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Kostenexplosion kein Einzelfall
Diese Bauprojekte kamen Zürich teuer zu stehen

ZÜRICH 20.09.17 Themenbild: Baustelle Tonhalle Zürich. © Samuel Schalch / Tages-Anzeiger
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Und plötzlich kostet es das Doppelte: Der Bau des Sportzentrums Oerlikon wird die Finanzen voraussichtlich mit 400 statt der ursprünglich geplanten 210 Millionen Franken belasten. Dies teilten die Stadträte Filippo Leutenegger (FDP) und André Odermatt (SP) am Mittwochnachmittag mit.

Es handelt sich um ein weiteres Kapitel in einer Reihe von Zürcher Planungsdebakeln und Kostenexplosionen.

Die Wache Nord wird zum Albtraum

*22 Millionen Franken für eine Baugrube*: Jetzt reagiert die Zürcher Politik auf die Baupanne bei der Wache Nord in Oerlikon
Zürich, 13.5.2023

Die Sanität und die Feuerwehr erhalten in Zürich-Oerlikon ein neues Gebäude. Bereits bei der Planung der Wache Nord kam es zu einer frappanten Kostensteigerung. 2016 rechnete die Stadt noch mit Grobkosten von 48 Millionen Franken. Drei Jahre später wurden daraus 85 Millionen. Die Begründung der Stadt: Die Anforderungen an das Gebäude seien deutlich höher und die benötigte Nutzfläche grösser als angenommen. 2021, als das Projekt vor die Stimmbevölkerung kam, war der Kredit bereits auf 107 Millionen Franken angewachsen.

Doch damit nicht genug: Bei einem Wassereinbruch im Mai 2023 wurde die Baugrube geflutet. Für Notmassnahmen und die Trockenlegung sprach der Stadtrat zusätzliche 21,55 Millionen Franken.

Tonhalle und Kongresshaus: Ein Prestigeprojekt läuft schief

Tonhalle und Kongresshaus Zuerich

16.06.2021
©Andrea Zahler
KOSTENPFLICHTIG

Im Jahr 2016 bewilligte das Stadtzürcher Stimmvolk die Totalsanierung des denkmalgeschützten Kongresshauses und der Tonhalle. Laut Abstimmungszeitung sollte der Umbau höchstens 165 Millionen Franken kosten. Doch 2019 musste der Stadtrat eingestehen, dass die Kosten aus dem Ruder gelaufen waren. Zusätzliche 13 Millionen wurden nötig.

ZÜRICH 20.09.17 Tonhalle Zürich: Gemeinsame Medieneinladung der Kongresshaus-Stiftung und der Stadt Zürich: Medienkonferenz und Rundgang zum Baustart. Stadtpraesidentin Corine Mauch und Stadtrat Andre Odermatt, Vorsteher Hochbaudepartement. © Samuel Schalch / Tages-Anzeiger

Eine Untersuchung durch die Geschäftsprüfungskommission des Gemeinderats und ein Expertenbericht von Baufachleuten förderten gröbere Mängel zutage. Die Rede war von einer überforderten Gesamtleitung, einem überstürzten Projektablauf und von ständigen Projektänderungen.

Die beteiligten Stadtratsmitglieder wurden kritisiert. Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) versicherte im September 2020 im Rat: Man habe «aus Fehlern gelernt».

Saniertes Hallenbad kostet fast so viel wie ein Neubau

Hallenbad City, im Bau, 22.12.2011, © Dominique Meienberg

Als die Stadt die Sanierung des Hallenbads City in Angriff nahm, war die Rede von 15 Millionen Franken. Doch wie sich herausstellen sollte, war das 1941 eröffnete Bad in einem viel schlechteren Zustand als angenommen. Der Projektierungskredit wurde Mitte 2008 erhöht (von 1 auf 2,7 Millionen Franken) und die Bausumme auf 30 bis 40 Millionen geschätzt. Bewilligt wurden schliesslich 44 Millionen Franken.

Trotz Kritik von links wie rechts an der Kostenexplosion hielt der Stadtrat an der Sanierung fest. Denn, so argumentierte er, ein Neubau würde rund 60 Millionen Franken kosten.

Eröffnen konnte das sanierte Bad im Januar 2013 mit sechs Monaten Verzögerung. Grund waren undichte Stellen im Hauptbecken. Immerhin war dies mit keinen Mehrkosten für die Stadt verbunden, da es sich um Baumängel handelte, die die Baufirmen beseitigen mussten.

Tramdepot: Spagat zwischen Denkmalschutz und Energiezielen

Das aufwendig sanierte Tramdepot beim Bahnhof Wiedikon.

Die Stadt hat das VBZ-Tramdepot Kalkbreite bei laufendem Betrieb saniert, die Arbeiten wurden 2019 fertiggestellt.

In der ersten Variante hätte dies 13 Millionen Franken gekostet. Doch damit wären nur die bestehenden Bauteile der historischen Halle originalgetreu instand gestellt worden, nicht aber energetisch verbessert. Dann besann sich der Stadtrat auf den Auftrag des Volkes: die 2000-Watt-Gesellschaft in Zürich.

Die Vorgaben des Denkmalschutzes und die Energieziele unter einen Hut zu bringen, erwies sich aber als schwierig – und teuer. Beispielsweise waren die grossflächigen Rasterfenster in einem schlechten Zustand und energetisch gesehen suboptimal. Doch aus Gründen des Denkmalschutzes konnten sie nicht einfach weg.

32 Millionen Franken hat die aufwendige Sanierung schliesslich gekostet. Diese umfasste auch die Isolierung des Dachs, eine zweite innere Hülle der Halle und Solarpanels.

Ein Megaschulhaus wird noch grösser

Visualisierung des Bauprojekts Saatlen.

In Bildung investiertes Geld ist gut investiertes Geld. Dieser Meinung ist auch die Zürcher Stimmbevölkerung und lässt sich ihre Schulhäuser etwas kosten. Entsprechende Abstimmungsvorlagen kommen jeweils problemlos durch.

Stirnrunzeln gab es jedoch, als die Details zum Schulhaus Saatlen bekannt wurden. 231 Millionen Franken mussten für den Bau der Anlage in Schwamendingen bewilligt werden. Das sind rund 4 Millionen Franken pro Schulklasse.

In der Machbarkeitsstudie waren noch Erstellungskosten von 160 Millionen angedacht gewesen, bei einer Genauigkeit von plus/minus 25 Prozent. Diese Toleranz ist während der Projektierung fast ganz ausgeschöpft worden. Nun wird von Baukosten von 192 Millionen Franken ausgegangen, einschliesslich Reserven kommt man auf besagte 231 Millionen.

Der Projektrahmen ist nämlich nach und nach geändert worden, wie in einem Stadtratsbeschluss nachzulesen ist. Unter anderem wurden das Schwimmbad und die Sporthalle redimensioniert sowie, angesichts des Bevölkerungswachstums, ein zusätzlicher Stock geplant. Bürgerliche wie die FDP-Gemeinderätin Sabine Koch kritisierten, es mache den Anschein, «dass hier alles gewünscht werden kann und es dann gebaut wird».