Kolumne «Dorfgeflüster»Zwei Dörfer suchen ihre Mitte
Die Umbenennung einer Partei stellt Erlenbach und Küsnacht vor ungeahnte Probleme.
Die gemeinsame CVP-Sektion von Erlenbach und Küsnacht heisst jetzt neu «Die Mitte Erlenbach-Küsnacht». Die Ortspartei folgt somit ihrer Mutterpartei auf nationaler Ebene, die mit der BDP fusioniert, das christliche C abgestreift und sich umbenannt hat.
So weit, so logisch. Doch bei genauerem Hinsehen ergibt sich daraus eine Frage mit lokalpolitischer Sprengkraft: Wo genau befindet sich denn nun diese gemeinsame Mitte von Erlenbach und Küsnacht?
Geografisch betrachtet, liegt sie ganz sicher in Küsnacht, da sich Erlenbach mit einem schmalen Landstreifen begnügt, der sich den Hang hinaufzieht, während sich Küsnacht selbstbewusst und raumeinnehmend unterhalb der Forch ausbreitet. Es ist mit 12,4 Quadratkilometer rund viermal so gross wie seine Nachbargemeinde. Berechnungen würden demnach ergeben, dass sich der geografische Mittelpunkt der beiden Gemeinden wohl irgendwo bei der Küsnachter Allmend befindet.
Und damit sind wir beim Problem: Ist es fair, wenn das grössere Dorf die Mitte für sich beansprucht und das kleinere an den rechten Rand drückt? Gerade wenn man weiss, dass die CVP – Pardon: die Mitte – in Erlenbach stärker vertreten ist als in Küsnacht und nur dort zahlreiche Behördenmitglieder stellt?
Gerechter wäre es daher vielleicht, die Mitte von Erlenbach und Küsnacht symbolisch auf die Grenze der beiden Gemeinden zu verlegen. Aber eine gemässigte Partei mit Borderline in Verbindung zu bringen, das ist unfreundlich und auch nicht angebracht. Wir wollen ja, dass die Kirche im Dorf bleibt – und damit wären wir bereits wieder zurück beim veralteten C. Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, Namensänderungen haben es wirklich in sich.
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