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FC Zürich im Letzigrund
Stadt bewilligt Ausbau der Südkurve und erhofft sich mehr Sicherheit

Fussballspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel im ausverkauften Stadion Letzigrund.
Sicht auf die Suedkurve, gesehen von der Haupttribuene, Westtribuene.
27.02.2022
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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In Kürze:
  • Die Stadt Zürich schafft 1700 neue Stehplätze im Letzigrundstadion.
  • Mehr Tickets im Sektor D darf der FC Zürich in Zukunft aber nicht verkaufen.
  • Stadtrat Filippo Leutenegger kritisiert die Fangewalt.
  • FCZ-Präsident Ancillo Canepa dankt der Stadt Zürich.

Sie haben sich geeinigt. Über eine Zweckbeziehung kommen sie aber nicht hinaus.

Ancillo Canepa, der Präsident des FC Zürich, wollte mehr Stehplätze, weil es immer mehr Fans gibt, die in die Südkurve im Letzigrund wollen. Nun kommt der Zürcher Stadtrat seinem Wunsch nach, wie er am Dienstag bekannt gab. Im Stadion, das der Stadt Zürich gehört, werden im Sitzplatz-Sektor D West neben der Südkurve 900 Sitzplätze entfernt und 1700 neue Stehplätze geschaffen. Mehr Tickets darf der FC Zürich deshalb aber nicht verkaufen.

Der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) sagt: «Wenn die Fans mehr Platz haben und sich besser verteilen können, sorgt das für mehr Sicherheit.» Das sei das Ziel der Massnahme. Dann schickt er nach: «Ich wünsche mir, dass sich Ancillo Canepa noch deutlicher von der Fangewalt distanziert.»

50 Prozent mehr Fans im Stadion

Schon im vergangenen Februar schrieb Filippo Leutenegger in einer Kolumne im «Tagblatt der Stadt Zürich»: «Es reicht!» Abseits der Stadien «knalle» es immer heftiger, besonders nach den Fussballmatchs. «Trams und Busse werden beschädigt, die Polizei oder gegnerische Fans angegriffen und Mitarbeitende der VBZ massiv bedroht.»

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100 Tage-FDP-Präsidium: Interview mit Filippo Leutenegger

Wie bekommt der neue FDP-Präsident die Parteiführung und sein Stadtratsamt unter den gleichen Hut?

Im Vorfeld des letzten Derbys im Oktober drangen FCZ-Fans in eine Turnhalle in Rickenbach ein und klauten ein GC-Banner. Im gleichen Monat überfielen FCZ-Chaoten eine Dorfchilbi in Wiesendangen. «Wir distanzieren uns immer von jeglicher Gewalt», sagte damals der Mediensprecher des FCZ zu «Watson». Konsequenzen überlege sich der Verein jedoch nicht. «Das ist die Aufgabe der Polizei. Der FC Zürich ist nur für die Sicherheit im Stadion zuständig.»

Filippo Leutenegger sagt nach dem Entscheid am Dienstag: «Der FC Zürich ist für die Südkurve verantwortlich.» Die Fangewalt sei schlecht für das Image des Fussballclubs und der Stadt Zürich. Er wolle, dass mehr Eltern mit Kindern Lust hätten, ins Letzigrund zu den Spielen zu gehen. «Aber wenn es im Umfeld der Spiele zu Ausschreitungen kommt, löscht das vielen Familien ab.»

Insgesamt ist die Zahl der Besucherinnen und Besucher bei FCZ-Heimspielen in den vergangenen fünf Jahren um rund 50 Prozent gestiegen. In der letzten Saison lag der Zuschauerschnitt bei 16’000 Fans. Stark vergrössert hat sich der Fanblock, die Südkurve. Insbesondere der Anteil von sehr jungen neuen Fans sowie von Mädchen und jungen Frauen hat überproportional zugenommen. «Die Kurve ist zum Auffangbecken von teils sehr auffälligen Kids zwischen 9 und 14 Jahren geworden», heisst es im Jahresbericht des Vereins der Fansozialarbeit. 

Trennwand im Sektor D wird nicht verschoben

Als der FC Zürich im Juli die Saisonkarten für die Südkurve verkaufte, standen die Fans Schlange, um sicher ein Ticket zu bekommen. Einige übernachteten sogar vor dem Fanshop.

