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Stadtrat Odermatt zur Kostenexplosion
«Das ist ein stolzer Betrag, aber Zürich kann sich das leisten»

So soll das Sommerbad im neuen Sportzentrum in der Nähe der Messe Zürich aussehen. Stehen soll die Anlage 2030.
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«Es ist ein Sportzentrum der Superlative, mehr super geht in der Schweiz gar nicht», schwärmte der Stadtzürcher Sportminister Filippo Leutenegger (FDP) vor zwei Jahren bei der Präsentation des Wettbewerbsergebnisses für das Sportzentrum Oerlikon.

Es ist ein Komplex mit drei Sportanlagen. Die Stadt will ihn angrenzend an das Hallenstadion und die Messe Zürich hochziehen, auf beiden Seiten der Wallisellenstrasse – dort, wo sich heute das Hallenbad Oerlikon, die Kunsteisbahn, Fussballfelder und Tennisplätze befinden.

Hallenbad und Kunsteisbahn «stark sanierungsbedürftig»

Das Hallenbad von 1978 und die Kunsteisbahn von 1984 sind laut dem Stadtrat stark sanierungsbedürftig, entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen und sollen deshalb abgerissen werden. Neu sind im Hauptgebäude nördlich der Wallisellenstrasse ein Hallenbad mit wettkampftauglichem 50-Meter-Becken, ein Sprungbecken und zwei Lernschwimmbecken geplant.

Hinzu kommen eine ganzjährig nutzbare Eissportanlage mit zwei übereinanderliegenden Eisfeldern und ein Sommerbad. Ergänzt wird das Ganze durch einen Gastronomiebereich sowie Gymnastik- und Trainingsräume. Auch ein Werkhof ist integriert.

Weiter gehören zum Neubauprojekt eine grosse Rasensportanlage mit drei Naturrasen- und vier Kunstrasenfeldern - eines davon auf dem Dach des Hauptgebäudes.  Dazu kommen ein Garderobengebäude mit 24 Team-Garderoben sowie öffentlich zugängliche Grünflächen.

Das Sportzentrum Oerlikon werde «einen wichtigen Beitrag zur Deckung des steigenden Bedarfs an Sportinfrastruktur leisten», betonten die Stadträte Filippo Leutenegger und André Odermatt (SP) am Mittwoch an einer Medienkonferenz.

Doch die Superlativen haben ihren Preis. Die Stadträte mussten eine happige Kostensteigerung bekanntgeben. Bisher rechnete die Stadt für das Projekt des Zürcher Architekturbüros Boltshauser mit Kosten von rund 210 Millionen Franken. 

Nun gehen die Prognosen fast vom Doppelten aus. Je nach Entwicklung der Teuerung werde der Stimmbevölkerung 2025 voraussichtlich ein Ausführungskredit von in der Höhe von 370 bis 400 Millionen Franken vorgelegt, sagte Odermatt an der Medienkonferenz.

Odermatt sagte zu diesen Zahlen: «Das ist ein stolzer Betrag, aber Zürich kann sich das leisten.» Stadtrat laut Filippo Leutenegger wies auf «harte Verzichtsplanung» hin, welche man angesichts der steigenden Kosten gemacht habe. So wird es kein Wärmebad im Freien geben, wie es anfänglich geplant war. 

Teuerung, Altlasten, Projektanpassungen

Für den Bau des Sportzentrums rechnet die Stadt neu mit Ausgaben von 305 Millionen Franken. Hinzu kommen 6 Millionen Franken für «Drittprojekte» wie den Bau neuer Werkleitungen und die Verlegung der VBZ-Haltestelle sowie die üblichen Kostenreserven im Umfang von 20 Prozent, was 62 Millionen Franken ausmacht.

Im neuen Sportzentrum soll es neben Eisflächen, Hallen- und Freibad sowie Fussballfeldern auch Gastroangebote geben.

Als Hauptgründe für den massiven Kostensprung nennt der Stadtrat die Teuerung, Altlasten im Baugrund und Projektanpassungen. So habe sich im Verlauf der Planung herausgestellt, dass es etwa bei der Haustechnik und den Betriebsabläufen zu Mehrkosten von 33 Millionen Franken kommen wird.

Zudem müssen neu auch noch 23 Millionen Franken eingerechnet werden wegen «unvorhersehbarer Herausforderungen» aufgrund von Altlasten. Laut Odermatt ist das Gebiet im Altlastenkataster des Kantons nicht als Verdachtsfläche eingetragen. Nach Untersuchungen des Baugrundes sei aber klar, dass das Gebiet belastet sei und deswegen Baugrund abgetragen und entsorgt werden müsse.

Seit dem Start des Vorprojektes vor zwei Jahren ist zudem die Bauteuerung um fast 15 Prozent gestiegen, was bei diesem Grossprojekt weitere Mehrkosten von 39 Millionen Franken auslöst.

«Grosser Bedarf an Sportinfrastruktur»

Angesichts der Kostenentwicklung bemühten sich Odermatt und Leutenegger, die Bedeutung des neuen Sportzentrums zu betonen. Die Stadtbevölkerung werde immer aktiver und treibe häufiger regelmässig Sport, dadurch steige der Bedarf nach Sportinfrastruktur stetig an. «Zürich ist eine Sportstadt», sagte Leutenegger.

Blick in die Schwimmhalle des neuen Sportzentrums.

Die Nachfrage der Zürcherinnen und Zürcher nach Sportgelegenheiten befriedige die neue Sportstätte «auf ideale Art und Weise». Die Eishallen erweiterten das Angebot sowohl für Vereine als auch für die Öffentlichkeit.

Das zusätzliche Kunstrasenfeld auf dem Dach schaffe dringend benötigte Fläche für den Rasensport. Das neue Hallenbad verfüge über einen vergrösserten Familienbereich und decke den zusätzlichen Bedarf für das obligatorische Schulschwimmen. Bauvorsteher Odermatt unterstrich dabei die Synergien des Grossprojektes: «Wenn wir dies alles separat bauen müssten, käme es viel teurer.»

Tennisplätze müssen weichen

Allerdings gibt es auch Verlierer. So müssen die sechs Tennisplätze des Tennisclubs Oerlikon beim heutigen Hallenbad Fussballplätzen weichen. Das sorgt für Kritik im Quartier, rund 4000 Personen haben eine Petition für den Erhalt der Tennisplätze unterschrieben.

Allerdings hält der Stadtrat an seiner Planung fest. Laut Leutenegger wurden dem Tennisclub andere Anlagen als Alternative angeboten.

Die Stimmbevölkerung wird voraussichtlich im September 2025 über den Ausführungskredit entscheiden können. Bei einem Ja könnte 2026 mit dem Bau begonnen werden, das Hauptgebäude wäre dann 2030 bezugsbereit, das Gesamtareal mit den Rasenfeldern 2034.

Nicht zum ersten Mal

Die Reaktionen zu den Kostensteigerungen fallen mehrheitlich kritisch aus. Die SVP ist konsterniert; man müsse nochmals über die Bücher. Die GLP kritisiert, dass der Stadtrat erneut von Altlasten überrascht werde. Die SP und die AL pochen auf eine sorgfältigere Projektentwicklung und auch die Grünen wollen die Mehrkosten genau prüfen.

Kostensteigerungen bei der Planung von Grossprojekten musste die Stadt in jüngster Zeit immer wieder bekannt geben. So etwa bei der Sanierung des Kongresshauses, beim Bau des Schulhauses Saatlen in Schwamendingen oder beim Bau der neuen Wachen von Schutz & Rettung.