Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Zum Tod von Leo Beenhakker
Als sich ein Welttrainer auf den Hardturm verirrte

Leo Beenhakker, der Manager von Feyenoord, raucht nachdenklich eine Zigarette.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Der niederländische Startrainer übernahm 1992 die kriselnden Grasshoppers im grossen Stil.
  • Trotz hochkarätiger Spieler wie Elber, Sforza oder Sutter blieb der Erfolg aus.
  • Nach einem fatalen Spiel gegen YB rutschte GC in die Auf-/Abstiegsrunde ab.
  • Beenhakker verliess GC nach zehn Monaten und trainierte danach weltweit diverse Teams.

Leo Beenhakker kam mit grossem Pomp. Zumindest wirkte es damals so, als er Ende August 1992 seine Aufwartung bei den Grasshoppers machte und den Weg zum ersten Training ging: hinter dem Hardturm, als der noch stand, auf den Plätzen des Förrlibuck, als es die noch gab. Viele Zuschauer und Journalisten begleiteten ihn auf diesem Weg, von einer «Prozession mit Don Leo» schrieb der «Tages-Anzeiger» ergriffen.

Die Grasshoppers waren in keiner guten Verfassung, sie waren Elfter und Vorletzter, nach acht Runden noch sieglos. Oldrich Svab hatte sie in diese Situation geführt, er war ein anständiger Mann, aber ein überforderter Trainer. Erich Vogel heckte darum als Sportchef die Idee aus, Beenhakker nach Zürich zu holen. Mit dem Niederländer kam die grosse Welt zu GC, der Trainer, der mit Ajax Amsterdam Meister war, mit Real Madrid gleich dreimal und mit den Niederlanden an der WM in Italien.

Beenhakker lernte schnell kennen, wo er gelandet war. Bei seinem ersten Spiel im Hardturm sahen 3100 Zuschauer zu, und der Gegner hiess Bulle. Immerhin fiel der Sieg standesgemäss aus, 5:0 dank drei Toren von Elber, dazu je einem von De Vicente und Sutter. Die drei gehörten zur Prominenz, die damals GC versammelt hatte. Und diese Liste war lang: Zuberbühler, Gren, Koller, Vega, Gämperle, Meier, Sforza, Bickel, Hermann, dazu die grossen Talente Johan Vogel und Murat Yakin. Für sie alle konnte es nur ein Ziel geben: den Meistertitel.

Der Kettenraucher und der berühmte 6. Dezember 1992

Als eine der ersten Amtshandlungen liess sich Beenhakker eine Kaffeemaschine in sein Büro stellen. Einen Mitarbeiter, der als Informant Vogels galt, verbannte er aus der Kabine. Nach den Trainings wartete gerne seine junge Freundin im Stadion-Café. Er rauchte fleissig seine Zigaretten und Zigarillos, wechselte zwischen Witz und Arroganz. Und liebte das Leben in Zürich.

Nur sportlich lief es weiter zäh, weil die Spieler nicht harmonierten. Dann kam der 6. Dezember 1992, das letzte Spiel der Qualifikation in Bern gegen YB. 1:1 stand es in der zweiten Halbzeit, als auf einmal Vogel, der Sportchef, an der Seitenlinie auftauchte. In der 82. Minute kassierte GC das 1:2, und das war folgenschwer, weil es den Sturz in die Auf-/Abstiegsrunde bedeutete. Eine grössere Blamage konnte es für die Zürcher nicht geben. Das Land lachte über sie. 

Tags darauf klärte der «Tages-Anzeiger» auf, wieso Vogel an der Seitenlinie war. Er habe dem unwissenden Beenhakker erklären müssen, dass ein Punkt für das Erreichen der Finalrunde genügen würde. Tags darauf stritt Vogel in alter Vogel-Manier alles ab. Erst viele Jahre später gab er zu, dass er gelogen habe. Er habe das getan, um diesen Trainer zu schützen. Erst mit Verzögerung sagte er auch, Beenhakkers Verpflichtung sei sein grösster Fehler gewesen.

Die Auf-/Abstiegsrunde verlief wenigstens ohne weitere Probleme. GC verlor zwar einmal in Delsberg, aber gewann auch 8:0 oder 9:0. Im Cupfinal gegen Lugano setzte es ein 1:4 ab. Danach räumte Beenhakker sein Büro für den jungen Christian Gross und führte weiter ein Nomadenleben. Er war in Saudiarabien, mehrmals in Mexiko und in seiner Heimat, er war in der Türkei, Nationaltrainer in Trinidad und Tobago, mit dem er sich für die WM 2006 qualifizierte, und in Polen. Vierzig Jahre arbeitete er als Trainer. Auf seine älteren Tage half er noch als Berater bei Sparta aus seiner Heimatstadt Rotterdam.

Am vergangenen Donnerstag ist Leo Beenhakker mit 82 Jahren gestorben.