Ancillo Canepa forderte darauf, den Stehplatz-Sektor zu erweitern, weil immer mehr Zuschauer zu den Heimspielen kommen. Zahlreiche Fans würden auf den Sitzplatz-Sektor ausweichen und dort das Spiel stehend verfolgen.

Portrait von FCZ-Praesident Ancillo Canepa, fotografiert in seinem Buero.
26..01.2024
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Weil es dort keine Wellenbrecher habe, sei dies gefährlich, so der FCZ-Präsident. «Ich selbst habe als Jugendlicher eine solche Situation im damaligen Letzigrundstadion erlebt und bin fast erdrückt worden», schreibt Canepa am Dienstag in einem Statement. Er habe sich mit Fans aus der Südkurve ausgetauscht. Diese hätten ihm bestätigt, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen komme, besonders für Kinder und Jugendliche. 

Die Stadt versprach, das Thema «prioritär» zu behandeln. Eine Expertengruppe aus Sicherheitsverantwortlichen des FC Zürich, der Polizei und des Sportamts traf sich. Und kam nun zum Schluss, dass «die Schaffung von zusätzlichen Stehplätzen die Situation verbessern kann».

Ancillo Canepa schreibt: «Ich danke der Stadt Zürich, dass sie unser Anliegen nun berücksichtigt hat.» Der Grasshopper-Club Zürich war nicht in die Diskussionen involviert. Seine Fankurve ist auf der anderen Seite des Stadions.

Wann genau der Umbau beginnt, ist noch in Planung. Die bisherige Trennwand zu den Sitzplätzen wird nicht verschoben, was wohl weiterhin dazu führt, dass Stehen in der bisherigen Südkurve attraktiver bleibt. Die neu geschaffenen zusätzlichen Stehplätze sollen lediglich einen «Überlauf für den überfüllten bereits bestehenden Sitzplatzbereich der Südkurve bilden», heisst es in der Mitteilung. Was mit den Tickets der Saisonkartenbesitzer passiere, deren Sitzplätze in Stehplätze umgewandelt würden, sei noch nicht klar.

Fussballspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel im ausverkauften Stadion Letzigrund.
Sicht auf die Choreografie der Suedkurve, gesehen von der Haupttribuene, Westtribuene.
27.02.2022
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

FCZ beteiligt sich an den Kosten

Der Umbau im Letzigrund soll rund 200’000 Franken kosten. 40’000 Franken übernimmt der FC Zürich, der das Stadion mietet. Den Rest bezahlt die Stadt. Filippo Leutenegger sagt: «Die Beteiligung der Stadt an den Kosten zur Erweiterung der Südkurve ist an keine Gegenleistung des FC Zürich geknüpft.» Die Stadt Zürich und der FC Zürich müssten gemeinsam gegen die Fangewalt vorgehen.

Bereits im September haben sowohl die Stadt als auch der Fussballverein angekündigt, zusammen Geld in die Fansozialarbeit zu investieren. Acht Tutorinnen und Tutoren sollen sich ab 2025 für die Gewaltprävention einsetzen. Damit gemeint sind junge erwachsene FCZ-Fans, die ein «angemessenes Verhalten inner- und ausserhalb der Stadien und im öffentlichen Raum» vermitteln sollen.

Der Stadtzürcher GLP geht das zu wenig weit. Anfang November reichte die Fraktion eine Interpellation ein, wie die NZZ berichtete. Der Vorstoss regt an, dass die Stadt den Fussballvereinen in letzter Konsequenz den Letzigrund als Stadion entziehen soll, wenn die Vereine die Fangewalt nicht in den Griff bekommen. «Wenn wir nicht endlich handeln, ermöglichen wir den Fans einen rechtsfreien Raum», sagt Markus Merki. 

Am Mittwoch stimmt der Gemeinderat darüber ab, ob die Interpellation der GLP als «dringlich» behandelt und noch dieses Jahr vom Stadtrat beantwortet werden muss. Dass die Stadt Zürich den Ausbau der Südkurve ermöglicht, findet Markus Merki weder gut noch schlecht. Die Sicherheit im Stadion könne womöglich erhöht werden. «Das Problem der Fangewalt wird damit aber nicht gelöst.»