein, in dem das Gericht gebeten wird, die Höhe der Strafe zu überdenken. Das Gesetz erlaube durchaus, in besonderen Fällen beim Festlegen des Strafmasses ausserordentliche Umstände geltend zu machen, heisst es darin.

In Onlinenetzwerken drohten Lastwagenfahrer damit, nicht mehr durch Colorado zu fahren, bis die Frage geklärt ist.

AFP/aru