Weitere Kostenüberschreitung in ZürichDie neue Rathausbrücke wird fast doppelt so teuer wie geplant
Der Neubau der Gemüsebrücke kostet 58 statt 32 Millionen Franken. Als Hauptgrund gibt das Tiefbauamt Projekterweiterungen und höhere Verwaltungskosten an.
Es hat in der Stadt Zürich schon fast Tradition: Ein weiteres grosses Bauprojekt wird massiv teurer als geplant. Die neue Rathausbrücke, im Volksmund auch Gemüsebrücke genannt.
In der jüngeren Vergangenheit mussten die städtischen Bauämter die Kostenschätzungen für die Tonhalle-Sanierung, das Schulhaus Saatlen, die Wache Nord, das VBZ-Tramdepot massiv nach oben korrigieren. Das j¨üngste Beispiel war das neue Sportzentrum Oerlikon, das 400 statt 210 Millionen Franken kosten wird.
Für die neue Rathausbrücke hatte der damalige AL-Stadtrat Richard Wolff 2019 die Kosten auf 32 Millionen Franken geschätzt. Am Mittwoch gab der Zürcher Gesamtstadtrat eine Kostensteigerung auf 58,35 Millionen bekannt. Hauptgrund dafür seien zahlreiche Projekterweiterungen.
Hochwasserschutz wird ausgebaut
Eine davon ist der Hochwasserschutz. Da die heutige Gemüsebrücke ein Engnis darstellt und die Limmat im Falle eines Hochwassers über die Ufer zwingen könnte, muss das Flussbett ausgebaggert werden.
Wie sich herausstellte, muss die Absenkung tiefer werden als 2019 geplant. Denn die Limmat muss im Fall eines Hochwassers auch Wasser aus dem Sihltal schlucken, das über einen neuen Entlastungsstollen bei Thalwil in den Zürichsee geleitet wird. Wenn dieses Wasser nicht unter der Gemüsebrücke durchfliessen kann, droht eine Überflutung der angrenzenden Stadtquartiere.
Stadt spricht von normalem Vorgehen
Fast 10 Millionen Franken mehr sind für die Sanierung nötig, weil auf der Brücke ein anderer Belag nötig ist als bisher vorgesehen. Ausserdem muss der Brückenrand angepasst und das Geländer höher werden.
Evelyne Richiger, Sprecherin des Tiefbauamts, sprach auf Anfrage von einem normalen Vorgehen. Am Erscheinungsbild der Brücke, wie es die Architekten vorgesehen haben, werde dies kaum etwas ändern.
Zu Mehrkosten werden auch die sogenannten Rechtserwerbsentschädigungen führen. Damit wird von den Besitzerinnen der angrenzenden Liegenschaften das Recht erkauft, ganz nahe an diesen Häusern zu bauen, wie Richiger erklärt.
Breiter als ursprünglich vorgesehen muss zudem die Hilfsbrücke sein, über die die Versorgung und die Entsorgung im angrenzenden Altstadt-Quartier gewährleistet wird. Zu guter Letzt verursachen auch die Verwaltung und die Teuerung Mehrkosten.
Marktfahrer müssen zusammenrücken
Einschränkungen wird es auch für die Marktfahrenden auf der Gemüsebrücke geben. Laut der Mitteilung ist der traditionelle Samstagmarkt im ersten Baujahr, in dem vor allem die Limmat abgesenkt wird, normal möglich.
Auch in den folgenden Baujahren kann der Markt stattfinden, allerdings müssen dann auf der Brücke Ersatzflächen definiert werden. Dies geschehe gemeinsam mit den Marktfahrenden, schreibt der Stadtrat.
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich werden Ende 2024 über den 58-Millionen-Franken-Kredit abstimmen. Wenn er bewilligt wird, rechnet der Stadtrat im besten Fall 2025 mit dem Baubeginn im Flussbett. Ein Jahr später soll dann der Abbruch und Neubau der Brücke erfolgen. Gleichzeitig soll auch das Rathaus mit dem Parlamentssaal saniert werden. Bauherr ist dort der Kanton Zürich und nicht die Stadt.
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