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Geldblog: Dividendenrendite von 9 Prozent
Zugreifen oder Abstand halten?

Individuelle Risikoabwägung: Hohe Dividendenrenditen sollten vor einer Investition hinterfragt werden.
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Obwohl die Bewertung der Proximus-Aktie, Valor 1799561, von mehreren Analysten auf «stark unterbewertet» steht, sinkt der Aktienpreis seit März von 18 auf rund 13 Euro. Die Aktie bringt eine gute Dividende. Trotzdem bin ich mit 1500 Aktien arg im Minus. Soll ich mit Verlust verkaufen? Habe bis jetzt immer nachgekauft, zweifle aber jetzt. Leserfrage von T.K.

Der bei uns wenig bekannte, belgische Telekommunikationskonzern Proximus mit Hauptsitz in Brüssel, der für die frühere Belgacom steht, gehört zu den grössten und bekanntesten Firmen in Belgien und ist an der Euronext in Brüssel kotiert und Teil des belgischen Aktienindex Bel20. Das Unternehmen bietet alle Arten von Telekommunikationsdienstleistungen – so auch Festnetz- und Mobiltelefonie, TV, Internet und IT-Services – an und ist an zahlreichen ausländischen Gesellschaften beteiligt.

Wichtiger Aktionär von Proximus ist – ähnlich wie bei uns in der Schweiz bei der Swisscom – der belgische Staat. Grosser Pluspunkt von Proximus ist ihre Dividende: Die Firma bringt in der Tat eine sehr attraktive Dividendenrendite von aktuell über 9 Prozent. Damit ist die Aktie eigentlich für alle, die eine hohe Dividende suchen, hoch interessant.

Das Problem allerdings ist die von Ihnen angesprochene Kursentwicklung. Die Aktie hat allein in diesem Jahr rund 25 Prozent an Wert verloren. Die Anlegerinnen und Anleger sind skeptisch. Immerhin hat Proximus im zweiten Quartal positive Zahlen gebracht und die eigenen Prognosen erhöht. Im inländischen Geschäft in Belgien wächst Proximus kaum – hier hat der Umsatz nur um 1,9 Prozent auf 1101 Mio. Euro zugelegt und der Betriebsgewinn hat praktisch stagniert.

Ein zweistelliges Wachstum gibts indes bei den international aktiven Telesign und BICS, an der bis im letzten Jahr auch die Swisscom beteiligt war. Die Swisscom hatte ihre Beteiligung an Proximus verkauft. Auch auf Konzernebene stagnierte der Betriebsgewinn praktisch, obwohl der Umsatz zunimmt, was ein schlechtes Signal ist, obwohl Proximus eine Aufwärtsrevision der Prognose für das Gesamtjahr 2022 vorgenommen hat.

Negativ für die Proximus-Aktie war, dass das Unternehmen in Belgien stärkere Konkurrenz durch Digi bekommt, welche angekündigt hatte, dass sie auch in den dortigen Geschäftsmobilfunkmarkt einsteigt. Einen Kursdämpfer gab es auch, weil es Proximus nicht gelungen war, Telesign separat an die Börse zu bringen. Das Marktumfeld ist derzeit dafür zu schlecht. Weiter gedrückt wurde der Kurs durch den Bärenmarkt an den Börsen, weswegen viele Investoren aus Aktien geflohen sind. Die meisten Banken, welche Proximus abdecken, haben denn auch in den letzten Monaten ihre Kursziele für die Aktie gesenkt, was zusätzlichen Druck auf die Aktie ausübte.

Die hohe Dividendenrendite kann auch entstehen, weil der Kurs so stark gesunken ist, die Dividende aber konstant blieb.

Negativ ausgewirkt hat sich aus Sicht von Schweizer Anlegern zudem die Euroabwertung: Weil der Franken stärker geworden ist, mussten Sie Währungsverluste auf dem Euro verbuchen. Immerhin hat etwa Citigroup ihre Einstufung für die Proximus-Aktie von verkaufen auf neutral angehoben. Nachdem die Aktie stark gefallen ist, halte ich sie ebenfalls für unterbewertet.

Für spekulativ handelnde Investoren, welche hohe Risiken in Kauf nehmen können, bietet Proximus auf dem aktuell günstigen Niveau allenfalls sogar eine Kaufchance. Dies gibt Ihnen aber keine Garantie, dass sich der Titel bald erholt. Falls Sie die nötige Risikofähigkeit haben und das investierte Geld nicht rasch benötigen, würde ich bei Proximus Geduld haben und vorderhand nicht mit Verlust verkaufen. Wenn Sie die Aktie behalten, profitieren Sie wenigstens von der schönen Dividende, welche aus heutiger Sicht als gesichert gilt.

Leider ist eine hohe Dividendenrendite längst nicht immer ein gutes Signal: Diese kann auch entstehen, weil der Kurs wie im Fall von Proximus so stark gesunken ist, die Dividende aber konstant blieb. Vergleichbar ist die Situation mit jener bei den Aktien des deutschen Medienkonzerns ProSiebenSat1 Media: Auch hier profitiert man von einer hohen Dividendenrendite von rund 9 Prozent – aber eben auch nur deshalb, weil die Aktie schwer in den Keller ging. Insbesondere bei derart hohen Dividendenrenditen sollte man vorsichtig sein und ein Engagement besonders kritisch prüfen.